Gegenüber dem vorangegangenen Rokoko zeichnet sich der Klassizismus durch eine Rückkehr zu geradlinigen, klaren Formen und eine stärkere Anlehnung an klassisch-antike Vorbilder aus. Das spielerisch kompositorische Dekorationskonzept barocker Fassaden wird nun ersetzt durch eine blockhafte Baugliederung, die die einzelnen geometrisch konzipierten Bauteile streng umreißt und sie additiv nebeneinander anordnet Mit einer purifizierenden Vereinfachung der Formen ist der Eindruck des griechischen Tempels nicht immer zwingend angestrebt, aber die Aussage der leeren Flächen ist dennoch kraftvoll und balanciert die sparsam dekorierten Teile gut aus. Dominiert von Klarheit in Form und Material betonen ungebrochene Konturen die räumliche Ordnung und verdeutlichen diese. Die Kombination der architektonischen Details lockert die Geradlinigkeit auf und verleiht der Fassade ein unverwechselbares Gesicht. Die Proportionen und die strenge Symmetrie, das Portal oft seitlich liegend, die anspruchslose Eleganz, fein profilierte Gesimse und durch Putzfaschen eingerahmte Fenster sind entscheidende stilistische Hinweise. Die Fassade wird meist von einem halbhohen Sockelgeschoss, verziert mit Nutungen oder Quaderungen, bestimmt, über dem sich die verputzte Attikafassade mit geschossteilenden Gesimsbändern und Fensterrahmungen erhebt und nach 1800 mit einem schweren Kranzgesims und waagerechtem Abschluss, einer niedrig aufsitzenden Mauerkrone, der Attika, vor einem abgewalmten Dachstuhl abschließt. Bei den Kleinbürgerhäusern der Rippenstraßen erweist sich die Gestaltung der Fassadenflächen weitaus puristischer und beschränkt sich in der Regel auf geschoßgliedernde feinprofilierte Gesimsbänder und der Putzeinfassung der Frontispitze. Insbesondere das spätklassizistische Dekor zitiert antike Vorlagen mit großer Liebe zum zum Detail ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zwar entstehen weiterhin zahlreiche, durchaus qualitativ hochwertige Fassadengestaltungen, doch es gibt keine Fortentwicklung mehr. Der programmatische Fokus auf die klassische Antike unterscheidet den Klassizismus bei allen Abgrenzungsschwierigkeiten aber deutlich von der Verspieltheit des Gründerzeitstils, dem Historismus.