Mit der Verleihung des Ehrenbürgerrechts begann Lübeck 1835. Die Hansestadt orientierte sich mehrfach am Vorgehen der beiden hanseatischen Schwesterstädte Bremen und Hamburg und ernannte seine Ehrenbürger in Gemeinschaft mit diesen. Diese Ehrung gilt heute in Lübeck neben der Verleihung der goldenen Ehrendenkmünze „Bene Merenti“ als höchste Auszeichnung der Stadt.
Obwohl vom Ehrenbürgerrecht gesprochen wird, sind damit keine heute festgelegten Rechte verbunden. Bis nach dem Ersten Weltkrieg wurde es nur an Auswärtige verliehen; man wollte damit Person und Wirken würdigen bzw. sie der Hansestadt wohlgesonnen stimmen (zum Beispiel Bismarck 1871).
1927 wurde erstmals ein Einheimischer zum Ehrenbürger ernannt (E.F. Fehling, ehemaliger Bürgermeister der Stadt). Die Auszeichnung erhielt nun den Charakter einer reinen Ehrung. Die während der Zeit des Nationalsozialismus vorgenommenen vier Ernennungen wurden auf Antrag des Senats am 20. Juni 1946 durch die Bürgerschaft für nichtig erklärt.
Seit 1937, als Lübeck aufhörte ein Staat zu sein, werden Ehrenbürger entsprechend den Vorschriften der Gemeindeordnung für Schleswig-Holstein durch die Bürgerschaft gewählt.
Insgesamt begann Lübeck spät, Ehrenbürger auszuzeichnen, und vergab die Ehrenbürgerwürde sehr viel seltener als andere Städte.
Ehrenbürger der Stadt Lübeck*
Der im Jahre 1780 geborene Schotte James Colquhoun wurde 1835 zum ersten Ehrenbürger Lübecks. Im Jahre 1817 wurde er als Nachfolger seines Vaters letzter Stalhofmeister und wirkte zugleich als Generalkonsul und diplomatischer Agent der Hansestädte Lübeck, Hamburg und Bremen am britischen Hof. Von hier aus erstattete er dem Lübecker Bürgermeister unter anderem Bericht über eine Choleraepidemie in Marokko, den Tod des Königs William IV., politische Krisen in Großbritannien und internationale Handelsblockaden. Außerdem war Colquhoun als Vertreter westindischer Kolonien eingesetzt und leitete sowohl das königlich sächsische Konsulat als auch das oldenburgsche Generalkonsulat, was ihm in der Summe ein ansehnliches Einkommen einbrachte. Während seines Einsatzes als Vertreter der Hansestädte in London legte er neben großen diplomatischen Erfolgen auch den Grundstein für die nach seinem Tode erfolgte Aufhebung der Sklavenkasse in Lübeck. Sein berühmtester Ausspruch ist in diesem Zusammenhang: „Kein Hanseatischer Bürger, sey er Kaufmann oder nicht, darf zum Sklaven gemacht werden“. Nach der Zuerkennung der Ehrenbürgerwürde durch die Städte Hamburg und Bremen bekundete Colquhoun persönlich den Wunsch, diese Ehrung auch von der Stadt Lübeck zu erhalten. Der Senat kam dem am 5. August 1835 aufgrund der „vielfachen verdienstvollen Bemühungen im Interesse hiesiger Stadt“ nach.
Der 1795 geborene Hamburger Kaufmann Georg Gramlich handelte als Vertreter der Interessen der drei Hansestädte Lübeck, Bremen und Hamburg in Caracas den „Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrag“ zwischen den Hansestädten und der Republik Venezuela vom 27. Mai 1837 aus und vergrößerte damit die Möglichkeiten der Hansestädte auf dem weltweiten Handelsmarkt beträchtlich. Auf Initiative der Hansestadt Hamburg wurde Gramlich die Ehrenbürgerwürde in allen drei Hansestädten zugesprochen. In Lübeck fiel der Beschluss dazu am 27. Juni 1838, der Lübecker Senat setzte die Würdigung jedoch unter den Vorbehalt „für den Fall, dass von Seiten Hamburgs ein Gleiches geschehen sollte“, sodass die Würdigung erst nach der Zustimmung zur Ehrenbürgerwürde seitens der Stadt Hamburg in Kraft gesetzt wurde. Gramlich verstarb im Jahre 1880.
Am 04. November 1780 oder 1781 wurde August Friedrich Bloch in Teplitz als Abraham Bloch in eine jüdische Familie hineingeboren. Im Jahre 1818 ließ sich Bloch evangelisch taufen und änderte seinen Namen. Er handelte zunächst als Kaufmann, litt jedoch stets unter der damals allgemeinen schwierigen wirtschaftlichen Lage. Schließlich wurde er 1819 Agent des preußischen Schatzministeriums und übernahm ebendiese Aufgabe auch in der dortigen Staatsschuldenverwaltung und der Seehandlung. Ab 1848 hielt Bloch die Leitung der Seehandlung inne und vermittelte in dieser Funktion die Gewährung einer Staatsanleihe für die Hansestadt Lübeck, die sich in starker finanzieller Not befand. Durch die staatlichen Mittel wurde der Bau der Eisenbahnstrecke Lübeck - Büchen möglich, eines Großprojektes von wesentlicher Bedeutung für die Konkurrenzfähigkeit des Handelsstandortes Lübeck. Bloch wurde wegen seines Engagements in dieser Angelegenheit am 8. Juni 1850 zum Ehrenbürger der Stadt Lübeck. Er war dabei der erste Ehrenbürger, den die Stadt Lübeck aus eigenem Antrieb und unabhängig von den anderen Hansestädten ernannte. Im Jahre 1854 war Bloch aus politischen Gründen gezwungen, von seinem Posten als Präsident der Seehandlung zurückzutreten. Am 10. Mai 1866 verstarb Bloch in Berlin.
Pehr Gustaf Nylén kam am 1. Februar 1793 in der schwedischen Bergwerksstadt Falun zur Welt. Im Jahre 1823 heiratete Nylén Charlotte Gültzer, Tochter eines gebürtigen deutschen Schiffers, und zog mit ihr 1830 nach Stockholm. Von dort aus war er als Schiffskapitän erster Klasse tätig und bereiste Nordamerika, St. Barthélemy und Ostindien, war also auf wichtigen Handelsruten eingesetzt. Ab 1838 fuhr er regelmäßig auf der Strecke Stockholm- Lübeck, Diese Strecke gilt als die älteste Linienverbindung Nordeuropas und besteht seit dem 14. Jahrhundert, weshalb Nylén der dortige Einsatz sehr viel Prestige einbrachte. Aus Anlass seines 25jährigen Jubiläums in dieser Position regte die Lübecker Handelskammer „als Zeichen der Anerkennung seiner Verdienste um die Unterhaltung und die den hiesigen Handels- und Schiffahrts- Interessen förderliche Entwickelung des Dampfschiffahrtsverkehres zwischen Lübeck und Schweden“ die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an den Kapitän an. Pehr Gustav Nylén wurde folglich im Jahr 1862 zum Ehrenbürger Lübecks. Seine Ehrenbürgerschaft war eine besondere Würdigung, denn Nylén erhielt die Ehrenbürgerurkunde nicht in erster Linie, weil er Bürger der Stadt Lübeck werden sollte, sondern ausschließlich als Geste des Respekts seitens der Hansestadt. Nylén war zudem Ritter des Wasa- Ordens, eines schwedischen Verdienstordens. Pehr Gustaf Nylén verstarb am 17. April 1870 in Stockholm.
Vincent Rumpff wurde am 10. Dezember 1789 in Hamburg als Enkel des gleichnamigen ehemaligen Hamburger Bürgermeisters geboren und führte durch den Reichtum seiner Familie ein privilegiertes Leben. Er war verheiratet mit Eliza Astor, Tochter von John Jacob Astor. Rumpff verließ seine Geburtstadt für ein Studium der Rechtswissenschaften und ausgedehnte Bildungsreisen, bevor er in Hamburg seine Diplomatenlaufbahn begann. Zunächst vertrat er als Gesandter ausschließlich die Hansestadt Hamburg in Wien und Frankfurt a.M. und später zusätzlich die Städte Lübeck, Bremen und Frankfurt am Main in Paris und Washington. Mit umfangreichen Befugnissen ausgestattet war er für die Aushandlung verschiedener wichtiger Handelsabkommen verantwortlich, deren Höhepunkt der Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrag zwischen den Freien Städten und den Vereinigten Staaten von Amerika aus dem Jahre 1827 bildete. Wegen seiner politischen Leistungen im Interesse der Freien Städte wurde er am 14. März 1863 zum Ehrenbürger Lübecks, nachdem ihm diese Ehrung seitens der Stadt Frankfurt am Main einen Monat zuvor zugekommen war. Nach der Rückkehr nach Paris arbeitete er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1864 als Diplomat und starb dort am 13. Februar 1867.
Franz Emanuel August Geibel war Lyriker der Spätromantik und erlangte Ruhm für seine erstklassigen Gedichte, die oftmals von einem außergewöhnlichen Pathos geprägt waren. Außerdem dichtete er Texte zu volkstümlichen Liedern wie beispielsweise „Der Mai ist gekommen“ und er arbeitete erfolgreich als Übersetzer. Weitere Stationen seiner Karriere waren ein wenig erfolgreicher Ausflug in die Dramatik und eine kurzzeitige Vertretungsstelle als Lehrer am Katharineum zu Lübeck. Am 17. Oktober 1815 wurde Franz Emanuel Geibel als Sohn eines Pfarrers in Lübeck geboren. 1852 zog er mit seiner Frau nach München. Unter Maximilian II. von Bayern war Geibel dort Professor für Poetik und Ästhetik an der Universität München, Initiator eines beliebten Dichtersalons und Mitglied der königlichen Tafelrunde. Nach dem Tod Maximilians II. kehrte Geibel schließlich 1868 nach Lübeck zurück. Hier schlugen sein Freund Professor Mantels und Senator Dr. Plitt vor, ihn zum Ehrenbürger zu machen, wobei es dabei außerdem schlicht um eine unkomplizierte Aufnahme als Bürger ging. Geibel war zwar gebürtiger Lübecker, hatte jedoch nach seiner Kindheit niemals dauerhaft in Lübeck gelebt, was Voraussetzung für eine normale Einbürgerung gewesen wäre. Franz Emanuel Geibel wurde schließlich am 25. November 1868 „in Anlass seiner Rückkehr zu bleibenden Wohnsitz in Lübeck“ zum Ehrenbürger Lübecks und wurde mit einem Denkmal auf dem Koberg, dem ehemaligen Geibelplatz, geehrt. Zeit seines Lebens erfreute sich Geibel großer Bewunderung in seiner Geburtsstadt, bevor er dort am 4. April 1884 verstarb.
Am 1. April 1815 wurde Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen in Schönhausen (Altmark) geboren. Er studierte Rechtswissenschaften absolvierte sein Referendariat in ganz Deutschland. Ab 1839 lebte er als Junker auf dem Land, wo er sich seinen Studien der Musik und Literatur widmete und von wo aus er auf Auslandsreisen ging. Seine allmähliche Rückkehr in die Öffentlichkeit führte über Stationen als Abgeordneter unter anderem im Preußischen Landtag und als Gesandter in St. Petersburg und Paris zur Berufung zum preußischen Ministerpräsidenten im Jahre 1862. In diesem Amt sollte er sich vordergründig gegen eine liberale Politik und entschieden für die Monarchie aussprechen. Er war maßgeblich an der Gründung des Deutschen Reiches beteiligt und schuf in seiner Funktion als Reichskanzler unter Kaiser Wilhelm I. soziale Sicherungsmaßnahmen, verantwortete allerdings ebenfalls repressive Gesetze gegenüber Sozialisten und Katholiken. 1890 wurde Bismarck nach wiederholten Unstimmigkeiten mit dem neuen Kaiser Wilhelm II. entlassen. Da er die Politik des Reiches über fast 30 Jahre hinweg geprägt hatte, hielt der Kult um seine Person an, sodass Bismarck an seinem 80. Geburtstag die Ehrenbürgerschaft in über 450 Städten erhielt. Die Ehrenbürgerschaft der Hansestadt Lübeck erhielt Bismarck in der Zeit nationaler Hochstimmung am 20. Mai 1871, doch das selbstbewusste Lübeck erinnerte sich immer wieder an diesen Kinderreim: Hamburg, Lübeck, Bremen, Die brauchen sich nicht zu schämen, Denn sie sind eine freie Stadt, Wo Bismarck nichts zu sagen hat. Am 30. Juli 1898 verstarb Bismarck in Friedrichsruh.
Am 26. Oktober 1800 wurde Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke in Parchim geboren. Er trat schon im Alter von elf Jahren seine militärische Ausbildung in Dänemark und Preußen an. Neben der Ausbildung bemühte sich von Moltke stets, sich Wissen auch außerhalb des Militärischen anzueignen. Im Alter von 36 Jahren wurde von Moltke zum Militärberater im Osmanischen Reich und sammelte vielfältige militärische und kulturelle Erfahrungen. Als Adjutant des Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, dem späteren Kaiser Friedrich III., nahm er neben militärtaktischen Aufgaben an der Erziehung des Thronfolgers teil. Am 18. September 1858 wurde von Moltke mit der Führung der Geschäfte des Großen Generalstabes betraut, einer Aufgabe, die er 30 Jahre lang ausüben sollte. Außerdem wirkte er kurzzeitig als Abgeordneter im Deutschen Bundestag, wo er die Position der Monarchie verteidigte und gleichzeitig für einen Konservativen vergleichsweise moderne Ansichten bezüglich der Industrialisierung vertrat. Mit 71 Jahren wurde er schließlich zum Generalfeldmarschall. Kurz nach seiner Entlassung starb von Moltke am 24. April 1891 in Berlin. Im Angesicht seiner hohen Bedeutung im Vorfeld der Reichsgründung von 1870/71 gilt von Moltke als bedeutendster Feldherr der Epoche und zahlreiche Städte erkannten ihm die Ehrenbürgerwürde zu, unter anderem die Hansestadt Lübeck am 20. Mai 1871.
Johann Heinrich Thöl wirkte als Jurist vor allem in Göttingen und Rostock. Im Jahre 1807 kam Heinrich Thöl in der Lübecker Krähenstraße als Sohn eines Kaufmannes zur Welt. Er besuchte trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten seiner Familie das Katharineum und konnte Jura studieren. Als Privatdozent und außerordentlicher Professor arbeitete Thöl vor allem im Bereich des Handels- und Wechselrechtes und pflegte in Göttingen zudem Freundschaften mit Friedrich Christoph Dahlmann und den Brüdern Jakob und Wilhelm Grimm. Wegen dieser Freundschaften zu den in politische Konflikte verwickelten Gelehrten kam Thöl in Bedrängnis und folgte dem Ruf der Universität Rostock. Den Höhepunkt seines politischen Lebens stellte die Zeit als Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung ab 1848 dar. Schließlich kehrte Thöl nach Göttingen zurück und setzte seine Lehrtätigkeit bis kurz vor seinem Tod an der dortigen Universität fort. Ein besonderer Verdienst für Lübeck ist die testamentarisch verfügte Errichtung einer Stiftung für verarmte Lübecker Kriegswitwen, die im Zuge der Inflation im Jahre 1922 jedoch an Wirkung verlor. Zu Ehren der 50jährigen Wiederkehr seiner Promotion wurde Thöl am 26. Februar 1879 zum Ehrenbürger Lübecks, durch die große Beliebtheit seines erfolgreichen Zeitgenossen Franz Emanuel Geibel geriet Thöl allerdings etwas aus dem Bewusstsein der Lübecker Bürger. Thöl starb am 16. Mai 1884 in Göttingen.
Alfred Heinrich Karl Ludwig Graf von Waldersee kam am 08. April 1832 in Potsdam zur Welt. Wie schon sein Vater schlug von Waldersee eine militärische Laufbahn ein und wurde schließlich Generalstabsoffizier, nachdem er sich während des Deutschen Krieges bewährt hatte. Anschließend war von Waldersee in der Preußischen Botschaft in Paris tätig und wurde nach diversen Zwischenstationen zum Stellvertreter Helmuth Graf von Moltkes im Großen Generalstab. Von Weißensee kam nun als Mitglied des kaiserlichen Beraterstabes eine hohe Bedeutung zu. Zudem entwickelte er ab 1885 Strategien für einen Präventivkrieg gegen Russland und Frankreich, die allerdings zu Auseinandersetzungen mit Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck führten. Unter dem jungen Kaiser Wilhelm II. war von Waldersee anfangs angesehen und löste Graf von Moltke als Chef des Generalstabs ab. Nach einer persönlichen Meinungsverschiedenheit mit dem Kaiser wechselte er auf einen Posten nach Altona. Schließlich wurde von Waldersee Generalinspekteur der 3. Armeeinspektion in Hannover. Als Oberbefehlshaber der europäischen Truppen wurde von Waldersee 1900/01 bei der Niederschlagung des Boxeraufstandes in China eingesetzt und arbeitete nach seiner Rückkehr wieder in Hannover, wo er am 5. März 1904 starb. Anlässlich seiner für das Kaiserreich erbrachten Leistungen wurde er am 6. April 1898 zum Ehrenbürger der Stadt Lübeck.
Paul von Beneckendorff und von Hindenburg kam am 2. Oktober 1847 in Posen im heutigen Polen zur Welt. Er entschied sich für eine militärische Laufbahn ein und nahm unter anderem an der Schlacht von Königgrätz und im Deutsch-Französischen Krieg an der Schlacht von Sedan teil und beendete seinen Militärdienst vorläufig im Jahr 1911. Zum Ersten Weltkrieg nahm von Hindenburg seinen Dienst wieder auf und war verantwortlich für den Sieg bei Tannenberg, der später zum Mythos ausgebaut werden sollte. 1916 übernahm er die Oberste Heeresleitung OHL und behielt seine hohes Ansehen im politischen Deutschland auch nach der Kapitulation, sodass ein erneuter Rückzug Hindenburgs nach dem Krieg nur kurzweilig war. Zu dieser Zeit begründete er die Dolchstoß- Legende, die das Scheitern des Ersten Weltkrieges den innerdeutschen sozialistischen Strömungen anlastete und die Heeresleitung so aus dem Fokus nahm. Im April 1925 wurde von Hindenburg zum Reichspräsidenten, ein Amt, das er bis zu seinem Tod am 2. August 1934 in Neudeck innehatte. Die Stadt Lübeck machte den Militär an seinem 70. Geburtstag im Jahre 1917 zum Ehrenbürger.
Emil Ferdinand Fehling wurde am 03. August 1847 in Lübeck in eine Kaufmannsfamilie hineingeboren. Er wurde wegen seiner herausragenden politischen Arbeit als Bürgermeister und langjähriger Senator in der Hansestadt am 03. August 1927 zum Ehrenbürger ernannt, Der Senator Vermehren sah dies als Würdigung dafür, dass Fehling „als Bürgermeister die Vaterstadt durch die Stürme des Weltkrieges und der ihm folgenden Umwälzung kraftvoll und ausgleichend hindurchgeführt und mit tiefem Verständnis die Verfassung des Staates unter Erhaltung des Altbewährten den Anforderungen der neuen Zeit angepasst hat“. Tatsächlich sorgte Fehling in Zeiten politischer Unruhen im November 1918 als Bürgermeister in Lübeck für außergewöhnliche Stabilität. Er war zusätzlich noch während seiner Amtszeit für die Verabschiedung der neuen Landesverfassung vom 23. Mai 1920 verantwortlich und wirkte nach seiner Zeit in der aktiven Politik in vielfältigen Ehrenämtern und Tätigkeiten mit starkem Bezug zu Lübeck. Dazu zählten die Arbeit als Direktor der „Gemeinnützigen“ und als Vorsitzender des Hanseatischen Geschichtsvereins. Außerdem veröffentlichte er zahlreiche Schriften zur hanseatischen und lübeckschen Geschichte. An seinem 80. Geburtstag erfolgten sowohl die Ernennung zum Ehrenbürger der Hansestadt Lübeck als auch die Ehrenpromotion zum Doktor der Staatswissenschaften der Universität Hamburg. Fehling war zu diesem Zeitpunkt jedoch gesundheitlich stark angeschlagen und verstarb noch am selben Tag. Fehling war der erste Einheimische, der zum Ehrenbürger Lübecks gemacht wurde.
Carl Jacob Burckhardt wurde am 10. September 1891 als Sohn eines Juristen in Basel geboren. Er studierte Geschichtswissenschaften und wurde im Anschluss Attaché an der Schweizer Botschaft in Wien. Als Professor lehrte er Geschichte an den Universitäten von Zürich und Genf und begann die Arbeit an seinem Hauptwerk, der historiographischen Biographie Richelieu. Als Diplomat übernahm er unter anderem 1937 das Kommissariat über die sich unter der Aufsicht des Völkerbundes befindliche Stadt Danzig und versuchte, die deutsch-polnischen Beziehungen zu fördern, konnte allerdings den Widerstand Adolf Hitlers nicht überwinden. Burckhardt leitete von 1944 bis 1948 das Internationale Rote Kreuz und rettete in dieser Funktion die Altstadt von Lübeck vor der vollständigen Zerstörung. Ein Luftangriff der Alliierten auf Lübeck am 28. März 1942 hatte bereits zu verheerenden Schäden geführt. Burckhardt war es zu verdanken, dass Lübeck im Jahre 1944 zur „offenen Stadt“ erklärt wurde und der Umschlagplatz für Rotkreuzschiffe und Hilfssendungen für alliierte Kriegsgefangene hier errichtet wurde. Damit genoss Lübeck einen besonderen Schutz und blieb von weiteren Angriffen verschont. Im November 1950 zeigte sich die Stadt Lübeck mit der Ernennung Burckhardts zum Ehrenbürger für diese diplomatische Leistung erkenntlich. Heute trägt ein Gymnasium im Lübecker Stadtteil St. Lorenz seinen Namen. In Vinzel (Schweiz) starb Burckhardt schließlich am 3. März 1974.
Der Schriftsteller Thomas Mann, erster Nobelpreisträger Lübecks, kam am 6. Juni 1875 als Sohn des späteren Senators Thomas Johann Heinrich Mann und als jüngerer Bruder des Autors Heinrich Mann in Lübeck zur Welt. Nach dem Tod des Vaters brach er die Ausbildung am Katharineum zu Lübeck ab, um seiner Mutter nach München zu folgen. Die auf Wunsch seines Vormunds aufgenommene bürgerliche Ausbildung gab er jedoch ebenfalls auf, sobald seine erste Novelle Gefallen in einer literarischen Zeitschrift veröffentlicht wurde. Schon zu Schulzeiten hatte Mann mit dem Schreiben begonnen und widmete sich, unterstützt durch Mittel aus dem Nachlass seines Vaters, ganz dem Schreiben. Als Journalist veröffentlichte er unter anderem in einer von seinem Bruder Heinrich herausgegebenen und fungierte zudem als Lektor. Sein erster und wichtigster Roman Buddenbrooks erschien im Jahre 1901. Für diesen in Lübeck und Umgebung spielenden Roman sollte er 1929 den Nobelpreis in Literatur erhalten. Politisch befürwortete Mann die Republik, worüber es zu einem vorübergehenden Zerwürfnis mit seinem Bruder Heinrich kam, und appellierte zur Zeit der Machtergreifung zur Wachsamkeit der Bevölkerung. Nach einem längeren Auslandsaufenthalt emigrierte Mann dauerhaft in die USA und lehrte dort anfangs als Gastprofessor an der Universität Princeton. In den USA engagierte er sich unter anderem während des Zweiten Weltkrieges bei der BBC und während des Präsidentschaftswahlkampfes als amerikanischer Staatsbürger für Franklin D. Roosevelt. Es folgte die Veröffentlichung zahlreicher bedeutender Romane und Erzählungen wie Der Zauberberg, Lotte in Weimar, Mario und der Zauberer und Doktor Faustus. Nachdem Mann wegen öffentlicher Anfeindungen aus den USA in der Schweiz Zuflucht gesucht hatte, verstarb er am 12. August 1955 in Zürich. Im selben Jahr noch hatte er ein letztes Mal seine Geburtsstadt besucht und erhielt dort die Ehrenbürgerwürde der Stadt Lübeck.
Willy Brandt, der dritte Nobelpreisträger Lübecks neben Thomas Mann und Günter Grass, kam am 13. Dezember 1913 als Herbert Frahm in Lübeck zur Welt und wuchs bei seinem Großvater auf. Schon im Alter von 16 Jahren begann sein politisches Engagement in der Sozialistischen Arbeiterjugend, gefolgt vom Eintritt in die SPD. In dieser Phase wurde er stark von seinem Förderer Julius Leber geprägt. Ein nach dem Abitur am Johanneum zu Lübeck begonnenes Volontariat bei einer Schiffsmaklerfirma musste Brandt im Jahr 1933 abbrechen, da ihm nationalsozialistische Verfolgung drohte. Brandt zog nach Norwegen, wo er auch seinen Namen änderte. Aus dem Ausland unterstützte er weiterhin die sozialistische Bewegung und auch aus dem deutschen Untergrund und arbeitete als Journalist in Norwegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Brandt norwegischer Korrespondent in Deutschland. Brandt engagierte sich zunehmend in der Berliner SPD und wurde Brandt Mitglied des Deutschen Bundestages. Als Berliner Bürgermeister weitete er seinen Einfluss innerhalb der SPD allmählich aus und wurde in der Folge zum Vizekanzler und Außenminister Deutschlands. In dieser Zeit begründete Brandt seine Entspannungs- und Ostpolitik, für die er im Jahre 1971 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Zusätzlich wurde Brandt ein Jahr später zum Ehrenbürger der Stadt Lübeck. Brandt fungierte von 1969 bis 1974 als Bundeskanzler einer sozialliberalen Koalition. Er prägte das Bild der Bundesrepublik in der Welt durch den berühmten Kniefall von Warschau und als erster Kanzler, der Israel bereiste. Die Enttarnung Günther Guillaumes, eines Mitarbeiters Brandts, als Spion der DDR führte zum Rücktritt des Bundeskanzlers. Im Anschluss an seine Kanzlerschaft war Brandt weiter politisch tätig. Am 08. Oktober 1992 starb Willy Brandt in Unkel bei Bonn.
Rodolfo Groth kam am 2. Januar 1881 in Lübeck zur Welt. Nach dem Tod seines Vaters an Typhus war Groth aus finanziellen Gründen gezwungen, seine Ausbildung am Katharineum zu Lübeck abzubrechen, und begann mit der Mittleren Reife eine Kaufmannslehre. Im Anschluss wanderte er nach Mexiko aus und ließ die Stadt Lübeck am dort erworbenen Reichtum teilhaben. Er setzte sein Vermögen hauptsächlich als Mäzen und Förderer gemeinnütziger Projekte und dabei besonders im Bereich Wohnungsbau ein. Insbesondere lag ihm das Tor der Hoffnung am Herzen, ein Bau aus den 1930er Jahren am Ostufer der Wakenitz. Groth wurde im Jahre 1982 kurz vor seinem 102. Geburtstag zum Ehrenbürger der Stadt Lübeck und nahm die Urkunde persönlich im Audienzsaal des Rathauses entgegen. Daneben erhielt er im selben Jahr das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Am 7. Februar 1985 verstarb Groth in Lübeck.
Heinrich Dräger kam am 2. Juli 1898 als Sohn des Unternehmers Dr. Bernhard Dräger in Lübeck zur Welt und war Doktor der Landwirtschaft. Im Jahre 1927 begann er seine Arbeit im Drägerwerk, dessen Leitung er im darauffolgenden Jahr übernahm. 1929 wurde er Alleininhaber des Drägerwerkes und führte sein Unternehmen erfolgreich durch Weltwirtschaftskrise und Zweiten Weltkrieg. In den folgenden Jahren äußerte sich Dräger wiederholt zu wirtschafts- und sozialpolitischen Themen und gründete 1974 die Dräger-Stiftung. Heinrich Dräger setzte sich Zeit seines Lebens für kulturelle Projekte ein und förderte die archäologische Arbeit innerhalb Lübecks. Nicht zuletzt seinem Engagement sind der Wiederaufbau des 1942 zerstörten Stadtkerns Lübecks und die Schaffung des Drägerhauses, eines Museums zum bürgerlichen Leben des 19. Jahrhunderts, zu verdanken. Schon 1958 erhielt Dräger das Große Bundesverdienstkreuz und wurde 1978 zum Ehrendoktor der Medizinischen Hochschule Lübeck. Die Ehrenbürgerwürde der Hansestadt Lübeck wurde ihm im Jahre 1982 zugesprochen. Heinrich Dräger verstarb am 28. Juni 1986. Seine karitative Arbeit wurde von seiner Frau Lisa bis zu ihrem Tod im Jahr 2015 fortgesetzt.
Der Rabbiner Felix Falk Carlebach wurde am 15. April 1911 in Lübeck geboren und war Enkel des ebenfalls als Rabbiner arbeitenden Salomon C. Carlebach, der wesentlich zum Aufbau der jüdischen Gemeinde in der Stadt Lübeck beigetragen hatte. Carlebach besuchte das Katharineum zu Lübeck und setzte seine Ausbildung an Universitäten in ganz Deutschland fort. Die Kristallnacht von 1938 überlebte Carlebach mit seiner Frau in einem Versteck und es gelang den beiden im darauffolgenden Jahr durch die Unterstützung des britischen Oberrabbiners, nach Großbritannien auszureisen. Ein großer Teil von Carlebachs Verwandten, die er zurücklassen musste, kam in einem Konzentrationslager in Riga um. Carlebach ließ sich zunächst in Südlondon nieder und zog anschließend nach Manchester weiter, wo er über fast 40 Jahre Rabbiner an der South Manchester Synagogue war. 1985 besuchte er zum ersten Mal seit seiner Flucht seine Geburtsstadt und am 17. September 1987 verlieh die Stadt Lübeck Carlebach die Ehrenbürgerwürde als „ein weithin sichtbares Zeichen ihres aufrichtigen Bemühens um Aussöhnung mit ihren jüdischen Mitbürgern“. Des Weiteren ist ein Park im Hochschulstadtteil Lübecks nach seiner Familie benannt. Carlebach blieb Lübeck verbunden und drückte zum Brandanschlag auf die jüdische Synagoge Lübecks 1994 seine tiefe Erschütterung aus. Carlebach starb am 23. Januar 2008 im Kreise seiner Familie in Manchester.
*Fünf Ehrenbürgerschaften aus der NS-Zeit wurden 1946 bzw. 2015 von der Bürgerschaft für nichtig erklärt.