Veröffentlicht am 21.11.2012

„Lübecker Katalog“ zeigt den Weg zur Wissenschaftsstadt auf

Gewinnerstädte von „Stadt der Wissenschaft“ wollen künftig enger zusammenarbeiten

Wenn Wissenschaft ein fester Bestandteil der Stadtentwicklung wird, profitieren davon die lokale Wirtschaft, die Städte als Lebensorte und ihre Bürger in vielfältiger Weise. Städte gewinnen ein eigenes, unverwechselbares Profil, das sie als Standort im globalen Wettbewerb stärkt. Doch der Weg zur Wissenschaftsstadt verläuft in jeder Stadt unterschiedlich und bringt oft Reibungen mit sich. Darin waren sich Vertreterinnen und Vertreter der sieben Gewinnerstädte von „Stadt der Wissenschaft“ einig, die vom 15. bis 17. November 2012 in Lübeck zu einer Abschlusstagung zusammen gekommen waren. Bremen/Bremerhaven, Dresden, Braunschweig, Jena, Oldenburg, Mainz und Lübeck waren zwischen 2005 und 2012 vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft als Gewinner im gleichnamigen Wettbewerb ausgezeichnet worden.

Als Ergebnis des lebhaften, intensiven Erfahrungsaustausches in Vorträgen und Arbeitsgruppen entstand der „Lübecker Katalog“. Dieser beschreibt in 29 Punkten, wie der Weg zu einer auf Dauer angelegten Wissenschaftsstadt aussehen kann. Als Voraussetzung gilt den Teilnehmern, dass die Städte mit ihren Verwaltungen und Stadträten Wissenschaft als Antrieb für die Wertschöpfung verstehen und anerkennen. So setzen Hochschulen und Forschungseinrichtungen Innovationsimpulse für die Wirtschaft vor Ort und leisten einen wichtigen Beitrag zur Gewinnung von Fach- und Führungskräften.

Wissenschaft gilt den Teilnehmern zudem als Zukunftsmotor für eine Modernisierung des städtischen Lebens. Ein tolerantes gesellschaftliches Grundklima, attraktive Arbeitsmöglichkeiten in passenden Quartieren, Internationalität und passende kulturelle Angebote halten die im Wissenschaftsbetrieb und seinem Umfeld arbeitenden Menschen in der Stadt.

Gleichzeitig müssen Dialoge zwischen Wissenschaft einerseits und Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft andererseits etabliert werden. Dies kann in offenen Foren wie in Mainz geschehen, in einigen Städten (Bremen, Oldenburg, Braunschweig) sind „Häuser der Wissenschaft“ als sichtbare Treffpunkte entstanden. „Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft sind von unterschiedlichen Handlungslogiken geprägt. Man versteht sich nicht automatisch“, betonen die Teilnehmer. Dazu muss es an den Schnittstellen professionelles Management geben.

Auch die Bürger müssen wertschätzend und als Partner auf Augenhöhe in die Entwicklung zur Wissenschaftsstadt eingebunden werden. Nur so kann sich die breite Bevölkerung mit der eigenen Stadt als Wissenschaftsstadt identifizieren. Die Einbeziehung der Zivilgesellschaft ist für Wissenschaft, Wirtschaft und Politik Pflichtaufgabe und strukturell zu gewährleisten.

Perspektivisch wollen sich die sieben Siegerstädte in ihrer Expertise miteinander vernetzen und auch gemeinsame Projekte entwickeln. Als Städte-Allianz mit der gebündelten Wissenschaftsstadt-Erfahrung sollen beispielsweise gemeinsame Anträge auf EU-Fördermittel gestellt werden. +++