Die Hanse (althochdeutsch Hansa: Schar, Bund) entstand in einem langen Prozess aus der gemeinsamen Handelspolitik niederdeutscher Kaufleute. 1282 nannten die in England tätigen deutschen Kaufleute ihren Zusammenschluss erstmals Hanse. Die Hanse war eine lose Organisation von Städten, doch konnten diese eine beachtliche Flotte und ein Heer aufbieten, wo immer Diplomatie und die Überzeugungskraft des Geldes nicht ausreichten. Die Macht ihres Handels von Portugal bis Nordwestrussland erlaubte der Hanse rund drei Jahrhunderte lang durch eine kraftvolle und geschickte Politik der aufstrebenden Konkurrenz aus den Niederlanden und England, Skandinavien und Russland Paroli zu bieten.
1329 sicherte sich Lübeck durch den Erwerb Travemündes einen ungehinderten Zugang zur Ostsee. Von 1390 bis 1398 baute man den Stecknitzkanal, den ersten Wasserscheidenkanal in Nordeuropa, und sicherte sich somit eine Verbindung zur Elbe und von dort einerseits nach Lüneburg zur dortigen Salzgewinnung und andererseits über Hamburg in die Nordsee. Zudem hatte man bereits seit dem 13. Jahrhundert entlang der Ost-West-Route von Novgorod bis nach Brügge von den Machthabern Privilegien für die eigenen Kaufleute und die Kaufleute verbündeter Städte erworben. Dazu gehörte neben diversen Vorteilen in Handelsfragen auch das Recht Handelsniederlassungen (später Kontore genannt) in Novgorod, London, Brügge und Bergen sowie kleinere Niederlassungen (Faktoreien) in 44 weiteren Städten im Raum zwischen Lissabon und Smolensk zu errichten. Begleitet wurde der Privilegienerwerb von Bündnissen zwischen den verschiedenen Städten (z.B. 1241 zwischen Hamburg und Lübeck zur Sicherung des Landweges). Im Laufe von mehreren Jahrzehnten entstand aus diesen wachsenden Bündnissen die Hanse. Dabei profitierte die Hanse neben ihren Privilegien auch von den offensichtlich optimal an Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Hansekoggen. Dieser Schiffstyp konnte mit wenig Aufwand gebaut werden und mit weniger Mannschaft mehr Güter transportieren als die bisherigen Schiffe.
Die Kaufleute waren in unterschiedliche Kompanien gegliedert. Die Novgorodfahrer brachten Pelze, Holz, Wachs, Pech, Teer, Flachs und Hanf aus Russland, die Schonenfahrer die als Fastenspeise wichtigen Heringe, die Schwedenfahrer Erze, die Bergenfahrer Stockfisch aus Norwegen. Aus England und Flandern kamen Tuche und Metallwaren. Verbindungen mit Frankfurt, Nürnberg, Augsburg und Straßburg dienten dem Handel mit Gütern des Mittelmeeres und des Orients.
Mehr als 130 Städte gehörten zur Hanse. Lübeck, in der Mitte der Handelsstädte gelegen, nahm eine informell führende Stellung ein und wurde zum „Haupt der Hanse“. Bei den unterschiedlichen Interessen der Mitglieder war man Vermittler und Meinungsmacher zugleich. Seit 1356 fanden regelmäßig die Hansetage zumeist im Lübecker Rathaus statt. Rund 70 Städte nahmen aktiv daran teil, pro Hansetag allerdings in sehr unterschiedlicher Zahl. Dabei erörterten die Delegierten der Hansestädte meist Wirtschaftsfragen und Angelegenheiten der Wirtschaftspolitik, nur selten mussten sie über Krieg und Frieden entscheiden.
Das Jahr 1370 brachte nach schweren Kämpfen mit Dänemark den Frieden von Stralsund, der für einige Zeit die Vormachtstellung der Hansestädte in der Ostsee festigte. Lübecks Vorrangstellung zeigte sich auch, als Kaiser Karl IV. 1375 die Stadt besuchte. Damals hatte Lübeck rund 20.000 Einwohner - eine Zahl, die in Deutschland nur Köln übertraf. Lübecks Ausdehnung entsprach der heutigen Altstadt. Der Kaiser bekundete den Ratsherren seinen Respekt. Er sprach sie wie Adlige und Fürsten mit "Ihr Herren" an, eine Anrede, auf welche nur die Oberschichten in Rom, Pisa, Florenz, Venedig und eben auch Lübeck, die fünf „Herrenstädte“ seines Reiches, ein Anrecht hatten.