Wir für Mehrweg

Mehrwegpfandsysteme, Trinkwasser-Stationen und Müllvermeidung in Lübeck

Der Runde Tisch „Wir für Mehrweg“ besteht aus Lübecker Akteur:innen aus Politik, Verwaltung, Gewerbebetrieben und Verbänden und beschäftigt sich seit 2017 mit der Reduzierung des Verpackungsmülls durch Mehrweglösungen. Bundesweit fallen 2,8 Milliarden Einwegbecher pro Jahr für den schnellen Kaffeegenuss unterwegs an. Für Lübeck bedeutet das: circa 7,3 Millionen Einwegbecher im Jahr werden nach nur wenigen Minuten Gebrauch zu Abfall. Für Einweggeschirr und Verpackungen für Außer-Haus- und Sofortverzehr fielen in Deutschland 2017 rund 300.000t Müll an. Tendenz steigend, denn auch in den letzten Jahren stieg die Gesamtmüllmenge weiter an. Die Corona-Pandemie verschärfte das Problem zusätzlich. Neben dem hohen Ressourcenverbrauch und der Umweltbelastung verursachen die so entstehenden Müllberge auch großen Aufwand bei den Entsorgungsbetrieben Lübeck.


Schüler:innen entwerfen Schilder zur Mehrwegpflicht

Geschäfte, die Essen zum Mitnehmen anbieten, haben dank der beeindruckenden Kreativität vieler Lübecker Schüler:innen eine neue Möglichkeit, für Mehrweg zu werben. In einem dreimonatigen Plakatwettbewerb wurde gebastelt und gemalt um das etwas sperrige Thema Mehrweg anschaulich und überzeugend darzustellen. Die daraus entstandenen Schilder stehen allen Lübecker Unternehmen zur Verfügung um in ihren Geschäften auf ihre Mehrwegalternativen hinzuweisen. Gesammelt herunterladen können Sie die Schilder hier.

 

 

Hintergrund zur Mehrwegpflicht

Seit dem 1. Januar 2023 gelten neue Regeln für Gastronomie und Einzelhandel, die Essen für unterwegs verkaufen. Nach dem neuen Verpackungsgesetz VerpackG2 müssen Anbieter von Lebensmitteln und Getränken eine Verpackung zum Mitnehmen anbieten, die mehrfach genutzt werden kann. Dies gilt für Betriebe mit mehr als 80 m² Verkaufsfläche oder mehr als fünf Beschäftigten. Auch kleinere Betriebe müssen aber zumindest von den Kunden selbst mitgebrachte Gefäße befüllen. In beiden Fällen muss zudem die Kundschaft gut sichtbar in der Verkaufsstelle informiert werden.

Für Lübeck ergibt sich daraus eine große Chance Ressourcen zu sparen und damit nicht nur die Umwelt zu entlasten, sondern auch lokale wirtschaftliche Impulse zu setzten. Innovative Unternehmen, die Mehrwegsysteme anbieten gibt es jedenfalls einige. Vorgestellt wurden diese bereits im Juni 2022 auf der „Lübecker Schüssel-Schau“ (siehe unten).

Umfangreiche Informationen dazu bietet die Kampagne „Essen in Mehrweg“ mit vielen Erklärungen und Empfehlungen für Betriebe.

 

 

Rückblick: Lübecker Schüssel-Schau am 04. Juli 2022

Zusammen mit der Initiative plastikfreie Stadtund der Handwerkskammer Lübeck veranstaltete die Klimaleitstelle der Hansestadt Lübeck ein Mehrweg-Event am Montag, den 04. Juli 2022 von 10.00-14.00 Uhr.

Hier stellten sich verschiedene Anbieter von Mehrwegsystemen vor und informieren über ihr Angebot. Im Fokus der Veranstaltung standen Lösungen für Essen in Mehrweg, aber auch Mehrweg-Verpackungen für Getränke finden Sie hier. Eingeladen sind alle Gastronomie-, Hotel- und Handwerksbetriebe, die Essen oder Getränke zum Außer-Haus-Verzehr anbieten oder ihren Verpackungsmüll reduzieren möchten. 

Diese Mehrwegsystemanbieter stellten sich vor:

  • Vytal
  • Tiffin Loop
  • ReCircle
  • ReCup
  • Relevo
  • FairCup

Neben der Möglichkeit mit den Anbietenden ins Gespräch zu kommen und die verschiedenen Schüsseln, Boxen, Schalen und Becher in der Hand zu halten gab es ein Vortragsprogramm rund um das Thema „Essen in Mehrweg“.

 

 

Gratis Trinkwasserstellen in Lübeck

Plastik-Wasserflaschen lassen sich in Lübeck ganz einfach einsparen. Denn neben zahlreichen REFILL-Stationen gibt es demnächst auch drei Wasserspender der Stadtwerke Lübeck auf der Altstadtinsel, die beim Einkaufen oder Spazieren für frisches Wasser sorgen. Leitungswasser ist das am stärksten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland. Das Wasser aus dem Hahn enthält oft mehr Mineralstoffe und weniger ungesunde Rückstände als die Konkurrenz aus der Flasche, zudem entfallen weite Transportwege. Leitungswasser ist in nahezu jedem Haus und Geschäft verfügbar. Daraus entstand in Bristol die urspüngliche Idee zu der REFILL Kampagne.

 

In allen Geschäften und Einrichtungen mit dem REFILL-Aufkleber am Fenster kann ein mitgebrachtes Trinkgefäß kostenlos mit Leitungswasser aufgefüllt werden. Davon gibt es mittlerweile allein 15 Stationen auf der Altstadtinsel. Alle Stationen findet man auf der REFILL-Internetseite.

  

 

FAQs – Häufig gestellte Fragen zu Mehrwegverpackungen

 

Was kommt in Zukunft durch die neue Gesetzgebung für Verpackungsmaterialien an Änderungen auf mich zu?

Seit dem 3. Juli 2021 werden Herstellung und Handel mit Wegwerfprodukten aus Plastik EU-weit verboten. Darunter fallen beispielsweise Einwegbesteck und –Teller, Strohhalme und Rührstäbchen.
2022 werden alle Einweggetränkedosen grundsätzlich pfandpflichtig sein.
Ab 2023 werden Caterer, Lieferdienste und Restaurants in der EU verpflichtet, Alternativen zur Einweg-Verpackung zum Mitnehmen und Bestellen anzubieten. Für kleine Betriebe mit maximal fünf Beschäftigten und 80 Quadratmetern Verkaufsfläche gibt es auch die Möglichkeit, Speisen und Getränke in Behälter der Kund:innen abzufüllen.
Daher ist es sinnvoll, sich schon jetzt um eine nachhaltige Alternative zu kümmern und ein Mehrwegsystem einzuführen.

Informationsblatt Änderungen Essen und Getränke zum Mitnehmen 

Fragen und Antworten-Katalog des Lebensmittelverbands Deutschland

 

 

Welche Mehrweg-Systeme stehen zur Auswahl?

Es gibt immer mehr Unternehmen, die die Einrichtung eines Mehrwegsystems anbieten.
Einige bieten ein Pfandsystem an, bei dem pro Behältnis und Deckel ein Pfand gezahlt wird, der bei Rückgabe wieder ausgezahlt wird. Üblicherweise beträgt der Pfandbetrag zwischen 1 und 5 Euro.
Daneben existieren Systeme, bei denen das Behältnis ohne Geld mitgegeben wird. Dabei wird das Behältnis dem/der Nutzer:in oder einem anonymen Code zugeordnet und innerhalb einer definierten Frist zur Verfügung gestellt. Erst wenn man den Behälter nicht innerhalb der Frist abgibt, muss man eine Gebühr zahlen. Dies geschieht per App oder Systemkarte ganz automatisch.
Unabhängig vom System können die benutzten Behältnisse bei allen teilnehmenden Unternehmen zurückgegeben werden. Einige Anbieter bieten auch die Möglichkeit an, die Behälter über Pfand-Automaten zurückzugeben.
Eine Auswahl an vorhandenen Systemanbietern finden Sie hier.

 

 

Was kostet das Mehrwegsystem das Unternehmen?

Die Kosten unterscheiden sich je nach System. Einige Anbieter nehmen eine monatliche Nutzungsgebühr, unabhängig von der Zahl der Behälter. Andere rechnen nach Anzahl der Benutzungen ab. Im Pilotprojekt, bei dem Einwegbecher durch ein Mehrweg-System ersetzt wurden, hat sich das Mehrweg-System nach 10 Bechern pro Tag finanziell amortisiert. Denn durch die mehrfache Nutzung entfallen Beschaffungen und auf lange Sicht mindern sich die Entsorgungsgebühren.
Das Lübecker Netzwerk bietet Unterstützung und durch die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit erreichen wir zusammen mehr Menschen.

 

 

Welche Behältnisse gibt es?

Je nach Anbieter können verschiedene Formen und Größen für die Anwendung ausgewählt werden. Möglich sind Suppenteller, flache Teller mit Trennfunktionen oder auch spezielle Pizza-Verpackungen.

 

 

Welchen ökologischen Fußabdruck hinterlassen die Behälter im Verhältnis zu Einweg-Lösungen?

In der Herstellung wie in der Entsorgung benötigen Mehrweg-Behältnisse im Vergleich zu Einweg-Lösungen mehr Energie. Doch durch die mehrmalige Nutzung rechnet sich die längere Lebenszeit am Ende: Je nach System und Anbieterist die Ökobilanz nach rund 10 Benutzungen positiv.

 

 

Warum ist Mehrweg besser als alternative Einwegprodukte?

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Plastikalternativen bei den Einwegverpackungen: Schalen aus biologisch abbaubaren Kunststoffen, Papier und Bambusteller, Holzbesteck oder Bambusstrohhalme. Alle haben eins gemeinsam: Sie werden nur einmal verwendet und anschließend weggeschmissen. Das wirkt sich negativ auf die natürlichen Ressourcen aus. Denn Bambus und anderes Holz zur Papierproduktion muss auch erst einmal nachwachsen.
Biologisch abbaubare Kunststoffe zersetzen sich zwar mit der Zeit, aber können nicht im verrottendem Bioabfall entsorgt werden, da sie viel länger brauchen, um sich zu zersetzen. Auch das Recycling ist bei diesen Kunststoffen bisher nicht möglich. Daher werden diese Verpackungen auch wie Restmüll behandelt. Informationen über biobasierte und biologisch abbaubare Kunststoffe gibt es auf der Internetseite des Umweltbundesamtes.

 

 

Wie oft können die Essens-Behältnisse wiederverwendet werden?

Je nach Hersteller können die verschiedenen Behältnisse bis zu 500 Mal wiederverwendet werden. Schüsseln, die beschädigt sind, werden aussortiert und ersetzt.

 

 

Wer reinigt die Behältnisse?

Die Behältnisse müssen in einer Spülmaschine oder einer Industriespülmaschine gespült werden, damit sie wieder in den Umlauf gebracht werden können. Von Hand spülen ist aus hygienischen Gründen nicht erlaubt. Eine Lösung für kleine Gastronomiebetriebe ohne Industriespülmaschine ist hier eine Spülkooperation mit einem größeren Betrieb. Auch hier hilft der Runde Tisch "Wir für Mehrweg" gerne weiter.

 

Weitere Fragen und Antworten zu Mehrwegverpackungen finden Sie auf der Internetseite des Bundesumweltministeriums

Merkblatt „Pool-Geschirr“ des Lebensmittelverbandes 
Hintergrundstudie zu Essen in Mehrweg 

 

 

Getränke in Mehrweg

 

Startschuss für ein Pilotprojekt 2018

Nach einem Aufruf des Bereichs Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz haben  sich bereits über 15 Lübecker Kaffee ausschenkende Unternehmen, und damit gut 30 Verkaufsstellen einem einheitlichen Pfandbechersystem angeschlossen.
Am 12. November 2018 fiel der offizielle Startschuss für den Kaffeeausschank der beteiligten Betriebe in einem bereits deutschlandweit bekannten Pfandbecher.

Für die Ausleihe des speziellen Bechers der Firma reCup GmbH hinterlegt man einen Euro Pfand. Den passenden Mehrwegdeckel in verschiedenen Farben kann dazu erworben werden. Er bleibt im Eigentum des Käufers. Bei der Rückgabe des Bechers in dem Café vor Ort, aber auch in einem der anderen beteiligten Geschäfte wird der Pfandbetrag erstattet. - Und das auch über die Stadtgrenzen hinaus!

Ergänzend zu dem Pfandbecher bieten schon jetzt viele Geschäfte einen Rabatt für den Kaffeeausschank im selbst mitgebrachten Becher an.

Der Kaffeeausschank im Mehrwegbecher erfolgt nach hygienischen Standards: Hygiene-Merkblatt coffee-to-go

 

 

Bundespreis Verbraucherschutz für „Wir für Mehrweg“ 2019

Für ihr Engagement für Verbraucherschutz im Bereich Nachhaltigkeit wurde die Initiative „Wir für Mehrweg“ aus Lübeck mit dem Bundespreis Verbraucherschutz 2019 und einem Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro geehrt.

Übergabe des Bundespreises Verbraucherschutz an Bürgermeister Jan Lindenau (mitte), Bereichsleiterin Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz Birgit Hartmann (rechts) und Frank Denker, DEHOGA Lübeck (2.v.l.) durch die ehemalige Verbraucherschutzministerin Dr. Sütterlin-Waack (2.v.r.) (Quelle: Verbraucherschutzministerium)
Übergabe des Bundespreises Verbraucherschutz an Bürgermeister Jan Lindenau (mitte), Bereichsleiterin Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz Birgit Hartmann (rechts) und Frank Denker, DEHOGA Lübeck (2.v.l.) durch die ehemalige Verbraucherschutzministerin Dr. Sütterlin-Waack (2.v.r.) (Quelle: Verbraucherschutzministerium)

Die Deutsche Stiftung Verbraucherschutz verlieh den Bundespreis Verbraucherschutz am 16. Oktober 2019 in Berlin zum vierten Mal. „Mit dem Bundespreis Verbraucherschutz zeichnen wir Menschen aus, die sich vorbildhaft für andere Verbraucherinnen und Verbraucher einsetzen. Viele Menschen engagieren sich dafür, dass Verbraucherinnen und Verbraucher über ihre Rechte aufgeklärt werden oder Konsumentscheidungen stärker hinterfragen. Dieses Engagement wollen wir durch die Auszeichnung würdigen und sichtbarer machen.“, so Christine Lambrecht, Bundesverbraucherschutzministerin und Schirmherrin des Preises.

Die Ministerin für Justiz, Europa, Verbraucherschutz und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein, Dr. Sabine Sütterlin-Waack, hielt die Laudatio auf die Lübecker Initiative und lobte: „Ich freue mich sehr, dass der Bundespreis Verbraucherschutz in der Kategorie Projekt nach Schleswig-Holstein geht. ´Wir für Mehrweg´ ist nicht nur eine kluge Idee um Einwegbecher einzusparen, sondern bringt die Themen Abfallvermeidung und Recycling insgesamt ins Bewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher. Damit steht dieses innovative Lübecker Projekt beispielhaft für viele Initiativen in ganz Deutschland, die zeigen, was alles möglich ist, wenn Verantwortliche in Politik, Wirtschaft und Verwaltung zusammenarbeiten.“

Bürgermeister Jan Lindenau nahm gemeinsam mit Birgit Hartmann, Bereichsleiterin Umwelt, Natur und Verbraucherschutz sowie Frank Denker, 1. Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, heute den Preis in Berlin entgegen. „Die Auszeichnung mit dem Bundespreis Verbraucherschutz 2019 für die Initiative ‚Wir für Mehrweg‘ ist für die Hansestadt Lübeck Grund zur Freude und Ansporn zugleich“, sagte Lindenau anlässlich der Ehrung. „Ich danke den Mitwirkenden für Ihre hervorragende Arbeit. Projekte wie diese zeigen, dass wir uns vor allem auf kommunaler Ebene wirksam und konkret für unsere Umwelt und unser Klima einsetzen und bereits im Kleinen Veränderungen vorantreiben können. Die Reduzierung der durch Einwegbecher ausgelösten Abfälle ist dabei ein bedeutendes Thema, das durch die Initiative ‚Wir für Mehrweg‘ Stück für Stück angegangen wird. Vor dem Hintergrund der Verleihung des Bundespreises gehen wir fest davon aus, dass sich in Kürze noch mehr Betriebe der Initiative anschließen werden und somit ihren Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen leisten.“

 

 

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