Die Erde erwärmt sich seit der Industrialisierung weltweit und vom Menschen verursacht. Bereits jetzt sind die Folgen insbesondere in Form von Hitzewellen, Dürren, Starkregen und Meeresspiegelerhöhung deutlich zu spüren. Vor allem die letzten Jahre haben gezeigt, wie sich Hitzewellen und daraus resultierender Hitzestress auf Lübeck und die hier lebenden und arbeitenden Menschen auswirken. Hitzesommer wie im Jahr 2018 mit einer hohen Anzahl an Hitzetagen mit Temperaturen von 30° C und mehr sowie Tropennächten mit 20° C und mehr werden sehr wahrscheinlich zukünftig immer häufiger auftreten.
Die bisherige Entwicklung
Für den Zeitraum von 1991 bis 2020 betrug in Lübeck die mittlere Jahrestemperatur 9,3 °C und entspricht damit dem deutschlandweiten Durchschnitt. Im Vergleich zum Zeitraum von 1971 bis 2000 hat damit bereits eine deutliche Erwärmung um 0,6 °C stattgefunden. Doch die Erwärmung wird noch offensichtlicher, wenn der Zeitraum von 1881 bis 1910 (dem Beginn der meteorologischen Aufzeichnung) zum Vergleich herangezogen wird. Dann hat Lübeck bereits eine Erwärmung von 1,3 °C erreicht. Zudem sind die fünf wärmsten Jahre allesamt in den letzten 10 Jahren (2014–2023) aufgetreten.
Noch stärker als die „schleichende Veränderung“ der Jahresmitteltemperatur wirken sich Hitzeperioden auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Bevölkerung aus. Während das zehnjährige Mittel im 20. Jahrhundert zwischen ein bis drei Hitzetagen pro Jahr lag, kam es seitdem zu einer Häufung heißer Tage, vor allem in den Sommern 2015 mit 9 Tagen, 2020 mit 10 Tagen, 2019 mit 12 Tagen und 2018 mit 16 Tagen. Es ist zu erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzen wird und die Wahrscheinlichkeit von Hitzewellen zunimmt.
Trockenheit hat in Lübeck seit den 2000er Jahren zugenommen, die Bodenfeuchte deutlich abgenommen. Dies wirkt sich auf die Pflanzen aus, die teilweise unter Trockenstress stehen, wie zum Beispiel im Hitzesommer 2018.
Warming Stripes: Die farbigen Streifen zeigen die jährliche Abweichung der Temperatur in Schleswig-Holstein vom Mittelwert 8,6 °C aus dem Zeitraum 1971–2000 für die Jahre 1881 bis 2022. Dabei steht jeder Streifen für ein Jahr. Die Abweichung wird in Kelvin (1 K entspricht 1 °C) angegeben. Die Grafik wurde von Ed Hawkins entwickelt (Quelle: https://showyourstripes.info, Datenquelle: Deutscher Wetterdienst).
Hitze in der Zukunft
Bedingt durch den Klimawandel wird die Jahresmitteltemperatur in Lübeck bis zum Jahr 2100 deutlich ansteigen, vor allem zum Ende des Jahrhunderts. Die entsprechenden Klimamodelle zeigen für die Zukunft einen Temperaturanstieg in allen Monaten auf, mit größeren Temperaturveränderungen im Sommer und im Winter als im Frühjahr und Herbst. Im Sommer wird die jährliche Anzahl an Sommertagen mit Temperaturen von 25 °C und mehr sowie Hitzetagen mit Temperaturen von 30° C und mehr deutlich zunehmen.
2023 hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) einen aktualisierten Klimareport für Schleswig-Holstein herausgegeben. Folgende Veränderungen werden dort beschrieben:
deutlicher Trend der Erwärmung in Schleswig-Holstein
seit 1881: Anstieg der Jahresmitteltemperatur in Schleswig-Holstein um 1,6 °C
kurzfristiger Planungshorizont (2031–2060): landesweit Erwärmung im Durchschnitt um 1,2 bis 1,9 °C
langfristiger Planungshorizont (2071–2100): werden die Klimaschutzziele erreicht, ist eine Stabilisierung der Erwärmung auf weitere 1,2 °C möglich; wird jedoch „Weiter wie bisher“ agiert, ist eine Erwärmung um 3,6 °C im Durchschnitt wahrscheinlich
Klimanotstand, Masterplan Klimaschutz und Klimaanpassungskonzept
Um die Folgen des Klimawandels einzudämmen, muss der Kohlendioxid-Ausstoß in der Hansestadt drastisch gesenkt werden. Um dies zu erreichen, müssen alle ihren Beitrag leisten: Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, die Zivilgesellschaft sowie die Verwaltung. Aus diesem Grund hat die Lübecker Bürgerschaft im Mai 2019 den Klimanotstand festgestellt und damit erklärt, dass die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 °C höchste Priorität hat.
Der Lübecker Masterplan Klimaschutzist der gesamtstädtische Fahrplan zum Klimaschutz für die Zukunft. Er gibt den Weg vor, wie die internationalen Klimaziele in der Hansestadt erreicht werden. Für die Umsetzung wird vom Ziel her gedacht. Das bedeutet: die Zielsetzung 50 % Einsparung von Treibhausgasen bis 2030 (Referenzjahr 2019) und Klimaneutralität 2035 wird mit Umsetzungsmaßnahmen für alle Verursachergruppen hinterlegt. Hier finden Sie weitere Informationen zum Klimaschutz in Lübeck.
Zusätzlich hat die Lübecker Bürgerschaft im September 2020 das Klimaanpassungskonzept beschlossen. Das Konzept umfasst 21 Maßnahmen, die dafür sorgen, die Stadt in den nächsten Jahren und Jahrzehnten Schritt für Schritt an die Folgen des Klimawandels anzupassen und widerstandsfähiger zu gestalten. So können u.a. Hitzewellen und Trockenperioden abgepuffert und entschärft werden. Hier finden Sie weitere Informationen zur Anpassung an den Klimawandel.