Erreger
Die Krätze (= Skabies) ist eine durch Milben verursachte ansteckende Hautkrankheit des Menschen. Die Milben sind 0,3 bis 0,5 mm groß und damit kaum mit bloßem Auge sichtbar. Sie graben sich in die obere Hautschicht des Menschen ein, wo die Weibchen täglich mehrere Eier legen. Die Reaktion auf Milbenausscheidungen verursacht Hautreaktionen mit Juckreiz.
Übertragung
Skabies-Milben verbreiten sich von Mensch zu Mensch bei länger andauerndem Hautkontakt von mindestens 10 Minuten. Die Weitergabe kann somit z.B. beim Spielen, Kuscheln, bei der Unterstützung der Körperpflege oder beim Schlafen in einem Bett erfolgen. Ein kurzes Händeschütteln oder eine kurze Umarmung führen in der Regel nicht zu einer Übertragung.
Außerhalb des Menschen können die Skabies-Milben noch für etwa zwei Tage in Kleidung oder Bettwäsche überleben. Die Übertragung durch gemeinsam genutzte Bettwäsche, Decken, Polster oder durch Kleidung ist selten, aber möglich.
Meldepflicht
Es besteht eine gesetzliche Meldepflicht für Gemeinschaftseinrichtungen.
Krankheitsbild
Typisch sind ein Juckreiz der Haut, der bei Bettwärme und damit nachts besonders stark ausgeprägt ist. Befallen sind vor allem Zwischenräume von Fingern und Fußzehen, Handgelenke, Knöchel, Achseln, Ellenbogen, Brustwarzen und Genitalien. Bei Säuglingen und Kleinkindern können aber auch der behaarte Kopf, das Gesicht sowie Hand- und Fußflächen betroffen sein. Teilweise sind die Milbengänge als feine, dunkle Linien in der Haut zu erkennen. Die Haut reagiert auf die Milben mit geröteten Knötchen oder Pusteln. Zusätzlich können sich infolge des Juckreizes Kratzspuren und Wunden ergeben.
Komplikationen
Durch das Kratzen kann es zu Hautentzündungen kommen.
Ansteckungsfähigkeit
Ansteckend sind Erkrankte bereits bis zu 5 Wochen vor Beginn der ersten Krankheitszeichen. Solange sich Milben auf der Haut befinden, können diese bei engem Kontakt oder über Kleidung, Handtücher etc. weitergegeben werden.
Therapie
Für die Behandlung stehen Salben, Cremes oder auch Tabletten zur Verfügung. Wichtig ist die gründliche und lückenlose Auftragung der Cremes sowie ggf. eine zweite Behandlung. Auch müssen Kontaktpersonen zeitgleich mitbehandelt werden, um eine erneute Ansteckung zu verhindern.
Umgang mit Erkrankten und Kontaktpersonen (Hygienerichtlinien, Beispiele)
Erkrankte sollten bis 12 Stunden nach der ersten Creme-Behandlung bzw. bis 24 Stunden nach der Tabletteneinnahme den engen Hautkontakt zu anderen Menschen vermeiden. Der Juckreiz kann allerdings nach Behandlung noch für ein bis zwei Wochen anhalten. Des Weiteren sollen alle Kleidungsstücke sowie Handtücher, Bettwäsche u.ä. bei mindestens 60°C gewaschen werden. Gegenstände wie Schuhe oder Plüschtiere, die nicht gewaschen werden können, sollten für mindestens drei Tage in verschlossenen Plastiksäcken trocken gelagert werden. Polstermöbel können mit dem Staubsauger gereinigt oder für mindestens zwei Tage nicht benutzt werden.
Einschränkungen in Gemeinschaftseinrichtungen gemäß § 33 IfSG (u.a. Kindergärten und Schulen)
Erkrankte dürfen Gemeinschaftseinrichtungen erst nach der gründlichen Behandlung wieder betreten. Ein ärztliches Attest ist nur erforderlich, wenn es sich um wiederholten Milbenbefall handelt.
Anwendungshinweise/-tipps lokaler Salben (siehe auch Herstellerhinweise):
Die Therapie sollte abends vor dem Schlafengehen erfolgen, da durch die Nachtaktivität der Milben diese
erreicht werden und mehr Wirkstoff aufnehmen:
- abends duschen, gewissenhaft abtrocknen, Nägel kürzen
- Wechseln der Bettwäsche
- Eincremen mit dem Wirkstoff auf trockener Haut (vor dem Auftragen ist eventuell eine Krustenablösung durchzuführen)
- mit einer zweiten Person durchführen, damit alle Körperstellen erreicht werden
- Handschuhe tragen
- der gesamte Körper wird lückenlos vom Unterkiefer abwärts einschließlich hinter den Ohren mit der Salbe behandelt (eine Ganzkörperbehandlung ist zwingend notwendig, auch das Nagelbett könnte Träger der Milben sein)
- Nicht auf offene Wunden auftragen.
- bei Vorliegen verdächtiger Hauterscheinungen sollten Kopfhaut und Gesicht unter Aussparung der Augen- und der Mundumgebung mitbehandelt werden
- bei Säuglingen und Kleinkindern bis zum 3. Lebensjahr wird der Kopf einschließlich der Kopfhaut immer in die Behandlung einbezogen
- Anwendungsvorschriften der Mittel sind genau zu beachten, v.a. die vorgeschriebene Einwirkzeit. Ein
Reduzieren der Dosis oder der Abstände zwischen den Applikationen ist nicht zulässig. (Einwirkzeit
häufig 8 Stunden)
- nach Händewaschen vor Ablauf der 8 Stunden Einwirkzeit sollte die Salbe direkt nach dem Abtrocknen
erneut auftragen werden
- morgens erneutes duschen und erneuter Bettwäschen- sowie Bekleidungswechsel
- täglicher 1 -2 maliger Wäschewechsel (einschließlich Handtücher, Bettdecken und Bademäntel)
Kontrolluntersuchungen auf neu aufgetretene Skabies-verdächtige Hauterscheinungen sollten 2 Wochen und bis mindestens 4-6 Wochen nach Therapie (Abschluss eines Zyklus der Milben) erfolgen. Der Juckreiz und das Ekzem können noch einige Wochen nach erfolgreicher Behandlung anhalten. Die beiden häufigsten Ursachen für eine aktive Skabies nach Behandlung sind a) Anwendungsfehler bei der ersten Behandlung und b) eine erneute Erkrankung durch nicht ausreichend behandelte oder nicht erkannte Kontaktpersonen.
Hygienerichtlinien (Beispiele):
Erkrankte sind in Gemeinschaftseinrichtungen sowie in Krankenhäuser und ähnlichen Einrichtungen zu isolieren und bedürfen bei deren Pflege bestimmte Schutzmaßnahmen. Bei der gewöhnlichen Skabies sollten zusätzlich folgende Maßnahmen bei Textilien und Gegenständen, zu denen die erkrankte Person längeren und großflächigen Hautkontakt hatte, durchgeführt werden. Dazu zählen:
- Kleider, Bettwäsche, Handtücher der letzten 4 Tage und weitere Gegenstände mit längerem Körperkontakt (z. B. Mützen, Schal, Stofftiere) sollten bei mindestens 60°C für wenigstens 20 Minuten gewaschen werden.
- Wenn dies nicht möglich ist, können Gegenstände und Textilien in Plastiksäcke eingepackt und für 7 Tage gelagert werden.
- Die Betten sollten frisch bezogen werden.
- Polstermöbel, Sofakissen oder textile Fußbodenbeläge (wenn erkrankte Personen mit bloßer Haut darauf gelegen haben) können mit einem starken Staubsauger abgesaugt (Filter und Beutel danach entsorgen) oder für mindestens 48 Stunden nicht benutzt werden.
- Gegenstände, mit denen der Patient nur kurzen Kontakt hatte, müssen nicht dekontaminiert werden.
- Ohne Ausnahme sollten alle engen Kontaktpersonen (bei Kindern auch enge Freunde) gleichzeitig mit behandelt werden, auch wenn sie (noch) keine Symptome aufweisen. Als enge Kontaktpersonen gelten alle Personen, die zu Erkrankten engen, großflächigen Haut-zu-Haut-Kontakt über einen Zeitraum von mind. 10 Minuten hatten, z. B. durch gemeinsames Schlafen in einem Bett, Kuscheln, Körperpflege und Liebkosen von Kleinkindern, Geschlechtsverkehr, Körperpflege von Kranken und ähnliches mehr.