Erinnerungskultur

Die Hansestadt Lübeck ist berühmt für ihre Geschichte. Im Fokus steht dabei oft die Hanse und die weltberühmte mittelalterliche Bausubstanz Lübecks, der die Stadt ihren Status als UNESCO-Welterbe verdankt. Vor der pittoresken Idylle könnte man fast vergessen, dass auch Lübecks Geschichte untrennbar mit Gewalt und Unrecht verknüpft ist.

Wie soll diese Geschichte zukünftig erinnert werden? Lässt sich aus der Geschichte lernen? Welche Formate und Orte sind hierzu geeignet?

Unter dem Leitmotiv „Lübeck erinnert – um Demokratie zu leben“ arbeitet die Koordinationsstelle Erinnerungskultur im Kulturbüro der Hansestadt Lübeck an der Neuaufstellung und Stärkung der Lübecker Erinnerungslandschaft. Sie berät, koordiniert und vernetzt die erinnerungskulturelle Arbeit von lokalen Akteur:innen und setzt mit innovativen Veranstaltungen und Vermittlungsformaten neue Impulse, um Leerstellen im Lübecker Stadtgedächtnis sichtbar zu machen und die Bürger:innen für die Auseinandersetzung mit der jüngsten Geschichte ihrer Stadt zu begeistern und zu sensibilisieren.

Die Erinnerung an die Gewalterfahrungen des 20. Jahrhunderts soll in Lübeck künftig auch räumlich verankert werden. Geplant ist die Entwicklung eines Lern- und Erinnerungsortes, der das plurale Gedächtnis der Stadt widerspiegelt und alle Bürger:innen einlädt, sich in die Gestaltung der Erinnerungskultur ihrer Stadt und die Stärkung der Demokratie einzubringen.

Die Grundlage der Arbeit der Koordinationsstelle Erinnerungskultur bildet das Konzept zur Weiterentwicklung der Erinnerungskultur „Lübeck erinnert – um Demokratie zu leben“, das am 12.09.2022 von der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck beschlossen wurde.

Das Konzept steht als Download zur Verfügung. Informationen zur Neuaufstellung der städtischen Koordinationsstelle Erinnerungskultur finden Sie unter Auftrag

Themen

Koloniale Kontexte

Als Hansestadt war Lübeck in koloniale Verflechtungen eingebunden. Viele Orte im öffentlichen Raum zeugen stumm davon. Kolonialismus und Nationalsozialismus sind dabei teilweise eng miteinander verzahnt. Koloniale Straßenbenennungen waren beispielweise ein Instrument der nationalsozialistischen Erinnerungspolitik.

 

Nationalsozialismus

Die Erinnerung an die nationalsozialistischen Opfer von Unrecht und Gewalt haben in der Hansestadt Lübeck einen festen Platz. Zahlreiche Initiativen haben sich einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus verpflichtet und die Stadt immer wieder an ihre Verantwortung erinnert.  Auch die Erinnerungs- und Gedenkorte der Stadt sind wichtige Säulen der Erinnerungskultur. Dennoch sind zahlreiche Aspekte der NS-Diktatur bislang noch nicht systematisch aufgearbeitet. Dabei gilt es auch zu überlegen, wie wir unsere Gedenkkultur künftig gestalten wollen.

 

Gewalt nach 1945

In Lübeck brannte 1994 die erste Synagoge seit dem Ende der NS-Diktatur. 1996 folgte ein Brandanschlag auf die Geflüchtetenunterkunft in der Hafenstraße 96. Es sterben 10 Menschen, 38 werden verletzt. Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und andere Formen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit sind Teil der Stadtgeschichte und müssen erinnert werden.

 

Kalter Krieg

Lübeck lag als einzige westdeutsche Großstadt direkt an der Grenze zur DDR. Als Grenzstadt war die Hansestadt ein zentraler Schauplatz der deutschen Teilung. Bis heute sind die Spuren dieser Geschichte sichtbar: innerstädtische Sperrschächte zur Aufstellung von Panzersperren (die im Kriegsfall eine Abriegelung der Stadt sicherstellen sollten) oder die Grenzdokumentationsstätte Lübeck-Schlutup sind Beispiele für Erinnerungszeichen und -orte.

Aktuelles

  • Anlässlich des Ende des Zweiten Weltkriegs vor achtzig Jahren veranstaltet die Hansestadt Lübeck am 8. Mai 2025 um 18 Uhr eine Gedenkfeier in der Kirche St. Marien. Mitveranstaltende sind der Ev.-Luth. Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg, die Ev.-Luth.-Kirchengemeinde zu St. Marien und die Interkulturelle Begegnungsstätte e.V. – Haus der Kulturen. Bürgermeister Jan Lindenau und Pröpstin Petra Kallies sprechen Grußworte. Anmeldungen für die Gedenkfeier sind ab Ende März hier möglich.
  • Im Rahmenprogramm der Gedenkfeier am 8. Mai findet vom 8. Mai bis 22. Juni 2025 eine Veranstaltungsreihe statt, die sich in vielfältigen Formaten mit Erscheinungsformen rechter Gewalt seit 1945 in Norddeutschland auseinandersetzt. Im Fokus steht die Frage, wie wir achtzig Jahre nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland angesichts der nie ganz verschwundenen und aktuell wieder erstarkenden rechtsradikalen Tendenzen in unserer Gesellschaft die humanitären und zivilgesellschaftlichen Werte unserer Demokratie – als Einzelner und in der Gemeinschaft -  bewahren können. Weitere Informationen finden Sie ab Ende März hier.
  • Im November und Dezember 2025 findet auch dieses Jahr die „Zeit des Erinnerns“ statt. Seit 1991 gehört das Format zum festen Repertoire der Lübecker Erinnerungslandschaft. Wir freuen uns über Beiträge und Ideen! Mehr Information gibt es auf unserer Website.

Kontakt

Sie haben Fragen zur Lübecker Erinnerungskultur, benötigen fachliche Beratung oder haben eine Projektidee, die Sie gemeinsam mit der Koordinationsstelle Erinnerungskultur umsetzen möchten?

Dann wenden Sie sich gern an unser Projektteam der Koordinationsstelle Erinnerungskultur:

Sachbearbeiter:in Erinnerungskultur
Christine Haupt
christine.haupt@luebeck.de

Koordinator:in Erinnerungskultur
Folgt bald

Presseanfragen
Bitte wenden Sie sich an die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Hansestadt Lübeck
presse@luebeck.de