Am 7. Februar 1921 erwarb der Lübecker Staat das in der Königstraße 11 gelegene so genannte Behnsche Haus und Carl Georg Heise richtete dort ein Museum ein. Zum hundertsten Jubiläum blickt der aktuelle Leiter des Muse-ums Behnhaus Drägerhaus Dr. Alexander Bastek am Donnerstag, 18. Februar um 18 Uhr, in einem digitalen Vortrag unter dem Titel „Getragen von Liebe zur Vaterstadt und ihrer Kunst: Der Erwerb des Behnschen Hauses vor 100 Jahren“ auf diese Erwerbungsgeschichte zurück. Deren teils kuriose Umstände sind darin ebenso Thema wie die Eröffnung des Museums zur „Nordischen Woche“ am 1. September 1921. Der Vortrag ist Teil der öffentlichen Vortragsreihe des Vereins für Lübeckische Geschichte zu dessen 200. Jubiläum und ist online über www.vlga.de zu sehen.
In seiner heutigen Form war das repräsentative Bürgerhaus in den 1780er Jahren von Peter Hinrich Tesdorpf erbaut worden. Seit 1823 bewohnte es die Familie Behn. Johannes Heinrich Behn starb am 12. April 1920 als letzter Bewohner
des Behnschen Hauses. Seine Erben verkauften das klassizistische Stadtpalais an eine Bank, die dort eine Filiale einrichten wollte und damit den historischen Bau in weiten Teilen zerstört hätte. Dem frisch nach Lübeck berufenen Museumsdirektor Carl Georg Heise gelang es, unter Lübecker Bürgern Gelder zu sammeln, um das Haus von der Bank zurückzukaufen. Heise nutzte diesen Neuerwerb, um darin die bislang zum Museum am Dom gehörende Sammlung des 19. Jahrhunderts mit Werken u. a. von Friedrich Carl Gröger, Friedrich Overbeck oder Gotthardt Kuehl zu präsentieren. Zudem wollte er auf diesem Grundstock eine Sammlung der Moderne – der heute „klassischen Moderne“ – aufbauen: Der Fokus lag auf Expressionismus und Neuer Sachlichkeit.
Die Erinnerung an den Ankauf des Behnhauses vor 100 Jahren ist zugleich der Auftakt für das Jubiläumsjahr, als dessen Höhepunkt im September eine Ausstellung mit dem Titel „Nordisch Modern. 100 Jahre Nordische Woche – 100 Jahre Behnhaus als Museum“ eröffnet werden soll. Diese Jubiläumsaus-stellung wird umfassend an das „Geburtsjahrzehnt“ des Behnhauses erinnern. Von Alfred Mahlaus Plakat zur Nordischen Woche soll über Hauptwerke des 19. Jahrhunderts (Gröger, Overbeck, Kuehl), von Heise geförderte Künstler des 20. Jahrhunderts (dt. Expressionisten und Neue Sachlichkeit) bis zu Kunsthandwerk und Fotografie ein weiter Bogen in die Moderne geschlagen werden. Dabei gilt es einerseits, Heises erste Präsentation im Behnhaus auf-zugreifen und andererseits den „nordischen Gedanken“, der Heises Arbeit in den 1920er Jahren prägte, in den Blick zu nehmen: Welche Ausstellungen zeigte Heise im Behnhaus, welche Künstler: förderte er, welche Werke erwarb er für die Lübecker Sammlung? Ob es sich dabei um eine spezifisch „nordische“ Moderne handelt, gilt es im Rahmen der Forschungen zur Ausstellung zu klären.+++
Quelle: Die Lübecker Museen