Nachdem 1226 Friedrich II. die Stadt Lübeck zur freien Reichsstadt erklärt hatte, war man frei von Bevormundung durch benachbarte Fürsten und dem Kaiser (der zwar Oberhaupt der Stadt war, aber weit weg war, meistens im Süden des Reiches war). Lübeck konnte somit selbst über Privilegien mit fremden Machthabern verhandeln und sein Handelsnetz konsequent ausbauen und sichern. Lübecks entscheidender Vorteil war die verkehrspolitisch günstige Lage: Verschiedene Handelswege bündelten sich in Lübeck. Der Aufstieg Lübecks gründete sich auf den Umschlag der Rohstoffe und Prestigegüter des Nordens und Ostens gegen Fertigwaren des Westens und Südens.
Die Hanse (althochdeutsch Hansa: Schar, Bund) entstand in einem langen Prozess aus der gemeinsamen Handelspolitik niederdeutscher Kaufleute. 1282 nannten die in England tätigen deutschen Kaufleute ihren Zusammenschluss erstmals Hanse. Die Hanse war eine lose Organisation von Städten, doch konnten diese eine beachtliche Flotte und ein Heer aufbieten, wo immer Diplomatie und die Überzeugungskraft des Geldes nicht ausreichten. Die Macht ihres Handels von Portugal bis Nordwestrussland erlaubte der Hanse rund drei Jahrhunderte lang durch eine kraftvolle und geschickte Politik der aufstrebenden Konkurrenz aus den Niederlanden und England, Skandinavien und Russland Paroli zu bieten.
1329 sicherte sich Lübeck durch den Erwerb Travemündes einen ungehinderten Zugang zur Ostsee. Von 1390 bis 1398 baute man den Stecknitzkanal, den ersten Wasserscheidenkanal in Nordeuropa, und sicherte sich somit eine Verbindung zur Elbe und von dort einerseits nach Lüneburg zur dortigen Salzgewinnung und andererseits über Hamburg in die Nordsee. Zudem hatte man bereits seit dem 13. Jahrhundert entlang der Ost-West-Route von Novgorod bis nach Brügge von den Machthabern Privilegien für die eigenen Kaufleute und die Kaufleute verbündeter Städte erworben. Dazu gehörte neben diversen Vorteilen in Handelsfragen auch das Recht Handelsniederlassungen (später Kontore genannt) in Novgorod, London, Brügge und Bergen sowie kleinere Niederlassungen (Faktoreien) in 44 weiteren Städten im Raum zwischen Lissabon und Smolensk zu errichten. Begleitet wurde der Privilegienerwerb von Bündnissen zwischen den verschiedenen Städten (z.B. 1241 zwischen Hamburg und Lübeck zur Sicherung des Landweges). Im Laufe von mehreren Jahrzehnten entstand aus diesen wachsenden Bündnissen die Hanse. Dabei profitierte die Hanse neben ihren Privilegien auch von den offensichtlich optimal an Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Hansekoggen. Dieser Schiffstyp konnte mit wenig Aufwand gebaut werden und mit weniger Mannschaft mehr Güter transportieren als die bisherigen Schiffe.
Die Kaufleute waren in unterschiedliche Kompanien gegliedert. Die Novgorodfahrer brachten Pelze, Holz, Wachs, Pech, Teer, Flachs und Hanf aus Russland, die Schonenfahrer die als Fastenspeise wichtigen Heringe, die Schwedenfahrer Erze, die Bergenfahrer Stockfisch aus Norwegen. Aus England und Flandern kamen Tuche und Metallwaren. Verbindungen mit Frankfurt, Nürnberg, Augsburg und Straßburg dienten dem Handel mit Gütern des Mittelmeeres und des Orients.
Mehr als 130 Städte gehörten zur Hanse. Lübeck, in der Mitte der Handelsstädte gelegen, nahm eine informell führende Stellung ein und wurde zum „Haupt der Hanse“. Bei den unterschiedlichen Interessen der Mitglieder war man Vermittler und Meinungsmacher zugleich. Seit 1356 fanden regelmäßig die Hansetage zumeist im Lübecker Rathaus statt. Rund 70 Städte nahmen aktiv daran teil, pro Hansetag allerdings in sehr unterschiedlicher Zahl. Dabei erörterten die Delegierten der Hansestädte meist Wirtschaftsfragen und Angelegenheiten der Wirtschaftspolitik, nur selten mussten sie über Krieg und Frieden entscheiden.
Das Jahr 1370 brachte nach schweren Kämpfen mit Dänemark den Frieden von Stralsund, der für einige Zeit die Vormachtstellung der Hansestädte in der Ostsee festigte. Lübecks Vorrangstellung zeigte sich auch, als Kaiser Karl IV. 1375 die Stadt besuchte. Damals hatte Lübeck rund 20.000 Einwohner - eine Zahl, die in Deutschland nur Köln übertraf. Lübecks Ausdehnung entsprach der heutigen Altstadt. Der Kaiser bekundete den Ratsherren seinen Respekt. Er sprach sie wie Adlige und Fürsten mit "Ihr Herren" an, eine Anrede, auf welche nur die Oberschichten in Rom, Pisa, Florenz, Venedig und eben auch Lübeck, die fünf „Herrenstädte“ seines Reiches, ein Anrecht hatten.
Das Ende der Hanse und damit auch Lübecks herausragende Stellung in Nordeuropa kam schleichend. Lübeck verlor seine Funktion als zentraler Umschlagsplatz im Ost-West-Handel, denn immer häufiger fuhren Schiffe mit Massengütern wie etwa Getreide direkt von den Häfen der Ostsee in die Häfen der Nordsee, ohne einen Zwischenhalt in Lübeck einzulegen. Waren aus dem russischen Hinterland wurden außerdem immer häufiger über Land transportiert und schlossen somit die Vermittlerrolle der Hansestädte an der Ostseeküste aus. Auch die wachsende Handelskonkurrenz der Niederländer und Engländer traf die deutschen Kaufleute sehr, zumal jene einen direkteren Zugang zu der (nach der Entdeckung Amerikas und des Seewegs nach Indien) entstehenden atlantischen Wirtschaft hatten, in der nun das große Geld verdient wurde. So war es 1494 ein schwerer Schlag als das Handelskontor in Novgorod durch den Großfürsten von Moskau geschlossen wurde. Die Herzogtümer Schleswig und Holstein wurden in Personalunion mit dem dänischen Königtum vereint, so dass der dänische König, einer der schärfsten Gegner der Hanse, Lübecks direkter Nachbar wurde und den Transithandel zu Land zwischen Lübeck und Hamburg und den Seeweg durch den Sund kontrollierte. England und Holland erstarkten immer mehr, die hansischen Privilegien gingen nach und nach verloren und immer mehr Städte mussten auf Druck ihrer Landesherren aus dem Bund austreten oder wandten ihm freiwillig den Rücken zu.
Der letzte Hansetag wurde 1669 abgehalten. Nur noch sechs Städte nahmen daran teil, drei ließen sich vertreten. Lübeck, Bremen und Hamburg hatten bereits 1629 von den anderen Hansestädten den Auftrag erhalten, die Angelegenheiten der gesamten Hanse zu vertreten. Auf dieser Grundlage führten sie hansische bzw. hanseatische Tradition fort. Lübeck blieb eine bedeutende Kaufmanns- und Handelsstadt, spielte nun aber durch seine geografische Lage im atlantischen „Welthandel“ nur eine untergeordnete Rolle. Es dauerte bis 1980, bis die Hansetage auf Initiative des holländischen Zwolle (Hansetag der Neuzeit) wieder eingeführt wurden.