Hanse der Neuzeit beschließt einstimmig ihre erste Satzung
Die Zeit der ausschließlich mündlichen Absprachen im Hansebund ist zu Ende. Mit Wirkung vom 29. Mai 2000 gilt eine neue Satzung, die das Zusammenwirken der inzwischen 209 Hansestädte in 16 Ländern verbindlich miteinander regelt. Dies beschloß die Delegiertenversammlung, das höchste Beschlußorgan des Hansebundes, am Sonnabend, 27. Mai, auf dem 20. Hansetag der Neuzeit im holländischen Zwolle. Die Entscheidung, an der sich rund 90 Städte beteiligten, erfolgte einstimmig.
Der Zusammenkunft in Zwolle, die am Sonntag, 28. Mai, zu Ende geht, kommt wie dem ersten Hansetag in Zwolle somit eine besondere Bedeutung zu: Sie markiert das Ende eines losen Zusammenschlusses, der auf Initiative der holländischen Hansestadt im Jahre 1980 wiederbelebt worden war, und an dem sich in den vergangenen Jahren weit über 150 ehemalige Hansestädte beteiligt haben. “Zwolle gab somit den Anstoß und bringt den Hansebund nun auch auf den Weg zu einer professionelleren Zukunft", sagte der Vorsitzende der Hansekommission und “Vormann” Bernd Saxe. Saxe ist seit 1. Mai Lübecker Bürgermeister und als solcher automatisch “Vormann” der Hanse.
Alle Hansestädte verpflichten sich ab sofort zu einer Einhaltung der in Zwolle vereinbarten Regelungen, die in dem neuen Vertragswerk mit insgesamt 14 Paragraphen niedergelegt worden sind. Die “Satzung für die Hanse” (Originaltitel) ist in einer rund zwei Jahre dauernden Arbeit unter Saxes Vorgänger Michael Bouteiller erarbeitet und auf den Weg gebracht worden.
Die Satzung schafft einerseits ein verbindlicheres Miteinander der Mitgliedsstädte und macht den größten internationalen Städtebund auch als Ansprechpartner für andere Organisatoren und Unternehmen greifbar. Vorsitzender ist künftig ein gewählter “Vormann”, der wie bisher amtierender Bürgermeister einer Hansestadt sein muß. Bislang stellte ausschließlich Lübeck den Vormann - ein Verfahren, das auf dem kommenden Hansetag 2001 in Riga erstmals durch eine Wahl ersetzt wird.
Die Delegiertenversammlung, in der jede Hansestadt unabhängig von ihrer Einwohnerzahl eine Stimme hat, bleibt als höchstes Beschlußorgan erhalten, wie auch die Hansekommission, die zwischen den jährlich stattfindenden Hansetagen die Arbeit der Hanse koordiniert und außerdem das neu eingerichtete Präsidium - eine Art geschäftsführender Vorstand - kontrolliert. Dem Präsidium gehören neben dem Vormann zwei Stellvertreter an. Die drei Präsidiumsmitglieder sollten aus drei verschiedenen Staaten kommen, eine Regelung, mit der die Hanse ihre Internationalität unterstreichen will.
Der Hansekommission gehören laut Satzung künftig 20 stimmberechtigte Mitglieder an, die jeweils die Hansestädte ihres Landes in dem Gremium vertreten. Einzige Ausnahme: Aus Deutschland kommen wegen der großen Zahl von rund 120 Hansestädten fünf Kommissionsmitglieder. Das Präsidium ist mit drei Sitzen in der Kommission vertreten, die Youth Hans@ mit einem Sitz und einer Stimme. Nicht stimmberechtigt sind die beiden Städte, die jeweils den letzten und kommenden Hansetag ausrichten und laut Satzung beratend an den Kommissionssitzung teilnehmen sollen.
Der 1980 in Zwolle wiedergegründete Hansebund, der in den vergangenen Jahren einen erstaunlichen Zulauf gefunden hat und dem derzeit 209 Städte in 16 Ländern angehören, trägt künftig schlicht den Namen “DIE HANSE”. Andere Bezeichnungen wie “Internationaler Hansebund” oder “Hanse der Neuzeit” verschwinden.
Der in Riga im Jahr 2001 erstmals zu wählende Vormann - eine Position, für die sich Lübeck laut Saxe wieder bewerben wird - muß in seiner Stadt ein Hansebüro einrichten. Es unterstützt die Leitungsgremien der Hanse - Präsidium und Kommission - in ihrer Arbeit professionell.
Mitgliedsbeiträge wird es auch künftig in der Hanse nicht geben. Die Finanzierung der hanseatischen Aktivitäten soll auf bewährte Wege zurückgreifen: Die Administration wird von der Stadt des jeweiligen Vormannes getragen, für den Hansetag kommt die ausrichtende Stadt mit ihren Sponsoren auf. Die wichtigste Arbeit der Hanse soll künftig jedoch in sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Projekten stattfinden, die jeweils von denjenigen Mitgliedsstädten finanziert werden, die an den Projekten teilnehmen wollen.
Die Kosten für die Gremienarbeit in der Kommission, dem Präsidium und der Delegiertenversammlung, tragen jeweils die Städte, die in diese Gremien gewählt sind.
“Der 20. Internationale Hansetag in Zwolle hat den Hansegedanken gestärkt, die Hanse nach vorn gebracht, sie fit gemacht für die kommenden Jahre und Jahrzehnte”, sagte Vormann Bernd Saxe auf einer Pressekonferenz im Anschluß an die Delegiertenversammlung in Zwolle. Er dankte den Bürgerinnen und Bürgern von Zwolle für ihre Gastfreundschaft und ihre Verdienste für den Hansebund. +++