Frauen öfter in Spitzenpositionen, aber seltener in Politik und Gremien von Hochschulen, Wirtschaft und Kirche vertreten - Rechtliche Regelungen führen zu höherer Beteiligung.
Auffällig ist, dass die Zahl einzelner Frauen in „Spitzenpositionen“ in Lübeck zunimmt. So ist im Berichtszeitraum die erste weibliche Präsidentin der IHK in ihrem Amt bestätigt worden, erstmals stehen Präsidentinnen und Kanzlerinnen an der Spitze von Universität und Technischer Hochschule, zwei Bundestags- und zwei Landtagsabgeordnete aus Lübeck sind Frauen und zwei von vier Senator:innen.
Dennoch sind sie -trotz ihrer guten Qualifikation und ihres vielfachen ehrenamtlichen Engagements auch in Lübeck– immer noch deutlich weniger als Männer in relevanten Gremien und Entscheidungspositionen vertreten.
Frauen führen (Geschäftsführerinnen) auch den DGB Landesbezirks Lübeck Schleswig-Holstein Südost (seit 2015) und der ver.di Region Lübeck-Ostholstein (seit 2016).
Einzelne Frauen in Spitzenpositionen können jedoch nicht die bestehenden strukturellen Unterrepräsentanzen von Frauen ausgleichen. Nach wie vor sind wesentlich weniger Frauen als Männer in den Parteien, der Bürgerschaft (71% Männer) und deren Ausschüssen und Beiräten sowie im Land- (68,5% Männer) und Bundestag vertreten. Auch die Gremien der Kammern (Vollversammlung der IHK: 78% Männer; der HWK: 89% Männer), Gewerkschaften (Vorstand DGB Stadtverband Lübeck: 86% Männer; IG Metall Lübeck-Wismar: 73% Männer) und Hochschulen (Präsidium Musikhochschule: 100% Männer; Senat der Universität: 73% Männer) und die Aufsichtsräte von Lübecker Unternehmen wie Dräger und SLM Solutions (Ranking-Plätze 132 bzw. 162 von 184) sind Frauen immer noch eher „Ausnahme-Erscheinungen“.
Was funktioniert?
Rechtliche Regelungen (z.B. für die Besetzung der Hochschulräte, der Nordkirche, des Jugendhilfeausschusses der Hansestadt Lübeck) und substanzielle Selbstverpflichtungen (z.B. im Forum für Migrant:innen in Lübeck) tragen zu einem höheren Frauenanteil bei. Allgemeine Selbstverpflichtungen und Absichtserklärungen, Frauen beteiligen zu wollen, führen dagegen faktisch meist nicht zu einer angemessenen Beteiligung, wie der Blick in unterschiedliche Entscheidungsstrukturen zeigt – unabhängig davon ob Lübecker Gremien oder Landesgremien.
Die Kommune selbst kann insbesondere bei den städtischen Entscheidungsgremien, d.h. bei der Partizipation von Frauen an kommunalpolitischen Entscheidungen (Kommunalpolitik, Aufsichtsräte, Beiräte und Gremien) auf eine größere Beteiligung von Frauen hinwirken.
Kommunalpolitik
Gründe für die Unterrepräsentanz von Frauen und Hinweise, wie mehr Frauen für Kommunalpolitik gewonnen werden könnten, finden sich im Bericht „Frauen in Lübeck 2014“ www.luebeck.de/stadt_politik/rathaus/verwaltung/frauenbuero/veroeffentlichungen/fachpublikationen.html oder hier: www.frauen-macht-politik.de/helene-weber-kolleg.html
Was die Kommune zu einer höheren Beteiligung von Frauen beitragen kann:
- Konzept für mehr Frauen in der Kommunalpolitik
Erarbeitung eines fraktionsübergreifenden kommunalen Konzeptes zur Erhöhung der Wahl- und stärkeren Bürger:innenbeteiligung sowie zur Gewinnung neuer Interessent:innen und aktiver Personen für die Kommunalpolitik.
Dieses sollte als Ziel die Steigerung des Anteils von Frauen -und ggf. anderer bisher unterrepräsentierter Gruppen- in der Kommunalpolitik beinhalten.
- Neue Gremienkultur entwickeln
Neue Formen der Gremienkultur (Sitzungszeit, - abläufe, Dauer der Redebeiträge etc.) erproben und etablieren.
- Selbstverpflichtung der Bürgerschaft / Parteien
Selbstverpflichtung der Bürgerschaft/der Parteien, in Ausschüssen und anderen Gre-mien von jeder Partei je eine Frau und einen Mann zu entsenden (bzw. ggf. „rotierend“).