Historisches Pflaster

Tausende Quadratmeter Erdgeschichte

Sie sind uralt und wir treten sie mit Füßen: die Kopfsteinpflaster der Altstadt. Täglich flanieren tausende Menschen über den Mühlendamm, über die Parade oder an der Travepromenade entlang. Die wenigsten denken dabei wohl daran, dass sie auch über ein Stück Erdgeschichte laufen. Granitpflaster zum Beispiel entstehen aus geschmolzenem Material der unteren Erdkruste. Selbst als man sie Ende des 13. Jahrhunderts in Lübeck erstmalig zum Straßenbau verwendete, waren sie bereits Millionen Jahre alt.

Pflasterung war Pflicht des Hausbesitzers

Bis 1842 war es die Pflicht eines jeden Lübecker Hausbesitzers, die Straße vor seinem Haus bis zur Mitte hin selbst zu pflastern und zu pflegen. Unregelmäßige Beläge und stark schwankende Zustände waren die Folge. Deshalb entschied die Bürgerschaft, die Verantwortung für die Straßenpflasterung auf die Wegebaudeputation zu übertragen. Die Finanzierung löste man mit einer eigens eingeführten Pflastersteuer. Als dann später für die Straßenbahn Schienen verlegt wurden und Versorgungsleitungen unter die Erde verschwanden, ersetzte man das Pflaster vieler Straßen durch Asphalt. Je sensibler die Menschen aber für das historische Erbe der Lübecker Altstadt wurden, umso mehr setzte auch ein Umdenken bei der Gestaltung des Straßenraums ein. Das führte dazu, dass die Straßen der Altstadt klassifiziert wurden und ein Leitbild für neue Pflasterungen entstand.

Historische Pflaster

Bei den gepflasterten Altstadtstraßen handelt es sich also zum Teil um historisches Erbe, zum Teil hat der Bereich Stadtgrün und Verkehr auch neue Pflaster verlegt. Historische Pflaster finden Sie zum Beispiel an der Hartengrube. Dort liegt »Katzenkopfpflaster – ein Natursteinpflaster aus unbearbeiteten Feldsteinen. Am Mühlendamm sind gemischte Gneise verlegt, in der Parade finden Sie Granit, in der Einfahrt zum Dom wiederum dunkle Basaltlava.

Altstadtcharakter erhalten

Pflastern wir neu, müssen wir die Ästhetik und Funktionalität zum Wohl der allgemeinen Sicherheit im öffentlichen Raum abwägen. So haben wir im Zuge der Neugestaltung der Promenade gegenüber den Salzspeichern am Traveufer chinesische Granitplatten sowie ein Pflaster mit gebrochenen Kanten gewählt, um den Altstadtcharakter beizubehalten. Außerdem sind die Steine so eben wie möglich verfugt. Auch historische Pflasterflächen, die zum Teil tiefe Fugenrillen haben, verdichten wir sukzessive. Schadstellen, die wir nicht sofort neu pflastern können, verfüllen wir im Rahmen unserer Verkehrssicherungspflicht zunächst mit Asphalt.

Kopfsteinpflaster erfüllt aber nicht nur ästhetische Funktionen, sondern beruhigt auch indirekt den Fahrzeugverkehr. Es signalisiert: Hier ist Schritttempo und umsichtiges Fahren angezeigt.

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