Die Gesundheitsförderung ist ein Prozess, der Menschen befähigen soll, mehr Kontrolle über ihre Gesundheit zu erlangen. Sie zielt darauf ab, personelle, soziale und materielle Ressourcen für die Gesunderhaltung zu stärken. Die Menschen sollen befähigt werden, durch selbstbestimmtes Handeln ihre Gesundheitschancen zu erhöhen (Empowerment). Zudem sollen die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, wie die sozialen und wirtschaftlichen Lebensbedingungen, gesundheitsförderlicher gestaltet werden. Gesundheitsförderung richtet sich an alle Menschen in allen Lebenslagen und Lebensphasen. (Jakarta-Erklärung zur Gesundheitsförderung für das 21. Jahrhundert, 1997)
Gesundheitsförderung als Kernaufgabe des Öffentlichen Gesundheitsdienstes
Nach dem Gesundheitsdienstgesetz (GDG) ist es insbesondere Ziel des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, die Kreise und kreisfreien Städte, auf gesunde und gesundheitsförderliche Lebensverhältnisse hinzuwirken. Die Gesundheitsämter sind daher in besonderer Weise ein „kommunaler Anwalt für Gesundheit“.
Dabei sollen möglichst gleiche Gesundheitschancen für alle entstehen und die gesundheitliche Eigenverantwortung und Urteilsfähigkeit der Bürgerinnen und Bürger gestärkt werden. Zudem soll auf die Vermeidung von Gesundheitsrisiken und auf den Schutz der oder des Einzelnen und der Allgemeinheit vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen hingewirkt werden. (§ 1 GDG, Gesetz über den Öffentlichen Gesundheitsdienst, Landesrecht Schleswig-Holstein)
Zusammenarbeit mit der Gesundheitsberichterstattung
Die Gesundheitsberichterstattung und die Gesundheitsförderung arbeiten als eine gemeinsame Organisationseinheit im Gesundheitsamt zusammen. Die Gesundheitsberichterstattung beinhaltet dabei die Beobachtung, Beschreibung und Bewertung der gesundheitlichen Verhältnisse ihrer Bevölkerung, insbesondere die Gesundheitsrisiken, den Gesundheitszustand und das Gesundheitsverhalten. Darauf aufbauend agiert die Gesundheitsförderung in der Planung und Durchführung von setting-orientierten Maßnahmen, die die Gesundheit fördern und Krankheiten verhüten.
Aufgaben, Projekte und Kooperationen der Gesundheitsförderung
Laufende Aufgaben
• Organisation und Durchführung von gesundheitsfördernden Maßnahmen, Projekten und Angeboten für verschiedene Zielgruppen und Settings
• Unterstützung von Empowerment-Prozessen
• Weiterentwicklung der kommunalen Gesundheitsförderung in Hinblick auf gesundheitliche Chancengleichheit, Sozialraumorientierung, Partizipation und Qualität
• Ressortübergreifende Kooperation mit externen Partnern (insbesondere Institutionen aus dem Gesundheitsbereich, Krankenkassen, Vereine Verbände, Bildungseinrichtungen etc.)
• Aufbau kommunaler Netzwerkstrukturen zur Gesundheit (z. B. Netzwerk Frühe Hilfen, Arbeitskreise)
• Identifizierung der relevanten KooperationspartnerInnen für ein Netzwerk „Präventionsgesetz“ und Weiterführung des Netzwerkes „Präventionsgesetz“
• Öffentlichkeitsarbeit auf regionaler Ebene zu gesundheitsfördernden Themen und Aktivitäten
• Mitarbeit in örtlichen und überörtlichen Arbeitsgruppen und Fachgremien
• Vertretung der Stadt Lübeck im Gesunde-Städte-Netzwerk der Bundesrepublik
Aktuelle Projekte und Kooperationen
PsyGeSchuL (Förderung der psychischen Gesundheit in Schulen in der Stadt Lübeck) (seit 2021)
PsyGeSchuL wurde im April 2021 beantragt und wird gefördert durch das GKV-Bündnis. Es verfolgt in Kooperation mit „Kinderwege gGmbH“ und „DIE BRÜCKE" das Ziel der Enttabuisierung von seelischen Erkrankungen und Förderung der psychischen Gesundheit von Heranwachsenden. Das Lübecker Projekt basiert auf dem Präventions- und Anti-Stigmatisierungsprogramm "Verrückt? Na und!" - Seelisch fit in der Schule.
Der zentrale Baustein ist die Durchführung einer Aufklärungs-, Sensibilisierungs- und Kompetenzvermittlungs-Maßnahme in Schulen in Form eines Projekttages in Klassen ab Klassenstufe 8 für Schüler: innen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren in unterschiedlichen Schulformen. Der zweite Baustein besteht aus einem schulübergreifenden Gruppenangebot für psychisch belastete Schüler: innen. Eingerahmt werden beide Elemente durch einen dritten Baustein: die Förderung von Vernetzung und Zusammenarbeit sowohl schulintern (Schulleitung, Lehrer- und Elternschaft) als auch in Bezug auf das Hilfe- und Unterstützungssystem auf kommunaler Ebene.
Ausgewählte Projekte und Kooperationen der letzten Jahre
Hitzeaktionsplan (Stufe 1) und Hitzeportal für Lübeck (2021)
Anlass: Extreme Hitze kann den menschlichen Körper stark belasten und zu gesundheitlichen Problemen führen. Vor allem ältere und kranke Menschen, Babys und Kleinkinder sowie Personen, die körperlich schwer und im Freien arbeiten, gehören zu den hitzegefährdeten Risikogruppen. Im Zuge des Klimawandels werden auch in der Hansestadt häufigere Hitzesommer auftreten und sich negativ auf Mensch und Umwelt auswirken. Vor allem in den letzten Jahren sind eine erhebliche Erwärmung und eine hohe Anzahl an Hitzetagen zu verzeichnen. Für den Tourismussektor können sich zwar bei heißeren Sommern positive Effekte ergeben, in der Summe stellen die höheren Temperaturen jedoch eine merkliche Belastung für die Menschen, die Wirtschaft sowie die Tier- und Pflanzenwelt dar. Die Hansestadt hat sich als eine der ersten Kommunen in Deutschland auf den Weg gemacht und einen HAP für Lübeck erarbeitet. Das Vorgehen der Klimaleitstelle und des Gesundheitsamtes basiert dabei auf den Handlungsempfehlungen des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMU) vom März 2017 für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen. Das im Rahmen der ersten Stufe des HAP neu entwickelte Hitzeportal, welches am 01. Juni 2021 an den Start gegangen ist, stellt hierfür einen wichtigen Baustein zur Information dar. Ein Flyer wurde ergänzend, zu Beginn des Sommers 2022, erstellt, um auf das Gesundheitsrisiko Hitze aufmerksam zu machen und die Nutzung des Hitzeportals zu bewerben. Er wird an zahlreichen öffentlich zugänglichen Stellen ausgelegt werden.
Navigation 60+ (2020)
Das Projekt „Navigation 60 plus“ möchte Menschen frühzeitig auf den Übergang vom Arbeitsleben in den Ruhestand und die nachberufliche Phase vorbereiten. Die Projektentwicklung wurde durch die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung in Schleswig-Holstein e.V.in Zusammenarbeit und Kooperation mit der Hansestadt Lübeck durchgeführt. Die Zielgruppe waren Kollegen:innen / Proband:innen 60+, welche maximal 3 Jahre von der Rente entfernt waren. Es wurden Veranstaltungen in kleinen Gruppen, eine größere Infobörse und begrenzte individuelle Beratungen an den Arbeitsstätten angeboten. Dabei war das Ziel, Angebote für die Phase nach der Berufstätigkeit aufzuzeigen. Zudem sollten gleichzeitig sogenannte "Lotsen 60+" gewonnen und für den Einsatz als Berater:innen qualifiziert werden. Aus der dreijährigen Modellphase entstand eine Verstetigung für städtische Mitarbeiter:innen durch das Gesundheitsmanagement der Hansestadt Lübeck.
Projekt „Präventive Hausbesuche“ (2020)
Das Projekt entstand ausgehend von einem gemeinsamen Bericht des Bereiches Soziale Sicherung und des Gesundheitsamtes "Leben und Wohnen im Alter / Prävention im Alter PrimA" (Ergebnis Sozialausschuss 2015).
Es zeigte sich, dass die lokalen Ansprechpartner und Angebote zu wenigen Senior:innen bekannt waren. Ziel war es zudem eine passgenaue, frühzeitige Unterstützung von Älteren mit Hilfebedarf zu ermitteln. Dies erfolgte zuvor nur im Rahmen der Eigeninitiative von Betroffenen. Jedoch werden die Angebote oftmals zu spät nachgefragt, häufig erst, wenn Hilfebedarf bereits manifestiert ist. Der Eintritt in das Hilfe- und Pflegesystem erfolgt mit Einstufung in die Pflegeversicherung allerdings viel zu spät. Eine frühzeitige Intervention sollte helfen diese Krisensituationen zu vermeiden.
Ein Angebot für Menschen ab 65 Jahren im Stadtteil wird begleitet durch die Forschungsgruppe Geriatrie KH Rotes Kreuz Lübeck. Das Projekt war für die Zeit vom 01.01.2019 bis 31.12.2021 geplant und wurde Pandemiebedingt bis 2022 verlängert.
Zunächst Stadtteil Moisling, in Kooperation mit dem Caritasverband HH e.V. Regionalstelle Lübeck
Förderung beteiligter Krankenkassen: AOK, BARMER, MOBIL OIL; DAK; SALUS BKK; TKK