Veröffentlicht am 11.02.2022

Gesundheitsamt Lübeck und Universität veröffentlichen Ergebnisse zur Immunität nach Impfung

Studiendaten lassen Rückschlüsse zu, ab welchem Grenzwert von einer ausreichenden Immunität auch bei Älteren auszugehen ist

Das Gesundheitsamt der Hansestadt Lübeck hat eine weitere wissenschaftliche Studie zur Immunitätslage nach COVID-19 Impfungen abgeschlossen. Das Projekt wurde in Kooperation mit der Vorwerker Diakonie, dem Zentrum für Infektions- und Entzündungsforschung und dem Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie an der Universität zu Lübeck durchgeführt.

Zahlreiche Forschungsprojekte untersuchen derzeit, inwieweit alters- und krankheitsbezogene Unterschiede Einfluss auf die Höhe der Antikörperspiegel haben. Aus der Höhe der Antikörper- und T-Zell-Spiegel kann bislang nicht eindeutig auf einen zumindest mittelfristigen Schutz abgeleitet werden. Hintergrund der Studie war die Fragestellung, ob ein Grenzwert festgelegt werden kann, ab dem man von einem Immunschutz ausgehen kann.

In Zusammenarbeit mit der Vorwerker Diakonie Lübeck wurden Befragungen und Laborunter-suchungen bei 228 Bewohnern (Altersmedian 83,8 Jahre) und 273 pflegerischen Mitarbeitenden (Altersmedian 49,7 Jahre) durchgeführt. Alle Studienteilnehmer waren zweimal geimpft. Blutproben wurden auf das Vorhandensein von SARS-CoV-2 spezifischen Antikörpern und T-Zell-Antworten untersucht. Der Beobachtungszeitraum nach der letzten Impfung betrug ca. 7,5 Monate. Die Impfungen führten bei allen Teilnehmern zu deutlich messbaren Immunreaktionen, allerdings mit großen individuellen Unterschieden. Im Schnitt waren die Werte bei der Gruppe der Jüngeren um ca. 30 Prozent höher als bei den Älteren. Die Antikörperspiegel nahmen kontinuierlich ab, je länger die Impfung zurücklag. Der Interferon-Gamma-Spiegel als Ausdruck der zellulären Immunität (T-Zell-Immunität) blieb jedoch über 120 bis 180 Tage annähernd konstant und fiel erst danach langsam ab.

„Im Gegensatz zu anderen Ländern werden in Deutschland keine Laborwerte anerkannt, die einen Schutz vor der Corona Infektion anzeigen. Dadurch werden viele Menschen trotz hoher Antikörperspiegel von vielen Aktivitäten ausgeschlossen. Dies ist unbefriedigend. Wir hoffen, mit unserer Studie einen Beitrag leisten zu können, damit sich die Situation bessert“, so Prof. Dr. Werner Solbach vom Zentrum für Infektions- und Entzündungsforschung der Universität Lübeck.

Die Autoren schlagen auf Basis ihrer Untersuchungen konkrete Grenzwerte vor, ab denen eine ausreichende Immunität und damit ein Schutz vor der Corona-Virus-Infektion gegeben ist.

„Auch wenn mittlerweile die vierte Impfung bereits für einige Personengruppe von der STIKO beschlossen wurde, halten wir es für wichtig, auf Basis von klinischen und laborchemischen Parametern die Dauer der Immunität nach einer Impfung zu untersuchen. Die Studie ist zu einem Zeitpunkt durchgeführt worden, an dem die dritte Impfung im Gespräch war. Die Ergebnisse sind aber dennoch aktuell und wichtig für die immunologische Bewertung“, so Dr. Alexander Mischnik, Leiter des Lübecker Gesundheitsamts und Letztautor der Studie.

Die noch nicht begutachtete Studie ist im Preprint unter https://doi.org/10.1101/2022.02.09.22270747 erschienen. +++