Lübeck ist nah am Wasser gebaut. So herrlich die direkte Nähe zu Ostsee und Trave auch ist, bringt die Lage auch immer die Gefahr von Überschwemmungen durch Hochwasser mit. Wie es dazu kommen kann, hat verschiedene Gründe. Zum einen sind da natürlich starke Regenfälle. Aber auch der Wind spielt eine große Rolle. Insbesondere starker Ostwind drückt das Wasser der Ostsee in die Lübecker Bucht, was auch die Pegelstände der Trave beeinflusst.
Sollte es zu Überschwemmungen durch Hochwasser kommen, schützt die Feuerwehr Lübeck gemeinsam mit Freiwilligen Feuerwehren und Hilfsorganisationen entsprechend dem Hochwasseralarmplan die kritische Infrastruktur wie zum Beispiel Trafo-Stationen etc., um die Versorgung der Bevölkerung sicher zu stellen.
Für den Schutz ihres Eigentums sind Bürger:innen jedoch im Rahmen der Eigenvorsorge (gem. § 5 Abs. 2 WHG) selbst verantwortlich. Es wird daher dringend empfohlen, rechtzeitig Schutzmaßnahmen zu ergreifen, um einen Wassereinbruch möglichst zu vermeiden beziehungsweise zu minimieren – beispielsweise Hochwasserschutzsysteme zur Abschottung der Türen oder Kellerfenster vorzuhalten.
Zur besseren Einschätzung der Pegelstände, haben wir Ihnen hier ein paar nützliche und interessante Informationen zusammengestellt. Durch die variierenden Einflussfaktoren sind diese Infos allerdings nicht als absolut zu betrachten. Bitte beachten Sie deshalb die aktuellen Meldungen in den Medien oder hier auf dieser Website.
Die aktuelle Wasserstandsvorhersage für die Ostsee bereitgestellt vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH).
Notruf
Bitte berücksichtigen Sie, dass durch ein Hochwasser eingetretenes Wasser im Keller noch keinen Notruf unter 112 rechtfertigt. Die oberste Priorität der Einsatz- und Rettungskräfte ist es, die kritische Infrastruktur zu schützen.
Sandsäcke
Zur Vorbereitung auf ein Hochwasser werden keine Sandsäcke durch die Feuerwehr für die individuelle und persönliche Nutzung durch Bürger:innen ausgegeben. Bürger:innen wird empfohlen, im Rahmen der Eigenvorsorge für Schutz zu sorgen und beispielsweise Hochwasserschutzsysteme zur Abschottung der Türen oder Kellerfenster vorzuhalten. Sandsäcke haben nur einen sehr begrenzten Nutzen und sind nach einem Hochwasser als Sondermüll zu entsorgen.
Gefahrenstoffe
Mögliche Gefahrenstoffe wie Lacke, Farben oder Lösungsmittel sollten grundsätzlich möglichst hoch gelagert werden. Gleiches gilt für Elektrogeräte.
Strom abstellen
Sofern mit einem Wassereinbruch zu rechnen ist oder dieser bereits eingetreten ist, sollten Sie ggf. den Strom abstellen, insbesondere in gefluteten Bereichen.
Wasser im Keller
In akuten Hochwasser-Situationen übernimmt die Feuerwehr nicht das Leerpumpen von Kellern nach einem Wassereinbruch. Diese Unterstützung kann durch die Feuerwehr nur im Falle von Starkregenfällen geleistet werden. Bei Hochwasser muss sich die Feuerwehr auf die Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur fokussieren.
Boote
Bootsbesitzer sollten bei Hochwassergefahr, die Leinenlängen anpassen und die Boote zum Schutz mit Fendern belegen.
Priwall-Fähren
Bei extremen Wetterlagen kann der Betrieb der Personenfähre (Norderfähre) aber auch der Autofähren, die den Priwall mit der Travemünder Stadtseite verbinden, eingestellt werden. Aktuelle Informationen hierzu sind online abrufbar unter www.sv-luebeck.de. Zudem wird an den Anlegestellen per Aushang informiert.
Für auftretende Hochwasserereignisse hat die Feuerwehr Lübeck einen prognoseorientierten Hochwasseralarm erarbeitet und eingeführt. Der Hochwasseralarmplan bildet insgesamt 6 Hochwasserstufen ab:
Stufe 1: 0,75 m bis 1,0 m NHN entspricht einem Wasserstand von 5,75 m bis 6,0 m Stufe 2: bis 1,50 m NHN entspricht einem Wasserstand von 6,5 m Stufe 3: bis 1,80 m NHN entspricht einem Wasserstand von 6,8 m Stufe 4: bis 2,10 m NHN entspricht einem Wasserstand von 7,1 m Stufe 5: bis 2,40 m NHN entspricht einem Wasserstand von 7,4 m Stufe 6: ab 2,40 m NHN entspricht einem Wasserstand über 7,4 m
Erfahrungswerte zu verschiedenen Hochwasserständen
bis 1,0 m NHN: die Trave tritt noch nicht über die Ufer/Kaimauern
beginnend ab 1,0 m NHN: wird die Straße „Obertrave“ überschwemmt. Hier werden Anwohner mittels Lautsprecherdurchsagen, Rundfunkdurchsagen und Warn-Apps aufgefordert PKWs aus den betroffenen Bereichen zu entfernen
ab 1,3 m NHN: 1) droht die Trave im Bereich der Obertrave erste Häuser zu überschwemmen. Zur Schadensminderung sollten Hauseigentümer/ Mieter den Einsatz von Schottwänden in Erwägung ziehen 2) die Wallstraße beginnt überzulaufen 3) die Trave tritt an der Travepromenade im Bereich Außenallee/ Trelleborgallee über 4) der östliche Priwall wird im Bereich der Mecklenburger Landstraße überschwemmt
ab 1,4 m/ 1,5 m NHN: 1) wird der Fischereihafen in Travemünde überschwemmt 2) auf dem Priwall wird die Mecklenburger Landstraße im Bereich der Landesgrenze für den Verkehr gesperrt 3) mehrere Straßenzüge im Bereich der Obertrave/ Wallstraße werden gesperrt
ab 1,60 m NHN: beginnen die Fährvorplätze auf den Seiten Travemünde/ Priwall überzulaufen
ab 1,80 m NHN: lageabhängig stellen die Priwallfähren ihren Betrieb ein
ab 2,1 m NHN: 1) viele Teile des Priwalls sind überschwemmt 2) werden mehrere Straßenzüge im Bereich Vorderreihe/ Baggersand/ Ivendorfer Landstraße gesperrt
Die oben vom Hochwasser betroffenen Bereiche und die dazugehörigen Hochwasserstände dürfen nicht absolut betrachtet werden. Auf Grund verschiedener Einflussfaktoren (Windgeschwindigkeiten, Fließgeschwindigkeit der Trave, Dünung und Verlauf der Trave) können die vorher genannten Bereiche bereits bei geringerem Hochwasserständen „überschwemmt“ werden.
In der Vergangenheit auftretende Hochwassersituationen zeigten auch, dass das Hochwasser im Bereich Altstadt häufig ca. 10 cm höher als in Travemünde ausfällt.
Maßnahmen der Feuerwehr Lübeck
Anhand jeder Hochwasserstufe ergeben sich dezidierte Maßnahmen der Feuerwehr Lübeck, die nachfolgend, auszugsweise, beschrieben sind:
Sperrung div. Straßenzüge in der Altstadt, Travemünde und auf dem Priwall
Warnung der Bevölkerung mittels Lautsprecherdurchsagen, Rundfunkdurchsagen und Warn-Apps
Verlegung von Einsatzkräften auf den Priwall zur Sicherstellung des Brandschutzes und der medizinischen Versorgung, wenn dieser aufgrund eines Hochwassers über Straße oder Fähre nicht mehr erreichbar ist
während des Hochwasserereignisses werden lageabhängig in den Bereichen Innenstadt, Travemünde und Priwall Kontrollfahrten durchgeführt, um im Falle frühzeitig Maßnahmen zur Gefahrenabwehr vornehmen zu können
Lageabhängig werden Einrichtungen zur Betreuung für die Bevölkerung eingerichtet