
Die Lübeck Port Authority (LPA) ist ein Verwaltungsbereich der Hansestadt Lübeck und damit Eigentümerin und Verwalterin der öffentlichen Hafenflächen, die durch die Lübecker Hafen-Gesellschaft betrieben werden. Als alleiniger Ansprechpartner für die Hafenwirtschaft gehören zur LPA die strategische Hafenentwicklung, die Hafenbahn, die Hafenplanung und der Hafenbau, der Wasserbau und die Wasserwirtschaft, die Ordnungsverwaltung mit der Wahrnehmung der Aufgaben des Hafenamtes sowie die Vermietung der städtischen Hafenflächen.
Der Hafenentwicklungsplan der Hansestadt Lübeck HEP 2030 wurde im Mai der Bürgerschaft vorgelegt und beschlossen. Basierend auf fachlichen Grundlagengutachten werden steigendes Güteraufkommen, wachsende Schiffsgrößen und Verkehrsverlagerungen innerhalb des Port of Lübeck prognostiziert. Um für die Wahrnehmung der vielfältigen Aufgabenbereiche vor dem Hintergrund des HEP 2030 in der Zukunft gewappnet zu sein und bestehende Infrastrukturen effizienter zu nutzen, benötigt die LPA zusätzlich eine smarte und digitale Infrastruktur. Innerhalb des Baltic Future Port hat die LPA gleich zwei Projekte übernommen: Trailergate und Traileryard Management sowie die Zugscannung am geplanten Traingate sollen am Skandinavienkai in Lübeck Travemünde umgesetzt werden.
Das Traingate
Am Skandinavienkai werden große Mengen Ladung über Güterzugverkehr aus dem Hinterland antransportiert oder in Hinterland befördert. Einfahrende Züge erreichen den Betriebsbahnhof Skandinavienkai über ein Zuführungsgleis, in dem die Züge abgestellt und rangiert werden. Intermodalzüge werden anschließend ins KV-Terminal rangiert. Konventionelle Züge werden auf den Ladegleisen abgestellt zum Beispiel mit Gabelstaplern entladen.
Bei der Einfahrt in den Betriebsbahnhof des Skandinavienkais sollen die Waggons und die Ladeeinheiten automatisch mit Kamerasystemen erfasst werden. Nachdem die Züge für die Ausfahrt vorbereitet wurden, soll die Waggon- und Ladungserkennung ebenfalls mit Kamerasystemen erfolgen. Insbesondere ist auch eine Erkennung von Schadensfällen und die Bilddokumentation erforderlich, um den Zustand der Ladung bei Haftungsübergang zwischen den Vertragspartnern der Logistikkette eindeutig zu dokumentieren. Die Daten sollen in Echtzeit über 5G in die weiterverarbeitenden Systeme eingeleitet werden. Durch die automatisierte Erkennung sind Zeitersparnisse und Kostenvorteile zu erwarten. Zudem kann so die supply chain entscheidend z.B. für zeitkritische Einheiten optimiert werden (Statusermittlung mit Abgleich der Buchung).
Das Trailergate und Traileryard Management
Ca. 550.000 Trailer kommen jährlich zur weiteren Verladung über die Straßenanbindung am Skandinavienkai an. Dabei wird zwischen begleiteten und unbegleiteten Verkehren unterschieden. Während bei begleiteten Einheiten Fahrer, Zugmaschine und Ladeeinheit stets zusammenbleiben, erfolgt bei unbegleiteten Einheiten eine Übergabe der Ladung von der Spedition an den Hafenbetrieb, der nach Anlieferung der Einheiten für die Be- und Entladung der Schiffe verantwortlich ist. Diese Trailereinheiten werden von verschiedenen Speditionen angeliefert und müssen vor der Verladung in so genannten Blockreihen "gepuffert" werden. Ist das Schiff bereit zur Beladung werden die Trailer von personengeführten Terminalzugmaschinen (=Tugmastern) aus den Blockreihen oder anlegernahen Vorstauflächen abgeholt und aufs Schiff gebracht.
Die Zeiten zur Verladung der Trailer könnten in erheblichem Umfang verkürzt und damit die Fährabfertigung deutlich optimiert werden, wenn den Fahrern der genaue Standort der zu verladenden Trailer bekannt ist. Die dafür notwendige Identifikation und Lokalisierung der Trailer soll ein unbemanntes Fahrzeug übernehmen, welches in Echtzeit über 5G mit dem dafür zu programmierenden Leitstand kommuniziert. Als weitere Entwicklungsstufe soll bereits bei Durchfahrt durch die Südgatelinie eine IT-gestützte Einzelstellplatzvergabe in Abhängigkeit des Buchungsstatus der Transporteinheit erfolgen. Dadurch kann sich der Anteil an Suchfahrten für die Tugmaster in den Traileryards (Blockreihen) weiter reduzieren. Zudem gewinnt die automatische Statusüberwachung der abgestellten Trailer hinsichtlich wichtiger Betriebsparameter (Temperaturführung, Öffnungsversuche etc.) zunehmend an Bedeutung.
Mit Hilfe des Trailergates sollen analog zum Traingate die Ladeeinheiten auf dem Straßenzulauf identifiziert werden. Ziel ist die Optimierung der dem Südgate vorgelagerten öffentlich zugänglichen Fläche. Ankunftszeiten der LKW-Fahrer und Buchungsdaten sowie die geplanten Schiffsabfahrten sollen miteinander abgeglichen und ausgewertet werden. Mit den Daten sollen wertvolle Erkenntnisse für eine spätere Entwicklungsstufe, dem so genannten Pregate, gesammelt werden. Hierbei handelt es sich um eine Vision einer gezielten Steuerung der zulaufenden Straßenverkehre zum Skandinavienkai.