Zu einer „interaktiven Online-Konferenz“ hatte das Lübecker Frauenbüro gemeinsam mit dem DGB SH Region Südost und den kommunalen Gleichstellungsbeauftragten Schleswig-Holsteins für den 28. Oktober eingeladen.
„Im letzten Jahr hat die Bundesregierung den 3. Gleichstellungsbericht vorgelegt, der genau dieses Thema in den Fokus nimmt“, so Elke Sasse, Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Lübeck. „Mit der Konferenz wollten wir die Ergebnisse dieses 3. Gleichstellungsberichtes bekannt machen, aber insbesondere ein besonderes Augenmerk darauf richten, welche Auswirkungen dies für den Arbeitsmarkt – und die klassischen Frauen- und Männerarbeitsplätze hat.“
Hauptreferentin Prof. Dr. Miriam Beblo, Sachverständige des Gutachtens und Wissenschaftlerin an der Hamburger Universität mit dem Fokus Arbeitsmarkt war eingeladen, genau diesen Blickwinkel genauer darzulegen. „Auch wenn die Substituierbarkeitspotenziale (d.h. die Veränderung der Berufe) durch digitale Technologien bei den von Männern dominierten Berufen höher liegen, sind potenziell immer mehr Frauenarbeitsplätze betroffen. Die tatsächliche Anpassung beruflicher Inhalte findet aber i.d.R. langsamer statt“, so die Sachverständige Prof. Dr. Beblo.
Juliane Hoffmann, Geschäftsführerin der DGB-Region SH Südost stellt fest: „Der digitale Wandel ist längst kein Branchenphänomen mehr und es sind nahezu alle Berufe, alle Lebens- und Arbeitsbereiche betroffen. Umso wichtiger ist es für uns und die Gewerkschaften, mit Blick auf die Digitalbranche, rechtliche Ansprüche im Bereich mobilen Arbeiten oder Diskriminierung bei der Plattformarbeit zu formulieren. „Wir wollen und müssen uns an den Gestaltungsprozessen, auch im Kontext einer geschlechtergerechten Digitalisierung beteiligen und unsere Verantwortung dazu übernehmen.“
Neben dem fachlichen Input von der Hamburger Wissenschaftlerin ging es dann interaktiv weiter: in verschiedenen Gesprächsrunden ging es um die erlebten Auswirkungen auf verschiedene Bereiche des alltäglichen Lebens – und das Sammeln von Ideen, entdecken von Möglichkeiten, insbesondere innerhalb der Kommune aktiv zu werden.
„Klar regulierte Modelle wie: Mobiles Arbeiten, Home Office, Desk-Sharing oder Job-Sharing ermöglichen den Erwerbstätigen, die Betreuungs- oder Pflegeaufgaben wahrnehmen, zukünftig nicht nur eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die sinkende Präsenzkultur bietet auch die Chance, dass Führungsverantwortung trotz reduzierter Arbeitszeit umsetzbar ist“, so Jasna Madkissi, Gleichstellungsbeauftragte aus Ahrensburg und LAG-Sprecherin.
Die knapp 70 Teilnehmenden aus Kommunalverwaltungen, Hochschulen, Behörden, aber auch interessierte Bürger:innen waren sehr zufrieden mit dem Online-Experiment: „Gute Denkanstöße und Möglichkeiten der Vernetzung“ so eine Teilnehmerin, die hierfür viele Smiley’s als digitale Zustimmung erhielt.
Durch die Vielfalt der Gäste und den Austausch in kleineren Runden konnten ganz konkret Arbeitskontakte geknüpft werden. „Den Blick für die Geschlechterfrage auch beim Thema Digitalisierung zu sensibilisieren, war unser Hauptaugenmerk – dies war der Auftakt und wir freuen uns auf die verstärkte Zusammenarbeit dazu“, sind sich Hoffmann und Sasse einig. +++
Quelle: Frauenbüro