Häufig gestellte Fragen zur kommunalen Wärmeplanung

Inhalte, Ziele und Ablauf der KWP

 

Was ist die kommunale Wärmeplanung (KWP)?

Die kommunale Wärmeplanung ist ein Verfahren, mit dem Städte und Gemeinden die bestmögliche Energieerzeugung und -versorgung für Heizung und Warmwasser in ihren Gebieten ermitteln. Ziel ist es, klimagerechte, effiziente und kostengünstige Lösungen zu finden. Das Ergebnis der KWP ist eine Wärmewendestrategie: ein Energieleitplan für die gesamte Stadt. Wichtig zu wissen: Er enthält keine Vorgaben, sondern dient als Grundlage, auf der die Stadt und die Energieversorger die künftige Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien konkret entscheiden, planen und umsetzen.

 

 

Wie läuft die KWP ab?

Die KWP hat vier Phasen:

  1. In der Bestands-/Bedarfsanalyse werden der aktuelle Wärmebedarf und die Versorgungsstrukturen ermittelt.
  2. Während der Potenzialanalyse werden die Potentiale zur Reduzierung des Wärmebedarfs und zur Versorgung durch erneuerbare Wärmequellen erfasst.
  3. Basierend auf den Ergebnissen der Analysen wird ein Zielszenario für die klimaneutrale Wärmeversorgung entwickelt.
  4. Mit der abschließenden Wärmewendestrategie werden Maßnahmen und eine Monitoringstrategie empfohlen, um das Zielszenario zu erreichen. Anschließend stimmen Politik und Versorgungsunternehmen ab, wie und in welchem Zeitplan diese Maßnahmen umgesetzt werden.

 

 

Wer ist für die KWP in Lübeck verantwortlich?

Die Klimaleitstelle der Stadt koordiniert den Prozess der KWP. Im Auftrag der Hansestadt Lübeck führen die Stadtwerke Lübeck Innovation die KWP durch. Ein Begleitgremium mit Mitgliedern aus Politik und Fachöffentlichkeit – u. a. Interessenvertretungen, Umweltverbände, Netzbetreiber, Wohnungsunternehmen – wird regelmäßig informiert und an der Planung beteiligt.

 

 

Was ist der aktuelle Stand der KWP für Lübeck?

Stand Juli 2024: Die Bestands- und Bedarfsanalysen sind weitgehend abgeschlossen. Dafür wurden der bisherige Wärmeverbrauch und die voraussichtlichen künftigen Bedarfe erfasst, ebenso die vorhandenen Wärmenetze, -speicher etc. Gut zu wissen: es wurden aus Gründen des Datenschutzes keine Einzelverbräuche erfasst. Aktuell wird ermittelt, welche Potenziale nachhaltiger Wärmeerzeugung oder Abwärmenutzung an welchen Orten in der Stadt vorhanden sind – und in welchem Maße der Wärmebedarf gesenkt werden kann, z. B. durch energetische Sanierungen.

 

 

Wann wird die KWP für Lübeck voraussichtlich vorliegen/fertig sein?

Nach aktuellem Bearbeitungsstand gehen wir davon aus, dass zum Ende des Jahres der Plan im Entwurf vorliegt und dann der Politik zur Entscheidung vorgelegt werden kann. Änderungen der gesetzlichen Vorgaben können zu einer Anpassung des Zeitplans führen. Auf dieser Website halten wir Sie auf dem Laufenden.

  

 

Steht nach Abschluss der KWP fest, wo Fernwärme kommt?

Die KWP wird, aus technischer Sicht, Empfehlungen für den Ausbau der Wärmenetze geben. In diesen Gebieten ist es wahrscheinlich, dass ein Wärmenetz entsteht. Jedoch werden weitere Untersuchungen nötig sein, bevor eine Entscheidung getroffen wird, z. B. zu Wirtschaftlichkeit und baulicher Machbarkeit. Auch ein Umsetzungsdatum ergibt sich nicht aus der KWP.
Der Wärmeplan wird umgekehrt auch Gebiete ausweisen, die für Fernwärme nicht geeignet sind. Dort könnten durch private oder genossenschaftliche Initiativen lokale Wärmenetze entstehen. Andernfalls werden Luft- oder Erdwärmepumpen für Einzelgebäude die empfohlene Lösung sein.

 

 

Welche Flächen/Gebiete umfasst die KWP?

Die KWP wird für das gesamte Lübecker Stadtgebiet mit allen zehn Stadtteilen erstellt.

 

 

Werden die Bürger:innen an der KWP beteiligt?

Die KWP wird von der Stadt erstellt, unterstützt von Wissenschaft, Wirtschaft und Verbänden. Die Lübecker:innen werden während der Bearbeitung der KWP laufend informiert (siehe Aktuelles).

 

 

Wie unterscheiden sich kommunale Wärmeplanung und Quartierskonzepte?

Die Kommunale Wärmeplanung erstellt eine Wärmewendestrategie für das gesamte Lübecker Stadtgebiet.

Quartierskonzepte wie auf Marli und um den Brolingplatz sind „kleine” Klimaschutzkonzepte auf nachbarschaftlicher Ebene. Neben der Sanierung von Gebäuden und der Versorgung mit Erneuerbaren Energien beinhalten sie auch nachhaltige Mobilität und die Anpassung an der Klimawandel.

Die mit der KWP erstellte Wärmewendestrategie wird über verschiedene Instrumente umgesetzt. Dazu können zum Beispiel Transformationspläne für Fernwärmegebiete, die Unterstützung von Energiegenossenschaften, Beratungsangebote sowie auch weitere Quartierskonzepte mit verschiedenen Schwerpunkten gehören.

 

Auswirkungen der KWP auf Bürger:innen und Gesetze

 

Wie betrifft mich die KWP?

Der kommunale Wärmeplan wird über die bestehenden und künftigen Optionen der Wärmeversorgung informieren: Er wird Gebiete ausweisen, für die zentrale Versorgungslösungen über Wärmenetze in Frage kommen, sowie solche, die für Wärmepumpen oder andere dezentrale Lösungen geeignet sind. Der kommunale Wärmeplan wird Ihnen Entscheidungen zur Heiztechnologie für Ihr Gebäude erleichtern.

 

 

Wirkt sich die KWP auf die Auflagen und Fristen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) aus?

Die Auflagen des GEG (mehr zum Gebäudeenergiegesetz beim Bundesamt - BMWSB) gelten unabhängig von der kommunalen Wärmeplanung. Grundsätzlich gilt: Bestehende Heizungen dürfen weiter betrieben und auch repariert werden. Wird eine neue Heizung eingebaut, so muss diese in Städten mit mehr als 100.000 Einwohner:innen – dazu gehört Lübeck – spätestens nach dem 30. Juni 2026 zu 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden. Die kommunale Wärmeplanung, die laut Landesgesetz bis Ende 2024 von der Hansestadt Lübeck erstellt werden muss, hat keine Auswirkung auf diese Frist. Nur  wenn - zusätzlich zur Verabschiedung der KWP -  ein gesonderter Beschluss der Bürgerschaft  einzelne Gebiete zum Neu- oder Ausbau eines Wärmenetzes oder als Wasserstoffnetzausbaugebiet ausweist, greifen für diese Gebiete die Verpflichtungen des GEGs bereits früher.

 

 

Muss ich die KWP abwarten, bevor ich eine Entscheidung für mein Gebäude treffe?

Nein, sie müssen den Abschluss der kommunalen Wärmeplanung nicht abwarten, es kann aber sinnvoll sein. Wenn Sie schon vorher eine Entscheidung treffen müssen. Sie müssen den Abschluss der Wärmeplanung darum nicht abwarten – es kann aber sinnvoll sein.

Wenn Sie schon vorher eine Entscheidung treffen müssen – weil Sie bauen oder Ihre alte Heizung ausgetauscht werden muss – lohnt es in den meisten Fällen, bereits jetzt auf eine Heizung mit erneuerbaren Energien zu setzen. Das hilft dem Klimaschutz und ist auch wirtschaftlich attraktiv, weil die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) finanzielle Unterstützung bietet.

 

 

Muss ich meine Heizung jetzt auf eine klimafreundliche Wärmeversorgung umstellen?

Wenn Ihre Heizung intakt ist, kann es sinnvoll sein, die KWP abzuwarten. Sie wird Ihnen zeigen, ob in Ihrem Gebiet eine Perspektive für den Anschluss an ein Nah- oder Fernwärmenetz entsteht.

Muss Ihre Heizanlage absehbar erneuert oder ersetzt werden, lassen Sie sich bitte von unabhängigen Energieberater:innen der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein beraten.

 

Wärmelösungen und technische Fragen

 

Wie teuer wird meine Wärme?

Das kann die KWP nicht beantworten. Sie macht einen strategischen Vorschlag für die künftige Wärmeversorgung an ihrem Wohnort, legt aber die Art der Versorgung nicht fest. Mit der KWP wird das Ziel verfolgt, effiziente – und damit günstige – Versorgungslösungen zu finden. Zudem wird Wärme aus erneuerbaren Energien künftig voraussichtlich günstiger sein als Wärme aus Öl oder Gas (siehe dazu auch ein Informationsschreiben des Bundes).

Die Hansestadt Lübeck kann nicht voraussagen, wie sich die Energiepreise entwickeln. Das Bundeswirtschaftsministerium hat dazu 2023 eine Studie veröffentlicht

 

 

Ich wohne in einem dünn besiedelten Einfamilienhausgebiet. Werden wir an die Fernwärme angeschlossen?

Das lässt sich vor Abschluss der Planung für Ihr Gebiet nicht mit Sicherheit sagen. Da sich lange Wärmeleitungen für wenige Nutzer:innen in der Regel nicht rechnen, ist es eher unwahrscheinlich.

In locker besiedelten Gebieten gibt es viel Platz für Erdsonden oder Luftwärmepumpen. Sollten Sie sich für eine dieser nachhaltigen Individuallösungen entscheiden, werden Sie auch von einer möglichen Pflicht, vorhandene Fernwärme zu nutzen, nicht betroffen sein. Eine Alternative für Nachbarschaften, die gemeinsam nachhaltige Wärmelösungen umsetzen wollen, können Energiegenossenschaften sein (siehe unten).

 

 

Muss ich mein Gebäude ans Fernwärmenetz anschließen, wenn in meinem Gebiet Fernwärme bereitgestellt wird?

Aktuell gibt es keine gesetzliche Verpflichtung zum Anschluss an ein vorhandenes Fernwärmenetz. Sofern eine solche beschlossen wird, ist mit Ausnahmen für andere nachhaltige Heizlösungen oder Härtefälle zu rechnen.

 

 

Was ist mit Wasserstoff, kann ich damit heizen?

Wasserstoff wird für die Energiewende eine wichtige Rolle spielen. Ein breiter Einsatz von Wasserstoff zur Wärmeversorgung ist aber nicht sinnvoll. Es ist energieaufwändig und teuer, Wasserstoff zu erzeugen, darum wird dieser vornehmlich in der Industrie, in bestimmten Bereichen der Mobilität und möglicherweise für zentrale Wärmeerzeugung eingesetzt werden. Das Heizen mit einer Wärmepumpe ist – aus physikalischen Gründen – um ein Vielfaches effizienter als das Heizen mit Wasserstoff.

 

 

Was ist mit Gas-Hybridheizungen?

Es gibt ein breites Angebot von Heizlösungen, die erneuerbare Energieerzeugung und Gas-Brennwerttechnik kombinieren. Für klimaneutrale Wärmeversorgung muss allerdings vollständig auf fossile Brennstoffe verzichtet werden. Gas-Hybridlösungen sind daher langfristig ebenfalls zu ersetzen.

 

 

Sollte ich eine Wärmepumpe installieren oder einen Fernwärmeanschluss vorziehen?

Wenn am Standort Ihres Gebäudes ein Wärmenetz entsteht, ist es sinnvoll, sich dort anzuschließen, anstatt auf individuelle Wärmepumpenlösungen zu setzen. Sie profitieren u. a. von einer platzsparenden, leisen und wartungsarmen Lösung. Zudem helfen Sie mit, das Fernwärmenetz optimal auszulasten und effizient zu betreiben – was sich positiv auf das Preisniveau auswirkt. Allgemeine Informationen zu Wärmepumpen hat die Verbraucherzentrale umfassend zusammengestellt.

 

 

Wie wird entschieden, wo Wärmenetze entstehen?

Verschiedene Faktoren müssen bei der Planung von Wärmenetzen abgewogen werden: eine hohe Wärmedichte, d. h. eine größere Menge benötigter Wärme, spricht für ein Wärmenetz, das zudem meist effizienter und langfristig dadurch oft günstiger sein kann. Demgegenüber steht ein hoher Planungs- und Investitionsaufwand, gerade in dicht besiedelten oder besonders geschützten Gebieten. Ein weiterer Faktor ist der verfügbare Platz für alternative Lösungen, z. B. Wärmepumpen oder Photovoltaik.

 

 

Was ist mit kleinen Wärmenetzen bzw. Energiegenossenschaften?

Außerhalb von Fernwärmegebieten können Energiegenossenschaften zur Wärmewende beitragen. Oft können sie – z. B. durch eine leistungsstarke Wärmepumpe oder Geothermie – Energie zu günstigeren Preisen bereitstellen und nachbarschaftliche Strukturen stärken. Weitere Informationen, insbesondere zur Gründung einer Energiegenossenschaft:

 

 

Welche Heizungsart ist die beste?

Das lässt sich nicht pauschal sagen. Lübeck prüft für die Fernwärme vor allem Geothermie und Großwärmepumpen. Für dünn besiedelte Einzelhausgebiete sind Wärmepumpen mit Erdsonden oder Luftwärmepumpen oft die beste Lösung – oder ein Bürger:innennetz. Einen ausführlichen Vergleich der verschiedenen Varianten finden Sie auf co2online.de

 

Allgemeine Informationen zum Thema

 

Wie und wo kann ich mich am besten informieren?

  • Wir empfehlen Ihnen folgende Quellen:
    Der Heizungswegweiser des BMWK eignet sich für eine erste Einschätzung der eigenen Situation und der Verpflichtungen gemäß GEG. Auch der NDR hat eine gute Übersicht über die gesetzlichen Bestimmungen zusammengestellt. 
  • Sie können auch eines der folgenden Angebote zur Energieberatung nutzen:
    • Eine Einstiegsberatung kann über das Beratungsangebot der Verbraucherzentrale erfolgen.
    • Die IB.SH Energieagentur bietet eine Energieberatung für kommunale Akteure, Unternehmen, Verwaltung, Institutionen und Verbände in Schleswig-Holstein an.
    • Die Deutsche Energie-Agentur (DENA) hat eine Übersicht mit unabhängigen und staatlich geprüften Energieeffizienzberaterinnen und -beratern erstellt, deren Dienstleistung vom Bund gefördert wird. Diese Beraterinnen und Berater helfen Ihnen dabei, in die konkrete Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen zu gehen.
  • Die Förderdatenbank des BMWK sammelt alle verfügbaren Fördermittelprogramme des Bundes, der Länder und Kommunen.

 

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