Als Jahr der Gründung Lübecks wird 1143 genannt. In diesem Jahr verlieh Graf Adolf von Schauenburg einer wohl bereits seit längerem bestehenden christlichen Kaufmannssiedlung auf dem fast vollständig von den Flüssen Wakenitz und Trave umgebenen eiförmigen Hügel Buku das Stadtrecht. Auf diesen Ort wurde der Name „Liubice“/"Lübeck" übertragen.
Lübeck erschien 1072 zum ersten Mal in der Geschichtsschreibung. Damals bezeichnete „Liubice“ (Siedlung der Leute des L’ub; L’ubomir oder L’ubobrat) jedoch nicht die heutige Stadt, sondern eine slawische Siedlung aus dem 9. Jahrhundert (Besiedlungen in "Alt Lübeck" können bis in das Jahr 819 zurückverfolgt werden). Sie lag nicht auf der Halbinsel, sondern einige Kilometer traveabwärts, wo die Schwartau in die Trave mündet. An der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert war Alt Lübeck eine bedeutende „Frühstadt“ mit Burg, dazugehörigen Siedlungen, einer christlichen Kirche und einer kaufmännischen Niederlassung mit Handelsbeziehungen bis nach Skandinavien und weit in den Osten. Machtkämpfe zwischen den Slawen führten im Jahr 1138 das Ende der alten Siedlung herbei: „Liubice“ wurde niedergebrannt.
Doch das Ende von „Liubice“ war die Geburtstunde des heutigen Lübecks. Adolf von Schauenburg, Graf von Holstein, erkannte die günstige Lage der provisorischen Kaufmannssiedlung auf der hügeligen Halbinsel Buku, um das kurz zuvor unterworfene slawische Gebiet zu sichern. So ließ er 1143 auf der heutigen Altstadtinsel nach deutschem Recht eine Stadt errichten, sicherte den einzigen Zugang zur Siedlung im Norden mit einer Burg und siedelte Kolonisten aus Westfalen und dem Rheinraum dort an. Dem entstehenden Ort übertrug er den Namen der alten slawischen Siedlung: Lübeck war geboren.
Die junge Stadt blühte bald auf und zog Kaufleute von nah und fern an. Dass die Stelle handelspolitisch geschickt gewählt war, merkte auch der Lehnsherr von Graf Adolf, Herzog Heinrich der Löwe, schnell am Rückgang des Handels in seinen Marktplätzen Bardowik und Lüneburg. Viele Kaufleute wanderten nach Lübeck ab. Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen dem Herzog und dem Grafen. Die Entscheidung wurde durch einen Brand der Stadt 1157 herbeigeführt.
Nachdem eine zwischenzeitlich südlich von Lübeck vom Herzog neu gegründete „Löwenstadt“ nicht florierte, trat der Graf dem Herzog die Halbinsel nach Verhandlungen ab und dieser ließ die Stadt dort wieder aufbauen.
Im Bewusstsein, ein neues, großes Ausfalltor zur Ostsee zu bauen, stattete Herzog Heinrich der Löwe die Stadt mit zahlreichen Rechten und Freiheiten aus. Die Bürger entwickelten auf der Grundlage des Soester Rechts ihr Stadtrecht, das später als "Lübisches Recht" von mehr als 100 Städten im Ostseeraum übernommen wurde. Schon damals wurde der Grundriss der heutigen Altstadt in Teilen festgelegt: Der Hügel – geformt wie ein Schildkrötenpanzer – ist in der Längsachse vom nördlichen Burgtor bis zum Mühlentor im Süden von der Hauptverkehrsader (Mühlenstraße, Breite Straße, Koberg, Große Burgstraße) durchzogen. Von dieser führen die Straßen zu den Wasserläufen der Trave im Westen und der Wakenitz im Osten. Die Straßen, die durch Aufschüttungsgelände führen, wo mit Landgewinnungsmaßnahmen Bauland erschlossen wurde, werden "Gruben" genannt.
Drei Jahre nach dem Wiederaufbau, 1160, ließ Heinrich den Bischofssitz des Bistums Oldenburg in die Stadt verlegen und machte Lübeck somit auch zum religiösen Zentrum der Region. 1163 wurde der noch aus Holz gebaute Dom der Stadt geweiht, doch bereits 1173 begann man mit dem Bau eines neuen Doms. Dieser sollte eine der größten romanischen Backsteinbauten in Norddeutschland werden. Gleichzeitig müssen auch die ersten, romanischen Bauten der Kirchen St. Petri und St. Marien errichtet worden sein. Den heute noch erhaltenen Nachfolgebau der Marienkirche hatten der Lübecker Rat und die Lübecker Bürger in einer Art Wettbewerb mit den Dom und als Ausdruck der eigenen Macht die St. Marienkirche erbauen lassen (1351 fertiggestellt). Er wurde in dem hochmodernen, von Frankreich übernommenen gotischen Baustil errichtet - hier in Lübeck erstmals gewagt mit Backsteinen, da es in Norddeutschland keinen Haustein gab. Diese Marienkirche, finanziert von Bürgern, hauptsächlich von Kaufmannsfamilien der Stadt, war Musterkirche für viele spätere Kirchenbauten vor allem an der südlichen Ostseeküste.