In Lübeck haben der Fahrradverkehr und der Radwegebau eine lange Tradition. Nach einer im Jahr 2010 durchgeführten repräsentativen Mobilitätserhebung erfolgt werktags etwa jede fünfte Ortsveränderung der Wohnbevölkerung per Fahrrad. Die Zählungen an den Altstadt- brücken lassen eine kontinuierliche Zunahme des Fahrradverkehrs während der letzten Jahre erkennen. Die anhaltend hohen Treibstoffkosten, der Trend zu gesundheits- und klimafreundlichen Mobilitätsformen sowie die erwartbare Zunahme von Pedelecs führen mittelfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit zu weiteren Aufkommenssteigerungen im Lübecker Fahrradverkehr.
Parallel zur Zunahme des Radverkehrs sind bis zum Jahr 2008 auch die Radunfälle in Lübeck kontinuierlich angestiegen (2008: 689 polizeilich erfasste Radunfälle) und danach nur moderat gesunken (2011: 561 Radunfälle). Im Jahr 2011 stellten die RadfahrerInnen damit 40% der im Straßenverkehr Verunglückten. Die Unfallraten in Lübeck liegen erkennbar höher als in den anderen kreisfreien Städten in Schleswig-Holstein.
Die vorhandenen –oft bereits 30 Jahre alten und z.T. noch älteren– Radwege in Lübeck sind vielfach sanierungs- und ausbaubedürftig. Sie werden dem erhöhten Radverkehr und den gestiegenen Ansprüchen der NutzerInnen an schnelle, direkte, sichere und komfortable Verbindungen im Stadtgebiet vielfach nicht gerecht. Auch halten sie dadurch manche BewohnerInnen von der Fahrradbenutzung im Alltagsverkehr (Einkaufen, Arbeit, Schule) ab.
In dem Konzept „Fahrradfreundliches Lübeck“ stellt die Bauverwaltung die in den zurückliegenden Jahren auf der Basis des Verkehrsentwicklungsplans (VEP-HL 1999) und der nachfolgenden Bürgerschaftsbeschlüsse realisierten Maßnahmen zur Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur in Lübeck im Überblick dar (s. auch Zwischenbericht „Fahrrad- freundliches Lübeck“ vom 03.03.2010). Sie entspricht damit einem Bürgerschaftsauftrag vom 31.01.2008 zur Entwicklung eines nachhaltigen Konzeptes „Fahrradfreundliches Lübeck.
Das Konzept ist gleichzeitig eine Fortschreibung des VEP-Teilkonzeptes „Radverkehrsnetz 2010“ unter besonderer Berücksichtigung des begleitenden Bürgerschaftsbeschlusses vom 27.11.2008, sich bis zur Erstellung eines fortgeschriebenen Verkehrsentwicklungsplans am Klima-Szenario des Schlussberichtes zum VEP 1999 zu orientieren
Aufbauend auf einer Analyse der Radverkehrsmobilität, der Entwicklung der Radverkehrs- unfälle und der aktuellen Radverkehrsbedingungen in Lübeck
- zeigt das Konzept die kurz- und mittelfristigen Ausbau- und Sanierungsbedarfe beim fließenden Radverkehr sowie zur Verbesserung des Radparkens in Lübeck auf
- und entwickelt in Abstimmung mit dem durch einen Bürgerschaftsbeschluss im April 2008 eingesetzten „Runden Tisch Fahrradverkehr“ Vorschläge zur Verbesserung des örtlichen „Fahrrad-Klimas“ (Service/Dienstleistungen, Öffentlichkeitsarbeit/Kommunikation).