Bauherrenpreis der Arbeitsgemeinschaft Historische Städte
Würdigung von besonderem Engagement der Bauherren
Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums wurde 1998 erstmalig ein Preis der Arbeitsgemeinschaft Historische Städte für „Hervorragende Sanierung oder Neubau im historischen Stadtkern“ verliehen. Hierbei handelt es sich ausdrücklich um einen Bauherrenpreis, mit dem das besondere Engagement von Bauherren gewürdigt wird, die mit einer gelungenen Sanierung oder durch einen Neubau zum Erhalt der denkmalgeschützten Altstadt beigetragen haben. Der Preis wird alle vier Jahre vergeben und ist mit einem Preisgeld und einer Bronzeplakette verbunden.
Für den „Bauherrenpreis 2022“ der Arbeitsgemeinschaft Historische Städte gab es in Lübeck insgesamt elf Bewerbungen. Neben sieben Sanierungsmaßnahmen wurden auch vier Neubauten eingereicht, davon drei Gebäude im Gründungsviertel. Eine Lübecker Jury hat daraus drei Arbeiten ausgewählt.
Im Rahmen der Tagung der Arbeitsgemeinschaft Historische Städte in Stralsund hat die Jury des Gesamtwettbewerbsverfahrens am 07.10.2022 für jede Mitgliedsstadt entschieden, welche der ausgewählten Objekte als Preisträger:in ausgezeichnet werden bzw. eine Anerkennung erhalten.
In Lübeck erhalten den Bauherrenpreis 2022 der Arbeitsgemeinschaft Historische Städte:
Nina und Andreas Dietze für die Sanierung und den Umbau des Hauses Große Altefähre 23.
Eine Anerkennung wird den Bauherren der beiden anderen Objekte der engeren Wahl zugesprochen:
der Baugemeinschaft Fischstraße 21 für den Neubau ihres Mehrfamilienhauses im Gründungsviertel sowie Sandra und Hendrik Theis für die Sanierung und den Umbau ihres Einfamilienhauses in der Weberstraße 10.
Hier können Sie den Bauherrenpreisträger kennenlernen.
Alle in Lübeck eingereichten Arbeiten finden Sie hier.
Wettbewerbsbeiträge in Lübeck
Nr.
Straße/Hausnummer
Maßnahme
Bauherr:in
Architekt:in
Beitrag
1
Königstraße 25
Sanierung und Umbau drei Gewerbeeinheiten + eine Wohneinheit
Sanierung und Umnutzung einer ehemaligen Rösterei in ein soziokulturelles Zentrum
1897 wurde über zwei Grundstücke ein Kontor- und Lagerhaus mit Kaffeerösterei errichtet. Der Gebäudekomplex besteht aus einem fünfgeschossigen Vorderhaus und drei einen Innenhof umgebenden Flügeln. Im Rahmen der umfassenden Sanierung erfolgte die Umnutzung zu Gewerbe, kulturellen Einrichtungen, Gastronomie und Wohnungen. Im Vorderhaus ist u.a. mit der Werkkunstschule Lübeck eine Schule für Kommunikationsdesign eingezogen. Weitere Informationen: https://www.neue-roesterei.de/
2002: Glockengießerstraße 44
Sanierung denkmalgeschützter Gebäudesubstanz und Neubau eines rückwärtigen Anbaus
Das dreigeschossige Dielenhaus an der Ecke Glockengießerstraße / Tünkenhagen wurde bis 1852 als Brauhaus genutzt und im 18. und 19. Jahrhundert umfangreich verändert. Die Reduzierung der ursprünglich hohen Diele durch eine abgehängte Decke wurde bei der Sanierung revidiert. Bei weitgehender Erhaltung der historischen Wohnungsgrundrisse entstanden insgesamt sechs Wohneinheiten, die über den Hof – von der Straße „Tünkenhagen“ aus – erschlossen werden. In die Gewerberäume im Erdgeschoss zog eine Damenschneiderei als Jugendausbildungswerkstatt ein, die vom Berufsvorbereitungs- und Ausbildungszentrum Lübeck Innenstadt des Jugendaufbauwerks betrieben wird. Neben der baulichen Ausführung der Sanierung begeisterte die Jury, dass die Auszubildenden in dem Haus auch wohnen können. Andere Wohnungen sind für Alleinerziehende reserviert. So leistet die Glockengießerstraße 44 auch einen wichtigen Beitrag für ein ausgeglichenes soziales Gefüge in der Innenstadt.
2006: An der Untertrave 70
Sanierung eines denkmalgeschützten Wohn- und Geschäftshauses
Der Wunsch, vom Land in die Stadt zu ziehen, hat die Bauherren bewogen, das stattliche Kaufmannshaus an der Ecke Fischergrube / An der Untertrave Ende 2003 zu erwerben. Das 1749 erbaute Gebäude diente ursprünglich als reiner Speicher und wird erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts zu Wohnzwecken genutzt. Der Umbau erfolgte etappenweise: Zunächst wurde die Wohnung im ersten Obergeschoss saniert und auch gleich bezogen. Bei einem Teilausbau des Dachgeschosses entstand eine Einliegerwohnung in der Haus-in-Haus-Bauweise. Dadurch konnte der historische Dachstuhl nicht nur erhalten, sondern auch sichtbar bleiben. Sowohl die Wiederherstellung der großzügigen Diele im Erdgeschoss als auch die Restaurierung der Fassade wurden in der Begründung zur Preisverleihung besonders gelobt. Der vorhandene Eckeingang wurde geschlossen. Die Haustür befindet sich jetzt wieder an ihrer ursprünglichen Stelle in der Straße An der Untertrave.
2010: Fleischhauerstraße 79
Sanierung eines Lübecker Dielenhauses
Das denkmalgeschützte Dielenhaus wurde Mitte des 15. Jahrhunderts errichtet und später mehrfach umgebaut. Neben Vorderhaus und Seitenflügel befindet sich auf dem Grundstück auch ein zweigeschossiges Querhaus, ehemals ein Werkstattgebäude, das heute als Wohnhaus genutzt wird. Nach jahrzehntelanger Verwahrlosung und Leerstand haben die Bauherren das Gebäude 2006 erworben und über vier Jahre denkmalgerecht saniert. Das Haus war weitgehend im Zustand des 19. Jahrhunderts erhalten. Obwohl große Bereiche durch Feuchtigkeit stark angegriffen oder sogar zerstört waren, konnte Vieles repariert werden. Mit hohem persönlichen Einsatz haben die Bauherren die Ruine in ein Schmuckstück verwandelt, das zeitgemäßen Wohnkomfort bietet und den Anforderungen an Wärme- und Schallschutz mit moderner Technik gerecht wird. Weitere Informationen: https://www.dielenhaus.de/index.shtml
2014: Kaiserstraße 5
Sanierung und Nutzung des Turmhauses mit dem benachbarten Wohnhaus
Der Turm, als Teil der Stadtmauer, wurde Ende des 12. Jahrhunderts errichtet und um das Jahr 1800 mit Wohngebäuden an der Südseite der Stadtmauer (Kaiserstraße) erweitert. Während das Erdgeschoss des Turms der Hausnummer 3 als ebenerdiger Keller zugeschlagen wurde, gehörten die restlichen Turmgeschosse zum Haus Nr. 5, welches wegen seiner geringen Größe kaum mehr als eine Art bewohnbarer Zugang zum Turm war. Die jetzigen Eigentümer bewohnen das Haus Nr. 3 nach Sanierung seit September 2006 und hatten auch erst zu diesem Zeitpunkt die Gelegenheit, das Nachbarhaus Nr. 5 nach langem Leerstand zu erwerben. Im Rahmen der anspruchsvollen, denkmalgerechten Sanierung wurden u.a. zwei Durchgänge durch die Stadtmauer wieder geöffnet, die jetzt Wohnhaus und Turm miteinander verbinden.
2018: Tünkenhagen 14
Sanierung eines Einfamilienhauses
Das kleine Wohnhaus im Tünkenhagen 14 wurde mit zeitgemäßem Standard unter Berücksichtigung der historischen Befunde saniert. Dank Abbruch eines neuzeitlichen Anbaus konnte eine dem Grundstück angemessene Hoffläche freigelegt werden. Die Bauherrin hat über die gesamte Bauzeit hohen persönlichen Einsatz gezeigt und einen erheblichen Anteil der Arbeiten in Eigenleistung erbracht. Der angespannte Immobilienmarkt führt auch bei sanierungsbedürftigen Objekten oft zu überhöhten Kaufpreisforderungen. Die Bauherrin hat trotzdem den Mut aufgebracht, sich der Aufgabe als Einzelperson zu stellen. Die Sanierung für den eigenen Bedarf stellt einen guten Beitrag zur Stärkung des Wohnfunktion in der Altstadt dar und ist ein positives Beispiel für das Bekenntnis zum Leben im Welterbe.
2022: Große Altefähre 23
Sanierung und Umbau zum Hotel
Unter Erhalt der Raumstruktur wurde eine neue Nutzung integriert – Das Haus ist jetzt ein Hotel mit sieben Zimmern auf drei Ebenen. (bis 2016: Bürogebäude der Reederei F.H. Bertling)
Die Bauherren haben trotz ihrer familiären Situation mit zwei Kleinkindern über mehrere Jahre ein erhebliches Engagement gezeigt und sich über die Sanierung hinaus auch in der Ausstattung des Gebäudes stark eingebracht.
Der Umbau zeichnet sich durch den weitgehenden Erhalt der historischen Bausubstanz und dem Kontrast mit modernen Baustoffen und teilweise ungewöhnlichen Elementen (Containerwand als Duschabtrennung) aus.
Die Realisierung eines inhabergeführten Hotels ist neben der Herstellung auch im dauerhaften Betrieb eine große Herausforderung.
Sowohl in Bezug auf die baulichen Qualitäten als auch als besonderer Baustein im Lübecker Beherbergungsangebot ist die Maßnahme ein großer Gewinn für die Stadt.