Die Hansestadt Lübeck wird klimaneutral. Dafür müssen Gebäude energieeffizienter und mit erneuerbaren Energien versorgt werden. Jetzt arbeitet die Stadt an einem Kompass: Die kommunale Wärmeplanung (KWP) wird zeigen, welche Arten nachhaltiger Wärmeversorgung an welchen Orten möglich und sinnvoll sind. Dieser Energieleitplan weist die Richtung für den gemeinsamen Weg der Wärmewende.
Reihe - Perspektiven auf die Kommunale Wärmeplanung
Einige unserer KWP-Partner:innen blicken in aktuellen Kurzinterviews aus ihrer Perspektive auf Lübecks kommunale Wärmeplanung. Die Reihe wird im Newsletter der Klimaleitstelle fortgesetzt. Sie wollen den Newsletter abonnieren? Bitte hier entlang!
Teil 1: Was bedeutet die kommunale Wärmeplanung für den Masterplan Klimaschutz?
In Lübeck ist der Masterplan Klimaschutz (MAKS) die Basis für die Klimaschutzarbeit. Die kommunale Wärmeplanung geht damit Hand in Hand, da sie als übergeordnete Planung die Grundlage für die Umsetzung vieler Klimaschutz-Maßnahmen bildet. Insbesondere für den massiven Ausbau der Wärmenetze ist die kommunale Wärmeplanung ganz entscheidend. Auf der anderen Seite kann auch die kommunale Wärmeplanung nur funktionieren, wenn sie durch Maßnahmen zur Energieeinsparung und durch Quartierskonzepte flankiert wird.
Wenn der Energieverbrauch gesenkt wird, können beispielsweise Nahwärmenetze mit geringeren Vorlauftemperaturen betrieben werden, was die Effizienz erhöht. Quartierskonzepte konkretisieren die eher grobe kommunale Wärmeplanung und schaffen jenseits der großen Wärmenetze maßgeschneiderte Lösungen, z. B. zur Wärmeversorgung eines Straßenzuges.
Sofern wir Kurs halten, wird genau dieses Zusammenspiel aus Masterplan Klimaschutz und kommunaler Wärmeplanung es uns in Zukunft ermöglichen, klimaneutral, effizient und verhältnismäßig günstig zu heizen.
Teil 2: Drei Fragen an die Stadtwerke Lübeck
Die Hansestadt Lübeck hat die Stadtwerke Lübeck mit der Durchführung der kommunalen Wärmeplanung beauftragt. Katrin Krüger, Leiterin Unternehmensentwicklung, und ihre Kollegin Dr. Sinje Keipert-Colbert, Projektleiterin kommunale Wärmeplanung, geben Einblick in ihre Verantwortungsbereiche und Aufgaben.
1. Die Stadtwerke Lübeck sind einerseits Energieversorger und Netzbetreiber, andererseits Dienstleister der Stadt. Gibt es Interessenkonflikte?
Sinje Keipert-Colberg: Wir als Stadtwerke bringen unsere Energieexpertise in die kommunale Wärmeplanung und sind damit der richtige Partner der Stadt. Ich stehe für die Stadtwerke Lübeck Innovation, eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke Lübeck Gruppe, und greife für die komplexen Datenerhebungen und -auswertungen auf die Kompetenz der Gruppe zurück, übernehme aber als Auftragnehmerin die kommunale Sicht.
Katrin Krüger: Gleichzeitig sind wir ein Wirtschaftsunternehmen mit eigenen Projekten zur „Vergrünung“ der Wärme. Wir arbeiten an der Energiewende, weil das unsere Zukunft sichert – müssen aber für Zukunftsfähigkeit als Versorgerin und Netzbetreiberin auch wirtschaftlich agieren. Das geschieht unabhängig von der kommunalen Wärmeplanung. Als Leiterin Unternehmensentwicklung habe ich das große Zielbild und was wir unternehmerisch umsetzen können vor Augen.
2. Was passiert bei der Planung? Und was ist mit dem Datenschutz?
Sinje Keipert-Colberg: Lübecks Wärmeplan wird Empfehlungen für die zukünftige klimaneutrale Wärmeversorgung geben, für die der Wärmebedarf der Zukunft zu ermitteln ist. Für die Erhebung von Verbrauchsdaten gelten strenge Datenschutzregeln, die wir natürlich beachten. Mit mathematischen Verfahren schaffen wir eine zuverlässige Datengrundlage, ohne Einzelverbrauche auszuweisen.
3. Welche Optionen zur nachhaltigen Energieversorgung werden betrachtet?
Katrin Krüger: Für eine Strategie der Wärmewende kommen alle dezentralen und zentralen Lösungen zur Wärmeversorgung infrage. Je nach Verbrauchsstruktur in einem Stadtgebiet wird es Empfehlungen geben, z. B. für den Ausbau von Wärmenetzen, die u. a. durch Geothermie, Flusswärmepumpen oder unvermeidbare industrielle Abwärme gespeist werden könnten.
Teil 3: Drei Fragen an Eckard Saß
Eckard Saß ist Obermeister im Vorstand der Innung Sanitär Heizung Klima Lübeck. In dieser Funktion ist er Mitglied im Begleitgremium zur kommunalen Wärmeplanung.
Für den Newsletter berichtet der Fachmann für Planung und Ausführung von Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik aus seinem Alltag – und erklärt die Chancen von Wärmeplan und Wärmewende.
1. Mit welchen Fragen kommen Ihre Kunden besonders häufig auf Sie zu?
Das ist sehr unterschiedlich. Viele Kundinnen und Kunden denken, die Wärmewende könne erst in 20 Jahren stattfinden. Sie sind überrascht, wenn ich Ihnen den deutlich kürzeren Planungshorizont erkläre. Ich spreche aber auch mit informierten Menschen, die schon klare Vorstellungen von ihrer neuen Heizung haben. Die erste Kategorie ist leider noch sehr häufig vertreten. Da ist also noch Aufklärungsarbeit zu leisten.
2. Wie gehen Sie mit Fragen um – haben Sie Antworten oder Empfehlungen?
Zunächst einmal verstehe ich mich als Berater. Ich treffe keine Entscheidungen für meine Kundinnen und Kunden, sondern informiere sie über aktuelle und zu erwartende Entscheidungskriterien, z. B. Anschaffungs- und Betriebskosten, Platz-/Wartungsbedarf, Lebensdauer, Klimafreundlichkeit. Ich helfe also, viele verschiedene Argumente zu sortieren. Ihre Prioritäten müssen sie selbst setzen – und auf dieser Grundlage entscheiden. Dieser Beratungsprozess ist heute deutlich aufwändiger als vor wenigen Jahren und zudem für alle Kunden unterschiedlich.
Neben dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) und der kommunalen Wärmeplanung sind auch das Energiewende- und Klimaschutzgesetz Schleswig Holstein (EWKG), die Energiekosten und deren Steigerungsraten, die persönliche Situation, die räumliche Situation und vieles andere zu berücksichtigen. Auf alle Fragen gibt es Antworten – Empfehlungen aber nur unter Einschränkung.
3. Was erwarten Sie vom kommunalen Wärmeplan? Und worauf kommt es außerdem an, um Lübecks Wärmewende zu stemmen?
Ich hoffe, dass die Planung nah an das herankommt, was anschließend auch realisierbar ist. Einerseits werden wir ja erfahren, in welchen Gebieten keine Fernwärme kommen wird. Dort haben die Bewohner dann schon Klarheit, in welche Richtung sie denken können.
In den übrigen Gebieten, die sich für Fernwärme potenziell eignen, muss zunächst eine konkretere Planung erfolgen, um zu ermitteln, ob, wo und wann dort Fernwärme realisierbar ist. Die Bewohner dieser Gebiete müssen also weiter abwarten. Ich hoffe, dass möglichst viel schon zum Ende des Jahres klar ist.
Teil 4: Drei Fragen an Professor Sebastian Fiedler
Sebastian Fiedler ist Professor für Bauphysik und Technischen Ausbau an der TH Lübeck sowie Dekan des Fachbereichs Bauwesen.
Als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats verfolgt der Experte für nachhaltiges Bauen den Prozess der kommunalen Wärmeplanung und berät das Projektteam. Für diesen Newsletter erklärt er die Zusammenhänge zwischen kommunaler Wärmeplanung und Wärmewende.
1. Die Umstellung auf klimaneutrale Wärmeversorgung ist für viele Lübeckerinnen und Lübecker mit zwei Fragen verbunden: Womit heizen wir in Zukunft - und was wird das kosten? Kann die kommunale Wärmeplanung diese Fragen beantworten?
Nein, das ist auch nicht ihr Zweck. Die kommunale Wärmeplanung stellt den Status quo und mögliche Entwicklungen dar. Dazu gehören auch die Potenziale energetischer Gebäudesanierung sowie der Erschließung erneuerbarer Energiequellen. Außerdem weist die KWP auf Grundlage technischer und wirtschaftlicher Grobbewertungen Potenziale für den Aus- und Umbau der Energieinfrastruktur aus, etwa mögliche Standorte von Flusswasserwärmepumpen oder Wärmenetzausbaugebiete.
2. Welche Rolle spielt die kommunale Wärmeplanung im „Gesamtprojekt Wärmewende“?
Mit der KWP liegt uns Anfang 2025 eine belastbare Grundlage für die Wärmewende in Lübeck vor. Das heißt aber: die Umsetzung selbst müssen wir darauf aufbauend in einem Aushandlungs- und Steuerungsprozess gemeinsam gestalten. So braucht es z. B. für ein neues Wärmenetz jemanden, der die Realisierung in die Hand nimmt – seien es Wärmeversorgungsunternehmen, eine Energiegenossenschaft oder eine Nachbarschaftsinitiative. Zudem braucht es genügend Haushalte, die sich anschließen. Die KWP kann und soll diese Entscheidungen nicht vorgeben, sondern die Abstimmung zwischen beteiligten Akteuren anregen und erleichtern.
Die KWP ist also kein planwirtschaftliches Instrument, das einen Weg vorschreibt, sondern Landkarte und Kompass. Sie bietet für die Wärmewende wertvolle Orientierungspunkte und wird zudem regelmäßig fortgeschrieben, um zukünftige Entwicklungen einzubeziehen.
3. Welche weiteren Bausteine und Akteure sind an diesem Umstellungsprozess beteiligt?
Zum einen müssen Wärmenetzbetreiber bis 2026 Fahrpläne für den Ausbau und die Dekarbonisierung ihrer Wärmenetze erstellen. Auch Strom- und Gasnetzbetreiber planen die Anpassung ihrer Netze. Zum anderen entwickelt die Wohnungswirtschaft Strategien für ihre Gebäudebestände und einzelne Eigentümerinnen und Eigentümer entscheiden über Maßnahmen an ihren Gebäuden. Außerdem erarbeitet die Klimaleitstelle Quartierskonzepte und beteiligt lokale Interessensgruppen. Es wirken also schon heute viele Akteure an der Wärmewende mit.
Aber auch die Weiterentwicklung der Gesetze und Förderprogramme wird für eine wirtschaftlich leistbare und sozial verträgliche Wärmewende entscheidend sein. Politik und Verwaltung auf allen Ebenen müssen klare Leitplanken setzen, um verbindliche Entscheidungsgrundlagen für alle Akteure zu schaffen, insbesondere im Hinblick auf die Verfügbarkeit und Kosten von Wärme-, Strom- und Gasnetzen.
Teil 5: Drei Fragen an Tom Janneck
Tom Janneck leitet das Referat Energiewende und Nachhaltigkeit der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein und ist in dieser Funktion Mitglied im Begleitgremium zur kommunalen Wärmeplanung. Hier gibt er Tipps, wie Sie – unterstützt durch Beratung und Förderung – bereits heute zur Wärmewende beitragen können.
1. Für welche Fragen rund um die Wärmewende ist die Verbraucherzentrale die richtige Adresse?
Wir beraten seit über 40 Jahren Eigentümerinnen und Eigentümer zu energetischer Sanierung ihres Hauses und zu Fördermöglichkeiten – individuell und unabhängig von Anbieterinteressen. Auch Mieterinnen und Mieter nutzen unsere Energieeinsparberatung, zum Beispiel zu Lüftungsverhalten und unverständlichen Energieabrechnungen. Die Verbraucherzentrale berät aber auch zur Finanzierung von Maßnahmen. Falls einmal etwas nicht wie vorgesehen geklappt hat, kann unsere Rechtsberatung genutzt werden.
2. Wie wird energetische Sanierung aktuell gefördert?
Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) unterstützt Verbraucherinnen und Verbraucher, die in die Energieeffizienz ihres Gebäudes investieren wollen. Sie bezuschusst energetische Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle, beispielsweise Wärmedämmung oder den Austausch von Fenstern und Türen, mit 15 Prozent. Liegt ein individueller Sanierungsfahrplan vor, gibt es zusätzlich einen Bonus von fünf Prozent. Die Förderung für Heizungstechnik spielt aber wohl die wichtigste Rolle. Infrage kommen neue Heizungen, die erneuerbare Energien nutzen. Dazu zählen auch der Anschluss an ein Gebäude- oder Wärmenetz sowie Solarthermieanlagen zur Heizungsunterstützung und/oder zur Warmwasserbereitung. Neben einem Basiszuschuss von 30 Prozent können weitere Zuschüsse in Anspruch genommen werden. Wie hoch das individuelle Fördervolumen genau ist, kann in einer Energieberatung der Verbraucherzentrale geklärt werden.
3. Heute sanieren oder abwarten, auch mit Blick auf Förderung – was empfehlen Sie?
In der Beratung der Verbraucherzentrale informieren wir über die Pflichten, die eingehalten werden müssen, zeigen die aktuellen Möglichkeiten auf und skizzieren klar erkennbare Entwicklungen. Welche Maßnahmen sie durchführen, entscheiden die Ratsuchenden selbst. Klar ist: Investiere ich in mein Haus, sichere ich auch dessen Wert. Und der ist umso höher, je besser die energetische Effizienz ist. Nicht jede energetische Maßnahme „kostet gleich die Welt“. Und: Jede Kilowattstunde, die ich jetzt einspare, muss ich zukünftig nicht bezahlen. Eine Energieberatung der Verbraucherzentralen hilft, Einsparpotenziale zu identifizieren und Ideen für mögliche Maßnahmen zu entwickeln. Ein nächster Schritt kann ein individueller Sanierungsfahrplan sein.
Teil 6: Fragen an Sascha Sebastian Färber
Sascha Sebastian Färber ist Geschäftsführer des Haus- und Grundbesitzervereins Lübeck und vertritt im Begleitgremium der Kommunalen Wärmeplanung die Interessen von privaten Hauseigentümer:innen und Vermieter:innen.
1. Mit welchen Erwartungen begleiten Sie die kommunale Wärmeplanung in Lübeck?
Das Gebäudeenergiegesetz und die Vorschriften zum Heizungstausch haben die Hauseigentümer sehr verunsichert. Viele Hauseigentümer wissen nicht, ob, wie und wann sie die Heizungen austauschen sollen; dies auch deshalb, weil niemand weiß, wie die Wärmeversorgung in Lübeck in der Zukunft aussehen wird. Von der Wärmeplanung erwarten die Hauseigentümer verbindliche Antworten und verlässliche Grundlage für ihre hinsichtlich der Heizung zu treffenden Entscheidungen.
2. Wie unterstützen Sie Ihre Mitglieder bei Fragen zur Wärmewende?
Wir beraten und informieren unsere Mitglieder, sowohl in unseren Vereinsmedien, in unseren Beratungsgesprächen als auch auf Informationsveranstaltungen. Wir versuchen, mit der Verwaltung, der Politik, den Verbänden, der Wirtschaft und der Wissenschaft ins Gespräch zu kommen, um Wege zu finden, wie die Wärmewende in Lübeck bezahlbar und erfolgreich gestaltet werden kann. Es ist dabei auch unsere Aufgabe, im Interesse unserer Mitglieder die im Rahmen der Wärmewende erlassenen Vorschriften und beschlossenen Maßnahmen kritisch zu hinterfragen. Eine einseitig diktierte Wärmewende wird nicht zum Ziel führen. Die kommunale Wärmeplanung ist ein wichtiger Impuls, die Wärmewende nun gemeinsam in Lübeck anzugehen.
Teil 7: Kommunale Wärmeplanung geht auf die Zielgerade
Lübecks Kompass für die Wärmewende – die kommunale Wärmeplanung – steht vor dem Abschluss. In den letzten Monaten wurde auf der Grundlage von aggregierten (d. h. datenschutzgerecht zusammengefassten) Verbrauchsdaten und Simulationen der zukünftige Wärmebedarf für die Hansestadt ermittelt. Dabei wurde von unterschiedlichen Szenarien ausgegangen, z. B. mit Blick energetische Sanierung.
Mit dieser Analyse wurden auch neue Erkenntnisse über den Stand von Lübecks Gebäuden gewonnen. So gibt es in der Stadt 52.613 Gebäude, davon ca. 85 % Wohngebäude, von denen der Großteil gebaut wurde, bevor die Erste Wärmeschutzverordnung in Kraft trat (1.11.1977) – und rund 45% zwischen 1949 und 1978 entstanden sind. Aktuell werden etwa 80 % des Lübecker Wärmebedarfs aus fossilen Brennstoffen gedeckt. Um bis 2040 auf klimaneutrale Wärmeversorgung umzustellen, müssen jährlich 20.000 t CO2 eingespart werden. Das gelingt einerseits, indem weniger Wärme verbraucht wird, z. B. durch höhere Energieeffizienz, und andererseits, indem auf nachhaltige Lösungen umgestellt wird. Rund 60 % aller Lübecker Heizungen sind bereits über 20 Jahre alt und sollten bis 2040 ersetzt werden. Das wird wesentlich zur Wärmewende beitragen.
Eine gute Nachricht ist, dass auch ausreichend Potenziale für nachhaltige Wärmeerzeugung in der Stadt vorhanden sind. Zurzeit wird ermittelt, welche Lösungen an welchen Orten geeignet sind – z. B. Wärmenetze oder dezentrale Versorgung, gespeist durch Solarthermie, Erdwärmekollektoren oder Luftwärmepumpen. Parallel dazu werden Maßnahmen gesammelt, mit denen der Wärmewendeprozess effizient sowie sozial- und umweltgerecht umgesetzt werden soll. Bis Jahresende wird die kommunale Wärmeplanung fertig sein, Anfang 2025 wird sie politisch diskutiert und beschlossen. Sie bildet anschließend den strategischen Kompass für die Wärmewende, die in den kommenden Jahren konkret ausgestaltet und gemeinsam umgesetzt wird.
Teil 8: Drei Fragen an den BUND
Der BUND, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V., wurde 1975 gegründet. Seine Wurzeln liegen im klassischen Naturschutz und dem kämpferischen Umweltschutz der Bürgerinitiativen. 674.000 Menschen organisieren sich in über 2.000 ehrenamtlichen BUND-Gruppen bundesweit. Eine davon ist die Kreisgruppe Lübeck.
Volker Merker ist Architekt i.R. und Mitglied im BUND. Er engagiert sich in der Aufklärungsarbeit zu Wärmepumpen und Solaranlagen und sitzt als Vertreter des BUND im Begleitgremium der KWP.
1. Wie unterstützt der BUND die Wärmewende in Lübeck?
Der BUND hat sich in diversen Informationspapieren und Stellungnahmen zur Wärmewende unterstützend und kritisch geäußert.
Auf dieser Basis begleitet die BUND Kreisgruppe Lübeck vor Ort mit Fachwissen und unserer Vernetzung die Wärmeplanung. Ziel ist es, dass die Wärmeplanung als Chance erkannt wird und ökologisch und sozial umgesetzt wird.
2. Welche Chancen für Umwelt- und Naturschutz stecken in der Wärmewende?
Um die Folgen des Klimawandels einzudämmen und damit die Biodiversität weitestgehend zu bewahren, ist die zeitnahe Abkehr von fossilen Energien unabdingbar. Der BUND hat sich zur Umweltverträglichkeit einer Vielzahl der Technologien, die in Lübeck für die Erzeugung von Nah- und Fernwärme in Frage.
Fernwärme in Frage kommen, bereits wissenschaftsbasiert geäußert (siehe z.B. hier). Damit sind wesentliche Aspekte als Rahmenbedingungen allen Beteiligten bekannt und können in die strategischen Konzepte als Basis für schnelle Entscheidungen frühzeitig einfließen.
3. Welche Maßnahmen sollten im kommunalen Wärmeplan priorisiert werden?
Die Hansestadt Lübeck muss die bereits bestehenden Angebote zur Information, Beratung und Beteiligung kontinuierlich ausbauen und massiv für ein eigenes Engagement der Bürger:Innen werben.
Das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2040 ist nur über eine Wärmewende mit erneuerbaren, kosten- und energieeffizienten Technologien und einer umfangreichen Reduktion des Energieverbrauchs zu realisieren. Hier sollten die Stadt und ihre Eigenbetriebe als Vorbild vorangehen und gleichzeitig Bürgerliches Engagement in jeder Form unterstützen.
Teil 9: Drei Fragen an die Handwerkskammer
Raphael Lindlar arbeitet bei der Beratungsstelle für Innovation und Technologie bei der Handwerkskammer Lübeck und sitzt im Begleitgremium der Kommunalen Wärmeplanung.
1. Was sind die wichtigsten Auswirkungen der Wärmewende für das Handwerk?
Das Handwerk ist zentral für die Umsetzung der Wärmewende: Häuser dämmen, CO₂-neutrale Heizungen einbauen und Infrastruktur ausbauen erfordern handwerkliches Know-how.
Wichtig sind also Fachkräftesicherung und Weiterbildung, insbesondere für den Umgang mit Wärmepumpen, Solarthermie und Biomasseheizungen. Kund:innen erwarten zudem fundierte Beratung zu Heizungslösungen, Fördermöglichkeiten und gesetzlichen Vorgaben. Betriebe im Elektro- und Heizungsbau müssen sich auf die Chancen der Wärmewende einstellen.
2. Wie kann das Handwerk zum Gelingen der Wärmewende beitragen?
Gegenfrage: wie sollte die Wärmewende ohne das Handwerk gelingen können? Handwerk:innen beraten, planen und setzen Lösungen wie
Dämmung, Wärmepumpen und Solarthermie um. Sie arbeiten eng mit Kund:innen, Politik und Industrie zusammen und treiben so die Energiewende voran. Ohne das Handwerk gibt es keine Wärmewende.
3. Was braucht es, um Bürger:innen für die Wärmewende zu gewinnen?
Vorteile wie Klimaschutz und Unabhängigkeit von fossilen Energiequellen müssen klarer kommuniziert und Mythen entkräftet werden. Gute Beispiele erfolgreicher Umsetzungen, wie modernisierte Quartiere zeigen, dass die Wärmewende machbar ist und für bezahlbare Energiekosten sorgt. Ganz wichtig sind außerdem verlässliche Förderprogramme. Kurz: es braucht eine Kombination aus qualifizierter Information, finanzieller Unterstützung, sozialer Fairness und emotionaler Ansprache. Dann sollte die Verunsicherung langsam weichen.
Noch ein Wort zur kommunalen Wärmeplanung: sie ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung, wir dürfen allerdings keine Wunder erwarten. Es wird noch dauern, bis klar ist, wo Wärmenetze entstehen oder ausgebaut werden. Auch die Umsetzung wird noch dauern. Daher ist es in den meisten Fällen kein Fehler, auch jetzt schon eine Wärmepumpe einzubauen.
Die Hansestadt Lübeck muss die bereits bestehenden Angebote zur Information, Beratung und Beteiligung kontinuierlich ausbauen und massiv für ein eigenes Engagement der Bürger:Innen werben.
Das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2040 ist nur über eine Wärmewende mit erneuerbaren, kosten- und energieeffizienten Technologien und einer umfangreichen Reduktion des Energieverbrauchs zu realisieren. Hier sollten die Stadt und ihre Eigenbetriebe als Vorbild vorangehen und gleichzeitig Bürgerliches Engagement in jeder Form unterstützen.