Seit über 100 Jahren ist die Bahnhofsbrücke eine wichtige Verkehrsachse in der Hansestadt Lübeck: Sie überführt die Fackenburger Allee über den Gleisbereich der Deutschen Bahn und erleichtert den Zugang zum Hauptbahnhof. Mit ihrem Neubau hat Lübeck Ende 2024 einen wichtigen Meilenstein bei der Stärkung seiner Infrastruktur erreicht – und in seinem bis 2037 angelegten Brückenbauprogramm.
Zuvor führte die für Lübecks Personen- und Güterverkehr essenzielle Verbindung über ein Bauwerk aus dem Jahr 1907. Seit ihrer Eröffnung ist der Verkehrsfluss über die Brücke stetig stärker geworden. Zwar wurde sie im Laufe der Jahrzehnte mehrfach modernisiert, dennoch zeigte die Brücke zuletzt starke Alterserscheinungen – etwa Rostschäden und Risse.
Untersuchungen ergaben, dass ihre Tragfähigkeit nicht mehr den Anforderungen entsprach. Nur ein Neubau konnte langfristig Sicherheit und Leistungsfähigkeit garantieren. Die Bauarbeiten begannen im Frühjahr 2021 und wurden nach nicht einmal vier Jahren termingerecht und unter Einhaltung des Kostenrahmens abgeschlossen. Die neue Brücke verfügt über sechs statt bisher vier Fahrstreifen.
Insgesamt beliefen sich die Kosten für den Neubau der Bahnhofsbrücke auf rund 36,4 Millionen Euro. Er wurde aus städtischen Mitteln sowie durch Zuschüsse des Landes Schleswig-Holstein (13 Millionen Euro) und der Deutschen Bahn (12,7 Millionen Euro) finanziert.
Die neue Bahnhofsbrücke in Lübeck beweist nicht nur eine durchdachte Planung und Ausführung sowie die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten. Sie ist auch ein Beispiel für herausragende Ingenieurleistungen und den erfolgreichen Einsatz innovativer Bautechniken unter anspruchsvollen Bedingungen – insbesondere dem laufenden Bahnbetrieb.
Wie lief der Neubau der Bahnhofsbrücke ab? Welche Bauabschnitte gab es? Und welche Bedeutung hat die Brücke für die Hansestadt Lübeck? Bausenatorin Joanna Hagen und Projektleiterin Ulrike Schölkopf geben einen Einblick.
Die Bauphasen - Schritt für Schritt zur neuen Brücke
Der Neubau der Bahnhofsbrücke erfolgte in mehreren Abschnitten: Zunächst wurde die östliche Brückenhälfte abgerissen und neu gebaut, danach die westliche Hälfte. Anschließend wurde die östliche Brückenhälfte per Querverschub mit der westlichen Hälfte zusammengefügt – ein technisches Highlight im Projekt. Im folgenden Slider erfahren Sie mehr über die einzelnen Schritte beim Neubau. Hier können Sie den Bauverlauf in einem Zeitstrahl nachvollziehen.
Das Baustellenforum zur Erneuerung der Bahnhofsbrücke
Die Hansestadt Lübeck setzte beim Neubau der Bahnhofsbrücke auf ein partnerschaftliches Miteinander von Bürger:innen, Unternehmen, Verbänden und allen, denen die Lübecker Innenstadt am Herzen liegt. Die verkehrlichen Einschränkungen durch die Bauarbeiten sowie deren Auswirkungen sollten, soweit möglich, auf ein Mindestmaß reduziert werden. Hier war gute Kommunikation gefragt. Neben zahlreichen Informationsangeboten wurde deshalb das „Baustellenforum Bahnhofsbrücke“ ins Leben gerufen.
Etwa 25 Vertreter:innen aus Verbänden und Vereinen, Handel, Verkehr, Logistik, Tourismus, der Verwaltung und dem Rettungswesen kamen in diesem Forum zu vier Tagungen zusammen, um ihr Wissen und ihre Problemkenntnis in die Planung einfließen zu lassen. Das Forum trug so zu einer optimierten Entscheidungsfindung während der Bauphase bei. An dieser Stelle gilt allen Teilnehmenden noch einmal unser ausdrücklicher Dank für ihr Engagement!
Baustellenführung beim vierten Treffen des Baustellenforums am 17. Mai 2024
Geschafft! Lübeck feiert seine neue Bahnhofsbrücke
Am 13. Oktober 2024 feierte die Hansestadt Lübeck die Fertigstellung der neuen Bahnhofsbrücke bei einer öffentlichen Veranstaltung am neuen Bauwerk. Im Mittelpunkt stand dabei die Preisverleihung eines Papierbrückenwettbewerbs, den die Stadt im Mai zu diesem Anlass ausgerufen hatte: Lübecker Schüler:innen waren dazu aufgerufen, aus Papier möglichst leichte Brücken zu konstruieren (maximal 250 Gramm), die gleichzeitig möglichst stabil sind: Die Brücken, die bei minimalem Eigengewicht die größte Last tragen, gewinnen.
Rund 150 Schüler:innen nahmen an dem Wettbewerb teil und reichten über 60 kreative Brückenkonstruktionen ein. Bei der Veranstaltung am 13. Oktober wurden alle Brücken live auf ihre Stabilität getestet. Insgesamt konnten die eingereichten Brücken eine beeindruckende Gesamtlast von über 500 Kilogramm tragen. Neben den offiziellen Preisgeldern für die Gewinner:innen durften sich alle Teilnehmenden für ihre Leistungen über Marzipangeschenke der Firma Niederegger freuen. Das beste Ergebnis erzielte die Brücke eines Drittklässlers aus dem Lerndorf Mona, die sage und schreibe 30,2 Kilogramm trug. Zu den Preisträger:innen gehörten auch Schüler:innen der Ernestinenschule, der Domschule und der Thomas-Mann-Schule. Ein Sonderpreis für die beste Gestaltung ging an Neuntklässler:innen des Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasiums. Nach der Veranstaltung erfolgten bis Dezember 2024 noch einige Restarbeiten, etwa am Asphalt, um die neue Bahnhofsbrücke endgültig fertigzustellen.
Die Bahnhofsbrücke vor und nach dem Umbau im Vergleich