Seit August 2020 reist die #StolenMemory-Ausstellung mit mittlerweile vier Containern durch Deutschland und aktuell auch durch Polen und Frankreich. Vom 17. bis 27. Mai 2024 ist die Ausstellung auf dem Klingenberg zu Gast in der Hansestadt Lübeck. Gezeigt werden die letzten Besitztümer von KZ-Inhaftierten verbunden mit der Frage, wie es heute noch gelingt, diese sogenannten "Effekten", die persönlichen Gegenstände, an Familien der Opfer zurückzugeben.
„Mehr als ein halbes Jahr nach dem Angriff der radikal-islamistischen Hamas auf Israel ist die Zahl der antisemitischen Vorfälle so hoch wie noch nie. Als weithin sichtbares Zeichen gegen Antisemitismus hat ein breites Bündnis aus Erinnerungs-Initiativen und städtischen Institutionen die Ausstellung „#Stolen Memory“ nach Lübeck geholt. Ihnen allen möchte ich zunächst herzlich für Ihr Engagement danken“, betont Kultursenatorin Monika Frank, die die Ausstellung offiziell am 17. Mai 2024 um 11.30 Uhr eröffnen wird. „Mit der Ausstellung unterstreicht Lübeck seine Überzeugung als weltoffene Hansestadt in der Rassismus und Diskriminierung keinen Platz haben.“
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen der letzte Besitz von KZ-Inhaftierten verbunden mit der Frage, wie es heute noch gelingt, diese sogenannten Effekten an Familien der Opfer zurückzugeben. Effekten sind persönliche Gegenstände, die Häftlingen bei ihrer Ankunft in den Konzentrationslagern von den Nationalsozialisten abgenommen wurden. Oft waren es Eheringe, Uhren, Füller oder Brieftaschen mit Fotos. #StolenMemory ist eine Kampagne der Arolsen Archives zur Rückgabe dieser persönlichen Gegenstände an die Angehörigen. Über 900 Familien konnten so seit dem Start der Kampagne 2016 bereits gefunden werden. Die Ausstellung zeigt Bilder solcher „Effekten“ und erzählt vom Schicksal von zehn NS-Verfolgten.
Das Ziel der Ausstellung: Aufmerksamkeit und Unterstützung
„Wir freuen uns sehr, dass es gelungen ist, die Wanderausstellung #Stolen Memory kurzfristig auch in Lübeck zu zeigen. Das erfolgreiche Projekt der Arolsen Archives ist eine zeitgemäße Form, um mit einfachen Mitteln an die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen und an den kollektiven Raub ihres Eigentums zu erinnern – und letztlich durch Rückgabe von Eigentum an Nachkommen von NS-Verfolgten ein wenig zur späten „Wiedergutmachung“ beizutragen. Insbesondere der partizipative Ansatz, beispielsweise mit Schüler:innen zu arbeiten, macht die Open-Air-Ausstellung so geeignet für eine Vermittlung der historischen Thematik. Die Erinnerungskultur braucht immer wieder solche innovativen Projekte“, erklärt Dr. Harald Schmid von der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten.
So lenkt die Ausstellung unter der Überschrift „Gefunden“ den Blick auf die persönlichen Gegenstände, die bereits zurückgegeben werden konnten. Sie berichtet vom Verfolgungsweg der einstigen Besitzer:innen und den Rückgaben an ihre Familien heute. Mit dem Smartphone können die Besucher:innen über QR-Codes Videoportraits aufrufen, in denen die Angehörigen selbst zu Wort kommen.
Unter der Überschrift „Gesucht“ werden die Effekten gezeigt, die noch auf ihre Rückgabe warten. Eine wichtige Botschaft ist deshalb auch: Jede:r kann die Arolsen Archives bei der Rückgabe der Effekten unterstützen und sich selbst auf Spurensuche nach den Verfolgten und deren Familien begeben. Denn noch immer bewahrt das Archiv gestohlene Erinnerungsstücke von mehr als 2.000 Personen aus ganz Europa auf.
Kooperation ermöglicht Ausstellung in Lübeck
Die Ausstellung kann dank der Kooperation der Partnerschaft für Demokratie Lübeck, des Forums Erinnerungskultur Lübeck, des Willy-Brandt-Haus Lübeck, der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten, der Initiative „Stolpersteine für Lübeck“ und des Kulturbüros der Hansestadt Lübeck stattfinden.
„Wir freuen uns, dass es gelungen ist, die Ausstellung nach Lübeck zu holen und dabei in einem kooperativen Veranstalter:innenbünis zusammen zu arbeiten. Die Ausstellung verbindet die Erinnerung an vergangene Zeiten mit der Suche nach Identität und einem friedlichen Miteinander in einer demokratischen Gesellschaft, die durch unsere Verfassung geschützt ist. Anlässlich des 75. Jahrestages des Grundgesetzes am 23. Mai schafft die Aktion eine Verbindung zwischen diesem wichtigen Ereignis und dem Thema der Ausstellung“, erklärt Julius Schorpp, Geschäftsführer von Sprungtuch e.V. als Träger der Koordinierungs- und Fachstelle im Rahmen der Partnerschaft für Demokratie Lübeck.
Informationen
Die Ausstellung ist jeweils montags bis freitags von 8 bis 19 Uhr sowie sonnabends, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Anlässlich des Tags des Grundgesetzes am 23. Mai 2024, findet um 13 Uhr eine Kurator:innenführung durch die Ausstellung statt.
Weitere Informationen zur Ausstellung sowie zur Kampagne der Arolsen Archives sind online abrufbar unter https://stolenmemory.org/ +++