Historische Bibliothek

Geschichte der Bibliothek, Handschriften und Drucke seit dem 11. Jahrhundert

 

Geschichte der Bibliothek

1616/1622 - 1755
Die Gründung der Stadtbibliothek der Hansestadt Lübeck in den Jahren 1616 - 1622 geht auf einen Ratsbeschluss der staatlichen und kirchlichen Obrigkeit zurück. Um 1620 entstand auch die erste per Hand in lateinischer Sprache ausgefertigte Benutzungsordnung. Seit 1622 ist die „Bibliotheca Publica“ für die Öffentlichkeit zugänglich. Im Begrüßungswort heißt es dort, dass nicht alle Wissensdurstigen so gestellt seien, dass sie sich alle Bücher kaufen könnten, die zur Allgemeinbildung und Fachkenntnis in einem bestimmten Gebiet nach Meinung der Gelehrten notwendig seien. Diese Öffentliche Bibliothek sollte allen Bürgern Lübecks zur Verfügung stehen.

1756 - 1876
In einer neuen Benutzungsordnung wird festgelegt, dass Pflichtexemplare aller Druckwerke aus dem lübeckischen Staatswesen an die Stadtbibliothek abzuliefern waren. Zum ersten Mal wird nun von der „öffentlichen Stadt-Bibliothek“ gesprochen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Bibliothek etwa 9.000 Bände und Lübeck ca. 20.000 Einwohner und hatte vier Öffnungsstunden in der Woche. 1759 vermachte Hinrich Scharbau ihr seine Handbibliothek mit 6.000 Bänden sowie ein zu verzinsendes Kapital von 16.000 Mark. Erst ab 1836 gab es einen festen städtischen Etat für die Bibliothek. Ende des 19. Jahrhundert bestanden Vereinbarungen mit verschiedenen Lübecker Vereinen, darunter denen der Juristen, Mediziner, Musiker und Theologen, die ihre Bestände der Bibliothek überließen. Als Vorläufer von Museen sammelte die Bibliothek nicht nur Bücher, sondern auch Münzen (heute im Stadtarchiv) und war 70 Jahre im Besitz einer altägyptischen Mumie, die von der Ratsapotheke überlassen wurde (heute im Bestand des Völkerkundemuseums). So erklärt sich auch der Satz in der Verordnung von 1837: „So darf niemand eigenmächtig ein Buch, oder eine andere Merkwürdigkeit, von den Tischen oder Bücherbrettern oder aus den Behältnissen nehmen.“ Die Öffnungszeiten stiegen auf fünf in der Woche.

1877 – 1933
Friedrich Wilhelm Mantels, Hanseforscher, Lehrer am Katharineum und nebenamtlich Bibliotheksleiter, veranlasste, dass der Gebäudekomplex des ehemaligen Klosters um einen Anbau erweitert wurde, dem heutigen Mantelssaal.

Im 19. Jahrhundert war aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung mit der Öffentlichen Bibliothek ein neuer Bibliothekstyp entstanden. 1879 wurde neben der etablierten Stadtbibliothek die Volksbibliothek gegründet, die 1897 in die "Öffentliche Bücher- und Lesehalle" überging. Der Buchbestand wuchs bald auf 11.000 Bände und der eingerichtete Lesesaal, "Lesehalle" genannt, konnte im Jahr rund 18.000 Besucherinnen und Besucher registrieren.

Seit 1903 wurde die Stadtbibliothek hauptamtlich von Carl Curtius geleitet, während ab 1906 Bennata Otten hauptamtlich die Öffentliche Bücher- und Lesehalle übernahm. Otten war in Deutschland die zweite Frau, die eine Bibliothek leitete.

1919 wurde ein Bibliothekskonzept erarbeitet, das einen organisatorischen Verbund von Stadtbibliothek, Öffentlicher Bücher- und Lesehalle mit Außenstellen und den Aufbau eines ländlichen Bücherservice (Wanderbücherei) unter einer Direktion durch Dr. Willy Pieth vorsah. Zum System gehörten eine Kinder- und Jugendlesehalle sowie drei Stadtteilbibliotheken (St. Gertrud, weitergeführt als Marli-Bücherei, St. Lorenz und St. Jürgen). Für die Stadtbibliothek dagegen war das größte Ereignis der 1926 fertiggestellte Bibliotheksneubau.

1933 - 1945
Von 1933-1940 wurde die Stadtbibliothek von einem NSDAP Mitgliedsbibliothekar geleitet. Ab 1940 gab es mit Franz Weber eine kommissarische Leitung, der bereits seit 1911, u.a. als stellvertretende Leitung, in der Bibliothek angestellt war.

Nach dem englischen Bombenangriff 1942 wurden die wertvollsten Stücke der Stadtbibliothek wie Inkunabeln, Handschriften u.ä. (ca. 28.000 Bände) nach Sachsen-Anhalt ausgelagert und nach dem Krieg weiter in die UdSSR transportiert. Diese nicht mehr in Lübeck vorhandenen Bücher bedeuten bis heute einen großen Verlust für die Lübecker Kulturgeschichtete. Zurückgekehrt bzw. ersetzt sind 7.818 Bände.

Trotz erheblicher Kriegsverluste verfügt die Stadtbibliothek noch immer über eine der hochkarätigen Sammlungen Deutschlands und ist mit wohl etwa 280.000 Stücken ab dem 11. Jahrhundert bis zum Jahre 1900 die reichste Altbestandsbibliothek Schleswig-Holsteins. Mit 1706 Exemplaren sind beispielsweise 70 % des bisherigen Handschriftenbestands wieder vorhanden. 

1945 - 1979
Die seit 1945 wieder als unabhängige Bibliothek geführte Öffentliche Bücherei wurde sowohl in der Zentrale in der Königstraße wie auch im Bereich der Stadtteilbibliotheken ausgebaut. Überwiegend gefördert aus Mitteln des Zonenrandprogrammes, entstanden mit der Zeit in verschiedenen Stadtteilen Neubauten. 1974 wurden beide Bibliotheken unter einer Leitung (Dr. Klaus Bock) vereint, um sie zu einer Public Library umzugestalten. Der Neubau konnte 1979 bezogen werden. Erstmals gab es in Lübeck eine große Stadtbibliothek, die in ihrer Zentrale allen Bürgerinnen und Bürgern gerecht wurde.

1980 – heute
Die Bibliothek der Hansestadt Lübeck, so der offizielle Name der Stadtbibliothek, verlor aufgrund diverser Sparmaßnahmen fünf seiner neun Stadtteilbibliotheken (Eichholz, Hansering, St.-Lorenz Nord, Klosterhof, Schlutup) sowie die Fahrbücherei. Zum 400. Jubiläum hat die Stadtbibliothek neben seinem Stammhaus in der Hundestraße noch Zweigstellen in Kücknitz, Marli-Brandenbaum, Moisling und Travemünde. Drei Zweigstellen sind in einem guten Zustand; für die Zweigstelle Moisling ist ein neuer zentraler Standort in der „Neuen Mitte Moisling“ anvisiert.

Die Stadtbibliothek Lübeck ist aufgrund ihrer Geschichte eine deutschlandweit einmalige Mischung aus öffentlicher, wissenschaftlicher und Spezialbibliothek sowie ehemaliger Staatsbibliothek. An 49 Stunden die Woche ist die Zentralbibliothek geöffnet. Mit den Zweigstellen kommt die Stadtbibliothek aktuell auf 109 Öffnungsstunden die Woche.

 

Bestände

Benutzung

Digitalisierung

Seit November 2015 sind Teile des Altbestandes auch in digitalisierter Form zugänglich und können hier abgerufen werden.

Das könnte Sie auch interessieren