Projekt “Soziale Stadt” stützt Stadtteil St. Lorenz
Am Bund-Länder-Programm “Soziale Stadt” beteiligen sich seit 1999 bundesweit über 160 Städte mit über 220 Gebieten, in Schleswig-Holstein unter anderen Flensburg, Kiel und Neumünster. In Lübeck wird das Programm in St. Lorenz Süd und einem kleinen, nördlich des Bahnhofs gelegenen Teil von St. Lorenz Nord durchgeführt.
Ziel des Förderprogramms ist die zukunftsfähige Entwicklung solcher Gebiete innerhalb der Stadt, in denen auf Grund stadträumlicher Strukturen und sozialer Probleme und Konflikte das Abrutschen ins soziale Abseits zu befürchten ist.
Projektgebiet Soziale Stadt St. Lorenz
Im 167 Hektar großen Projektgebiet leben rund 11 000 Einwohner, von denen rund 18 Prozent ausländischer Herkunft sind (gesamtstädtischer Durchschnitt: 9,4 Prozent). Das Projektgebiet wurde auf Grund von vielfältigen, sich zum Teil gegenseitig bedingenden Problemlagen, festgelegt:
Die Anzahl der Bezieher von Sozialhilfe ist mit 14,8 Prozent doppelt so hoch wie im gesamtstädtischen Durchschnitt; es gibt einen hohen Anteil von Alleinerziehenden, vor allem Frauen. Während in Lübeck insgesamt 25 Prozent der Bewohner in einer Eigentumswohnung oder einem Eigenheim leben, tun dies im Projektgebiet nur 13,1 Prozent.
Einem überdurchschnittlich hohen Anteil an benachteiligten Bevölkerungsgruppen stehen städtebauliche Defizite gegenüber, wie fehlende Verkehrsberuhigung und wenige Grünflächen zur Freizeitnutzung. Hinzu kommen ökologische Defizite durch Verkehrslärm (Auto und Bahn), sowie Wohnungs- und Wohnumfeldmängel. Die Versorgung des Projektgebietes mit öffentlichen und privaten Infrastruktureinrichtungen, insbesondere für Kinder und Jugendliche, aber auch für Senioren, ist unzureichend. Besonders im Freizeitbereich gibt es für keine Altersklasse der Bewohner auch nur annähernd hinreichende Angebote.
Projektorganisation: Für die Jahre 1999 bis 2001 hat die Hansestadt Lübeck insgesamt rund 3,7 Millionen Mark beantragt und bewilligt bekommen, die jeweils zu einem Drittel von der Stadt Lübeck, dem Land Schleswig-Holstein und dem Bund aufgebracht werden.
Im Dezember 1999 wurde die STEG Hamburg (Stadtentwicklungs- und Stadterneuerungsgesellschaft Hamburg mbH) von der Hansestadt Lübeck mit der Bestandsaufnahme, der Erstellung eines integrierten und stadtteilbezogenen Handlungskonzeptes und der Durchführung des Stadtteilmanagements beauftragt.
Projektdurchführung: Vor dem Hintergrund knapper finanzieller Ressourcen ist es erforderlich, durch kooperatives Handeln aller am Prozeß Beteiligten die vorhandenen Potentiale zu erschließen und zu vernetzen. Dies ist gleichzeitig das ausdrückliche Ziel des Programms “Soziale Stadt”.
Die STEG hat daher die Entwicklung des Handlungskonzeptes vom Beginn ihrer Arbeit an mehrgleisig angelegt: Parallel zur fachlichen Bestandsaufnahme wurde mit der Beteiligung und Aktivierung der Bürgerinnen und Bürger im Projektgebiet St. Lorenz begonnen und die Vernetzung bestehender und neu entstandener Projekte und Initiativen initiiert.
Einmal monatlich trifft sich die Lenkungsgruppe, die mit Mitarbeitern aus den Fachbereichen Soziales/Wirtschaft, Kultur/Jugend und Stadtplanung besetzt ist, um den Arbeitsprozeß von Seiten der Hansestadt zu begleiten.
Projektstand Soziale Stadt St. Lorenz im Juni 2001: Das “Büro Soziale Stadt St. Lorenz” in der Dornestraße 62a ist für Bürger seit Februar 2000 Anlauf- und Informationsstelle.
Das “Forum Soziale Stadt St. Lorenz” tagt seit Sommer 2000 regelmäßig in zweimonatigem Turnus und ermöglicht interessierten Bürgerinnen und Bürgern, sich an Entscheidungsprozessen und stadtteilrelevanten Diskussionen zu beteiligen.
Der “Stadtteilraum” steht seit Ende 2000 für Veranstaltungen zur Verfügung. Darüber hinaus bietet die Volkshochschule Lübeck hier Tanz- und Englisch-Kurse an.
Der “Lorenz”, die Quartierszeitung für das Projektgebiet, erscheint Ende Juni zum zweiten Mal. Er informiert die Bürgerinnen und Bürger über das, was im Projektgebiet vorgeht.
Das “Stadtteilforscherprojekt” findet im August 2001 statt und soll einerseits Kindern, die in den Sommerferien zu Hause bleiben, eine sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeit bieten und ihnen andererseits die Augen für ihren Stadtteil öffnen.
Das Stadtteilfest “Sommer in St. Lorenz” findet am 7. Juli 2001 auf dem Hanseplatz statt. Es soll Bürgerinnen und Bürger miteinander in Kontakt bringen und die Identifikation mit dem Stadtteil erhöhen.
Gewerbe, Arbeit und Beschäftigung:
Die “Interessensgemeinschaft der Gewerbetreibenden am Hansering” wurde im Mai 2000 mit dem Ziel gegründet, ein gemeinsames Marketingkonzept zu entwickeln und umzusetzen. Es soll der schlechten Umsatzlage entgegenwirken und so zu einer Bestandssicherung des Gewerbes führen. Inzwischen wurde ein Logo für den Hansering entwickelt, mit dem die Gewerbetreibenden gemeinsam auftreten wollen.
Die Flohmärkte am Hansering werden gemeinsam mit der IG Hansering organisiert und veranstaltet. Zum einen soll potentielle Kundschaft angezogen werden, zum anderen die Zentrumsfunktion des Einkaufszentrums gestärkt werden. Von den Gewerbetreibenden wurden darüber hinaus über Standgebühren und Tombola-Erlöse inzwischen rund 6 500 Mark erwirtschaftet, die sozialen Projekten im Stadtteil zur Verfügung gestellt wurden.
Die “Existenzgründerinnen-Etage für Frauen” ist ein weiterer Ansatz, die hohe Arbeitslosigkeit, insbesondere von Frauen, im Stadtteil abzubauen. Ab 2002 soll elf arbeitslosen oder von Arbeitslosigkeit bedrohten Frauen die Möglichkeit geboten werden, sich in Räumen in der Dornestraße 62a eine eigene Existenz aufzubauen.
Wohnen, Wohnumfeld:
In der Stargardstraße wurde Anfang des Jahres zusammen mit dem Nachbarschaftsbüro ein Mieterworkshop durchgeführt, der gemeinsam mit den Mieterinnen und Mietern Lösungen für Probleme wie zum Beispiel die Vermüllung des Außengeländes und der Treppenhäuser finden sollte. Inzwischen haben sich daraus vielfältige Aktivitäten entwickelt. So finden in einem von der Grundstücks-Gesellschaft Trave mbH zur Verfügung gestellten Mietergemeinschaftsraum regelmäßige Frühstückstreffen, Spielabende und Sprachkurse statt.
Der Hanseplatz soll umgestaltet werden. Zu Konzeptentwicklung fanden bisher zwei Veranstaltungen mit Bürgerinnen und Bürgern statt. Eine “Zukunftswerkstatt” mit Kindern aus dem Stadtteil zur Planung des Spielbereiches wird im Juli 2001 durchgeführt.
Und sonst noch?
In Planung ist eine “Geschichtswerkstatt”, ein Konzept zur Gestaltung von Abstandsgrünflächen, die bauliche Umgestaltung des Hanseringes und vieles mehr.
FAZIT: Nach eineinhalbjähriger Arbeit des Stadtteilmanagements ist ein Anfang gemacht, den negativen Entwicklungen im Projektgebiet entgegenzuwirken. Perspektiven sind aufgezeigt worden und Bürgerinnen und Bürger motiviert und aktiviert. Die Stadtteilbewohner beginnen, wieder Verantwortung für ihren Stadtteil zu übernehmen und sich zuständig auch für Probleme ihres Umfelds zu fühlen.
Die Beteiligung an Planungsvorhaben wie der Umgestaltung des Hanseplatzes führt dazu, daß die Bürger sich ernstgenommen fühlen und beginnen, an der Umsetzung eigener Interessen mitzuwirken.
Insgesamt gibt die Vielzahl der von den Bewohnern positiv aufgenommenen und aktiv mitgestalteten Projekte zu der begründeten Hoffnung Anlaß, daß der Stadtteil sich mittelfristig stabilisieren und der Abwärtstrend aufgehalten wird. +++