Veröffentlicht am 25.08.2021

Gründungsarbeiten der Bahnhofsbrücke haben begonnen

Arbeiten im 24-Stunden-Rhythmus dauern bis zum 12. September 2021 – Stadt bittet um Verständnis für eventuelle Ruhestörungen

Hindernisse wie Bauteilreste im Baugrund müssen durch Räumungsbohrungen entfernt und der Boden gelockert werden (25.8.21)

Der Neubau der Lübecker Bahnhofsbrücke erreicht einen weiteren Meilenstein. Die Gründungsarbeiten für den östlichen Brückenteil, die entlang der Gleise in drei Abschnitten durchgeführt werden, haben begonnen. Zeitweise kann es zu Ruhestörungen kommen.

Großbohrpfähle werden in den Boden eingebracht

Bevor die Bauwerkstiefgründung durch Bohrpfähle beginnt, sind einige Vorarbeiten nötig. Hindernisse wie Bauteilreste im Baugrund müssen durch Räumungsbohrungen entfernt und der Boden gelockert werden, damit der Verbau leichter in den stark verdichteten Boden eingebracht werden kann. Der Verbau dient als Baugrubensicherung, die unter anderem die Standsicherheit der angrenzenden Gleise gewährleistet. Er schafft eine stabile und dichte Umgebung für die Pfahlherstellung und verhindert, dass Grundwasser in die Baugruben eindringt. Anschließend können Großbohrpfähle erstellt werden. Eine 100-Tonnen-Drehbohranlage beginnt mit einer Schnecke den Boden zu fördern, während das Bohrrohr kontinuierlich in den Boden gedreht wird. Nach Erreichen der Endtiefe wird jeweils ein Bewehrungskorb eingesetzt und der Beton eingebracht. Beim Einbringen des Betons wird das Bohrrohr entsprechend dem Betonierfortschritt wieder gezogen.

„Unter jeder der späteren drei Pfeilerscheiben stellen wir insgesamt sechs Großbohrpfähle her, die eine sichere Tiefgründung bilden, um die Lasten der neuen Brücke ins Erdreich abzutragen“, erklärt Projektleiterin Ulrike Schölkopf. Damit die Statik gewährleistet ist, sind massive Bauelemente erforderlich: „Jeder Bohrpfahl hat einen Durchmesser von 1,5 Meter und enthält bis zu 56 Kubikmeter Beton und bis zu einer Tonne Bewehrung.“

Bohrarbeiten erfordern erneute Gleissperrungen

Die Arbeiten beginnen am stadtauswärtigen Widerlager zwischen den Gleisen 8 und 9, und enden stadteinwärts zwischen den Gleisen 1 und 2. In Abstimmung mit der DB Netz AG werden dazu Gleise für den Bahnverkehr gesperrt, die in den Fahrplänen bereits berücksichtigt sind. Davon betroffen sind ab dem 31. August die Gleise 4 und 5, und ab dem 7. September die Gleise 1 und 2. „Um die Sperrzeiten gering zu halten und unsere kostenintensiven Großgeräte möglichst effizient zu nutzen, arbeiten wir im 24-Stunden-Rhythmus“, so Schölkopf. Anwohner:innen werden um Verständnis für mögliche Ruhestörungen gebeten. Bis zum Mittag des 12. September 2021 sind die Tiefgründungsarbeiten voraussichtlich abgeschlossen.

Warum ein Ersatzneubau?

Die Bahnhofsbrücke ist mit rund 30.000 Fahrzeugen und zwölf Buslinien am Tag die meistbefahrene Verkehrsverbindung in Lübeck. Aufgrund ihres Alters und zahlreicher Schäden wie Rost, Risse und Betonabplatzungen war es Zeit für eine Erneuerung. Um trotz der Baumaßnahmen für einen flüssigen Verkehr auf den Alternativstrecken zu sorgen, hat die Hansestadt in den letzten Jahren bereits Optimierungsmaßnahmen durchgeführt, wie etwa den Ausbau der Straße Bei der Lohmühle oder die Ampelanlagen am Kreisverkehr Lohmühle.

Breitere Brücke – verbesserter Verkehrsfluss

Mit der Verkehrsfreigabe der neuen, dann insgesamt 31,60 Meter breiten, Bahnhofsbrücke stehen ab Herbst 2024 drei statt bisher zwei Fahrspuren je Fahrtrichtung zur Verfügung:

• Stadteinwärts führen zwei Fahrstreifen und eine Busspur, die hinter der Brücke mit einem gemeinsamen Rechtsabbieger in die Konrad-Adenauer-Straße Richtung ZOB mündet, den Verkehr über die Brücke. Bisher endet die Busspur vor der Bahnhofsbrücke, sodass durch die neue Verkehrsführung der ÖPNV beschleunigt wird.

• Stadtauswärts werden zwei Geradeausfahrstreifen und ein separater Rechtsabbiegefahrstreifen in die Schwartauer Allee über die Brücke führen. Somit können geradeausfahrende Fahrzeuge ungehindert fahren und müssen nicht wie bisher hinter den Rechtsabbiegenden warten. Der Verkehrsfluss wird dadurch wesentlich verbessert.

Rad- und Fußwege werden wie bisher auf beiden Seiten vorhanden sein. Stadteinwärts kann der 2,50 Meter breite Radweg dann in beide Fahrtrichtungen genutzt werden, um eine optimale Anbindung an den ZOB/Bahnhof sowie zur Innenstadt zu ermöglichen.

Webseite und E-Mail für Bürger:innen

Zur umfassenden Information der Lübecker:innen gibt es die Projektseite www.luebeck.de/bahnhofsbruecke sowie die E-Mail-Adresse neue-bahnhofsbruecke@luebeck.de. Hier können Bürger:innen werktags ihre Fragen rund um den Brückenneubau stellen und Auskünfte erhalten. Aktuelles zu Baustellen ist auch in der MeinLübeck-App/Baustelleninfo abrufbar.

Hintergrund: Neubauprojekt Bahnhofsbrücke Lübeck

Die Lübecker Bahnhofsbrücke, Baujahr 1907, ist eine 7-Feld-Stahl-Beton-Verbundbrücke mit einer Länge von über 70 Metern. Sie ist vierspurig, mit zwei Fahrstreifen für jede Richtung, und hat auf beiden Seiten Rad- und Fußwege. Altersbedingt ist eine Erneuerung notwendig. Der Neubau erfolgt in drei Bauabschnitten und begann im Frühjahr 2021. Die Verkehrsfreigabe ist für Herbst 2024 geplant. Die Gesamtkosten betragen insgesamt rund 36,4 Millionen Euro. Da die Brücke zur Überführung der Gleise notwendig ist, beteiligt sich die Deutsche Bahn AG mit 12,7 Millionen Euro an den Gesamtkosten. Die Hansestadt Lübeck trägt somit 23,7 Millionen Euro. +++