Ob Berta Wirthel, Gerty Cori oder Isa Vermehren – gemeinsam haben diese drei Frauen mit 49 weiteren Frauen, dass sie auf Lübecker Straßen und Plätzen zu finden sind.
Straßennamen und öffentliche Plätze erinnern an Personen, an Orte, an Ereignisse und behalten diese im öffentlichen Gedächtnis der Stadt. Sie drücken aus, wie eine Stadt ihre Vergangenheit sieht. An wen wird erinnert? Für welche politischen, wissenschaftlichen, kulturellen oder anderweitigen Entwicklungen stehen die gewürdigten Personen? Die Benennung von Straßen ist auch ein Politikum, und die gebührende Erinnerung an Frauen in der Benennung von Straßen und Plätzen setzt Zeichen, zeigt Anerkennung und Wertschätzung und macht ihre Leistungen sichtbar.
Lediglich 53 Straßen und Plätze („Gertrud“ gibt es in 2 Straßennamen) sind in Lübeck nach historisch existierenden Frauen auf Straßennamen und Plätzen sichtbar. Es gibt zurzeit insgesamt 1.852 Straßen, von denen rund ein Viertel nach individuell erkennbaren Personen benannt ist. Weibliche Straßennamen machen davon lediglich etwa 11 % aus. Das ist wenig – zu wenig.
Die Veröffentlichung „Frauen auf Lübecker Straßen und Plätze“ mit Kurzbiografien der 52 Namensgeberinnen in Lübeck ist ab sofort in gedruckter Form erhältlich.
Mit der in Buchform vorliegenden Veröffentlichung „Frauen auf Lübecker Straßen und Plätze“ werden die Frauen portraitiert, die heute bereits Namensgeberinnen für Lübecker Straßen und Plätze sind.
Wer sind sie? Wann haben sie gelebt? Womit sind sie bekannt geworden? Was sind das für Frauen, die den Straßen und Plätzen von Lübeck ihren Namen gaben?
Ob Politikerin, Naturwissenschaftlerin oder begnadete Musikerin – allesamt waren sie Vorkämpferinnen, haben etwas gewagt und Hervorragendes geleistet.
Die meisten von ihnen waren irgendwo die „Ersten“ – die erste Landesministerin, die erste Nobelpreisträgerin, die erste Ärztin, die erste Studentin, die erste gesetzlich anerkannte Pfarrerin. Die Biografien zeigen die Vielfalt der Handlungsmöglichkeiten, aber auch die Zwänge auf, denen Frauen ausgesetzt waren und sind.
Nicht jede der Namensgeberinnen verstand sich als Kämpferin für Frauenrechte, aber um ihre Rechte für mehr Selbstbestimmung und Zugang zu den ihnen verwehrten gesellschaftlichen Institutionen gestritten haben sie wohl alle. Es waren kreative, mutige, aktive und kluge Frauen, die sich oftmals mit sehr langem Atem durchgebissen und durchgesetzt hatten und denen eine Würdigung gebührt.
Die Veröffentlichung „Frauen auf Lübecker Straßen und Plätze“ hat 142 Seiten und enthält neben den 52 Kurzbiografien eine Übersichtskarte, wo in Lübeck die nach Frauen benannten Straßen und Plätze zu finden sind sowie vielfältige Literaturhinweise zum Weiterlesen.
Sie finden hier schon jetzt:
eine Übersicht der nach Frauen benannten Straßen und Plätze in Lübeck
Grundsätzlich muss erst einmal eine „neue“ Straße da sein, die als „öffentliche Verkehrsfläche“ gewidmet ist und einen Namen, eine Anschrift braucht. Diese entsteht meist durch die Planung und dann Realisierung neuer Wohn- oder Gewerbegebiete in der Stadt. Die Straßenbenennung soll die räumliche Orientierung im Stadtgebiet sichern und dazu dienen, bestimmte Orte, Menschen etc. finden zu können – insbesondere auch für Polizei und Rettungsdienste, in der heutigen Zeit aber sicher auch für das Navigationssystem, das uns durch eine Stadt führt oder auch für die viel genutzten Zustelldienste. In erster Linie dient der Straßenname somit einer Ordnungsfunktion.
Auch wenn jede „neue“ Straße betrachtet wird im Hinblick auf bereits bestehende Flur- oder Gemarkungsbezeichnungen, historische Zusammenhänge und Ereignisse im Umfeld oder die sie umgebenden Straßen (z. B.: gibt es angrenzend bereits bestehende Motivgruppen?), bietet auch jede neue Straße, jeder neue Platz (auch jedes neue Gewerbegebiet!) möglicherweise die Chance, Frauen für ihre Lebensleistungen in dieser Stadt und somit auch im Stadtplan sichtbar zu machen. Sobald eine Verkehrsfläche nach einer Person benannt werden soll, wird die kommunale Gleichstellungsbeauftragte/das Frauenbüro beteiligt und bringt entsprechende Vorschläge ein.
Aber: auch Sie als Lübecker:in können Vorschläge machen. Der Bereich Stadtgrün und Verkehr ist der zuständige Bereich für alle Angelegenheiten rund um die Benennung von Straßen. Geeignete Vorschläge für neue Straßennamen werden dort gern entgegengenommen und in einer Vorschlagsliste gesammelt. Die Entscheidung, welchen Namen eine neue Straße letztendlich erhält, entscheidet der Bauausschuss auf Vorschlag des Bereiches Stadtgrün und Verkehr. Wenn Sie einen Vorschlag für einen Straßennamen haben, reichen Sie diesen gerne ein bei: erschliessungen@luebeck.de oder auch beim Lübecker Frauenbüro frauenbuero@luebeck.de, das den Vorschlag selbstverständlich unverzüglich weitergibt.
Und wenn Sie wissen wollen, ob eine Straßenbenennung ansteht: Auf der Seite www.luebeck.de/buergerschaft finden Sie den Sitzungskalender der politischen Gremien der Hansestadt Lübeck. Hier gibt es auch die Tagesordnung für den Bauausschuss mit den dahinterliegenden Unterlagen, Berichten und/oder Beschlussvorlagen. Auch die Namen der Lübecker Kommunalpolitiker:innen, die Sie vielleicht für Ihr Anliegen ansprechen möchten, sind dort zu finden.
Übersicht der nach Frauen benannten Straßen und Plätze in Lübeck