Die Internationale Summerschool des ZKFL stand unter dem Motto „Auf der Spur der Dinge“: „Das Museum ist ein Ort, an dem Dinge ausgestellt werden. Aber wie lassen sich diese Dinge zum Sprechen bringen und welche Geschichten erzählen sie uns eigentlich? Lübeck hat berühmte Museen und großartige Sammlungen. Sie zu erforschen, ist eine der zentralen Aufgaben des ZKFL. Im Rahmen der Summerschool haben wir zusammen mit den Museumsleitern und im Gespräch mit ausgewiesenen Vertretern der Kulturwissenschaft Wege der Zusammenarbeit von Forschung und Museum ausgelotet und reflektiert, um sich den konkreten Herausforderungen von Theorie und Praxis zu stellen“, so Prof. Dr. Cornelius Borck, Sprecher des ZKFL.
Exponate im Museum repräsentieren nicht einfach nur andere oder vergangene Welten, sondern sie spannen neue Fäden zwischen Gegenwart und Geschichte, Exponat und sinnlicher Erfahrung. Museumsdinge sind Bindeglieder zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. „Mit ihrem außergewöhnlichen Fundus an Sammlungen und Sammlungsgeschichten bieten die Lübecker Museen einen spannenden Ort für aktuelle kulturwissenschaftliche Debatten zur musealen Praxis“, betont Dr. Birgit Stammberger, wissenschaftliche Koordinatorin des ZKFL.
Im Hinblick auf die Neukonzeption des Buddenbrookhauses wurde im Rahmen der Summerschool zum Beispiel nach der Rolle von Exponaten für die Darstellung literarischer Orte gefragt. Im Europäischen Hansemuseum stand zur Diskussion, wie Museen gerade auch ohne eigene Sammlung Erlebnisräume schaffen und so Geschichte erzählen können. Das St. Annen-Museum steht gewissermaßen vor der entgegengesetzten Aufgabe: Es besitzt ohne Zweifel eine der bedeutendsten Sammlungen mittelalterlicher Altäre. Aber wie lässt sich die Einzigartigkeit ihrer kostbaren Stücke lebendig entfalten? Wie können Museumsbesucher heute entdecken, welche Überraschungen 500 Jahre alte Schnitzwerke und Tafelbilder bereithalten? Am Beispiel der Lübecker Völkerkundesammlung wurde diskutiert, welche Verschiebungen Objekte durchlaufen, wenn sie ins Museum wandern bzw. dann wieder der Öffentlichkeit entzogen werden. Im Museum Behnhaus Drägerhaus werden seit kurzem zwischen den Gemälden auch Fotografien gezeigt. Hier wurde diskutiert, wie diese lange vergessenen Schätze unsere Sehgewohnheiten und die Spartentradition der Museumslandschaft auf produktive Weise durchkreuzen. Ein für die wissenschaftliche Diskussion vielleicht überraschender Ort setzte den Schlusspunkt: Das TheaterFigurenMuseum. Diese außergewöhnliche Sammlung vermeintlicher Spielsachen machte anschaulich, was gerade das scheinbar Nebensächliche zu erzählen vermag.
„Ich freue mich sehr darüber, dass wir ein neues Format der wissenschaftlichen Arbeit in Lübeck etablieren konnten. Erstmalig fand eine internationale Summerschool statt, in der junge Wissenschaftler für eine Woche nach Lübeck kamen und sich in Vorträgen, Workshops, Führungen und Veranstaltungen mit den Beständen unsere Institute auseinandersetzten. Das vernetzt Lübeck mit der Wissenschaftslandschaft. Die Summerschool eröffnete neue Blicke auf unsere Sammlungen und bot jungen Forschern Erfahrungen, die sie so nur hier machen konnten“, so Prof. Dr. Hans Wißkirchen, ZKFL-Sprecher und leitender Direktor der Lübecker Museen. „Die Summerschool hat sich gleich im ersten Anlauf als besonderes Forum zur Diskussion neuer Ausstellungskonzepte erwiesen. Davon profitieren die Lübecker Museen mit neuen Ideen.“
Beide Sprecher des ZKFL sind sich einig: „Der Zusammenschluss von kulturwissenschaftlicher Reflexion und Museumsarbeit vor Ort hat sich bewährt. Wir wünschen uns eine Fortsetzung des Formats für die Zukunft.“+++