Von der ersten Steinbauphase sind in Lübeck nur noch verschwindend wenige Überreste von aufgehenden Profanbauten erhalten, stilgeschichtlich nicht näher einzuordnende Mauern und fragmentarisch einige wenige rückwärtige Fassaden der spätromanischen Phase. Als steinerne Erstlingswerke weisen die Rückgiebel eine aufwändige formale Architektursprache auf, wie man sie bei gotischen Bauten nicht mehr findet. Anders als beim Sakralbau stand die Zweckmäßigkeit vor der künstlerischen Gestaltung, dies spiegelt sich in der flächigen Wandform und der klaren Gliederung der Fassaden wieder. Die Baukörper wirken gedrungen und oft wuchtig, äußerlich eher schlicht, und werden von einer flächigen, massiven Gestaltung mit wenigen kleinen Fenstern geprägt. Stilistisch eindeutig prägende Merkmale sind der Rundbogen aus vorgefertigten Formsteinen, sowie auch beispielsweise die Doppelluken mit Säulen aus Hausein und ass mit Wuslststeinen und Rundstäben gestufte Gewände. Den oberen Abschluss der Fassade bildet meist ein Treppen- oder Stufengiebel, wie man ihn als prägendes Element von den späteren gotischen Fassaden her kennt. Zu spätromanischer Zeit ermöglichen die Entwicklungen in der Gewölbetechnik die Abkehr von den kleinteiligen Binnenstrukturen der Balkenkeller und erlauben durch den neuen Werkstoff Backstein die Überspannung größerer Flächen mit Kreuzgratgewölben, die auf Pfeilern ruhen. In der Fassadengestaltung spiegelt sich zunehmend die Abkehr vom vornehmlich reinen Zweckbau zum multifunktionalen Wohn- und Gewerbebau wider. Mit der Einführung erster grünlich-brauner Glasuren um 1210/20 und wenig später schwärzlicher Bleiglasuren wird dieser Eindruck mit der Kennzeichnung der Kanten durch wechselnd glasierte und unglasierte Steine sowie der horizontalen Gliederung der Geschosse durch Sägezahnfriese noch verstärkt.
Im Gegensatz zu den romanischen Bauwerken der steinernen Gründungsgeschichte Lübecks sind aus der Gotik noch zahlreiche Profanbauten erhalten. Führend in der nachfolgend gotischen Architekturentwicklung war der Sakralbau, dem sich die profane Baukultur nicht entziehen konnte und die als wesentlich prägendes Merkmal den Spitzbogen als statisch tragendes Element und die Hochblende zur Materialreduktion übernommen hatte. Durch die neue massearme Konstruktion konnten so im Wandbereich der Fassaden erstmals eine Vielzahl großflächiger Fenster entstehen, die das Gebäude leicht und lichtdurchflutet erscheinen ließen. Innovative Gewölbekonstruktionen zur Verringerung der Querkräfte, wie das gegen 1280/90 aufkommende Kreuzrippengewölbe, ermöglichten es, die massiven Wände der Kelleranlagen durch ein filigranes System von Pfeilern aufzulösen, die die Lasten des Gewölbes in senkrechter Richtung abtrugen. Allgemein gelten als Erkennungsmerkmale gotischer Häuser die geschossübergreifenden spitzbogig geschlossenen Hochblenden mit in den Blenden angeordneten spitzbogigen Doppelluken und Spitzbogenportale mit mehrfach abgestuften Profilsteingewänden. Die zurückstehenden Wandflächen der Blenden wurden dabei meist verputzt und häufig weiß gekalkt, so dass ein Farbkontrast zum dunklen Backsteinmaterial entstand. Außerdem fertigte man spezielle Formsteine an, die eine bessere Nachahmung der Bauplastik ermöglichten.
Der Übergang von der Gotik auf die Renaissance ist fließend und etwa auf das 2. Viertel des 16. Jahrhunderts zu datieren. Mit der Reformation werden gegen 1530 zögerlich erste Tendenzen von der Abkehr gotischer Fassadengestaltung mit zunehmend horizontaler Gliederung erkennbar. Zwar werden immer noch die tradierten, vertikal betonenden Formen mit Hochblenden und Staffelgiebel übernommen, neu ist hingegen die geschossweise Betonung der Waagerechten mit Gesimsen und der Reihung von Fensteröffnungen sowie einer Folge von Kreisblenden im Giebeldreieck. Auch der noch in der mittelalterlichen Tradition verhaftete Staffelgiebel wird unter Verwendung von schneckenförmigen Verzierungen, den Voluten, und anderen importierten Schmuckelementen zum Volutengiebel weiterentwickelt. Besonders kennzeichnend für die Architektur zwischen 1550 und 1570 ist die besondere Betonung der horizontalen Gliederung durch Friese mit quadratischen Terrakottaplatten aus der Werkstatt des Statius von Düren. Die bildhaft durchgestalteten Reliefs zeigen zumeist Darstellungen mit biblischen oder antiken Motiven, Fabelwesen, Adels-Wappen oder auch Bildnis-Medaillons, die ursprünglich farbig gefasst oder glasiert waren. Fensteröffnungen und Portale werden in dieser Bauphase mit vielfältigen bautechnischen Mitteln gestaltet. In der Dachkonstruktion wird gegen Ende des 15. Jahrhunderts die Verbindung von Kehlbalken und Sparren durch die Zapfenverbindung abgelöst. Mit Beginn der Neuzeit verändern sich auch die Konstruktion und die Erscheinung der Maueranker. Waren über 200 Jahre die gotischen, aus einem Stück geschmiedeten T-Anker stilbestimmend, wurden nun zweiteilige Steckanker mit einem durch die Öse des mit dem Dachstuhl verbundenen Zugankers und durchgestecktem Splint entwickelt. Mit Beginn der Reformation bestimmt der Lilienanker, der ab 1530 nach unten gerichtete Blätter aufweist, als Gestaltungselement die Fassade. In den 90er Jahren des 15. Jahrhunderts wechselt auch die Verbandstechnik des Mauerwerks vom gotischen Verband mit zwei oder drei Läufern und einem Binder zum Blockverband aus reinen Läufer- und Binderschichten. Diese Technik setzt sich schließlich bis 1530 endgültig durch. Auch die Dachfuge wird durch den Hohlkehlfugenstrich abgelöst, der sich wie ein feines Netz über die gesamte Fassade legt. Bei den meist farbig gefassten Fassaden wurde der Fugenmörtel mit Kohle oder Rußpartikeln eingefärbt, um so ein Durchschlagen des weißen Kalkmörtels der Verfugung zu verhindern
Ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts löst der Barockstil allmählich die klar gegliederte Architektur der Renaissance ab, Unter niederländischem Einfluss werden die bisher von Treppengiebeln bestimmten Fassaden durch ein völlig neues Verständnis für Proportion und Symmetrie jetzt anders gestaltet Die klar gegliederten Ordnungen der Fassaden werden aufgelöst – schwingende, konkave und konvexe Formen, Kuppeln, Säulengruppen, Giebel und Fensterbekrönungen mit reichem ornamentalen Schmuck bewirken eine Steigerung aller Wirkungen. So entsteht das Hauptkennzeichen des Barock mit bewegten, kraftvollen plastischen Formen sowie komplexen Kompositionen und geschwungene Linienführungen. Der Giebel erhält einen in barocker Manier geschweiften Umriss einer Glocke. Die als Schaugiebel zu verstehende Fassadenfront wird in der Regel verputzt und farbig gefasst. Im Stadtbild erscheinen jedoch auch eine große Anzahl heute backsteinsichtiger Fassaden, die sich im Vergleich eher schlicht präsentieren, stilistisch aber eindeutig dem Barock zugeschrieben werden können. Typisch für die Frühphase dieser Zeit sind Kreuzstockfenster mit dreiviertel gerundeten Pfosten und Kämpfern sowie ungeteilten Flügeln mit kleinformatigen Bleiversprossungen. Erste hölzerne, zunächst horizontale Unterteilungen der Fensterflügel treten ab 1730/40 auf. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wird die kostspielige Bleiversprossung zunehmend durch Holzsprossen ersetzt.
Die Spätphase des Barocks, das Rokoko, wird aufgrund ihrer anmutigen, verspielteren Ausprägung der Dekoration als eigener Stil von der letzten Periode des Barocks abgegrenzt. Gegenüber den vollplastischen und schwereren Dekorationsformen des Barock zeigen sich die Fassaden des Rokoko von einer viel größeren Leichtigkeit und Eleganz. Die Gliederung wird wesentlich zarter und flacher, und die Profilierung wirkt deutlich feiner. Verschlungene Kurven und asymmetrische Kompositionen bestimmen nun die Ornamentik der meist fünfachsigen Fassadenfläche, deren Mittelachse meist mit einem leicht aus der Fassadenebene vorspringenden Risalit und einem aufwendig mit Stuckapplikationen eingefassten Portal betont wird. Die Mittelachse wird oft durch einen geschweiften oder auch gesprengten dreieckigen Giebelabschluss oberhalb der Attika hervorgehoben, sowie in der Bel Etage mit einer Scheinbalustrade oder gar mit einem Balkon. Die Stuckaturen präsentieren sich viel leichter, aber auch ornamentaler und feingliedriger. In Verbindung mit dem asymmetrischen Muscheldekor und mit C-Schwüngen stehen Blumen, Blumengehänge und Girlanden sowie Kapitelle auf Säulen, vorgestellte Pilaster und die Vertikale betonende Lisenen. Die Farbigkeit der Fassaden ist polychrom und reicht vom hellen und lichten Rot über Weiß und Gelb bis zu Grau -Tönen. Die Fenster liegen zeittypisch in segmentbogenförmigen Öffnungen, die mit Putzfaschen gerahmt sind, und zeigen ab dem letzten Drittel des 18. Jahrhundert bereits die modernere Teilung mit hochgesetztem Kämpfer und Querversprossung der Flügel. Durch die Einführung des Leistenhobels für Fälze und Profile sowie durch Einführung größerer Glasplatten von 20x30 cm werden größere Fensteranlagen möglich, ab 1800 können sogar noch größere Tafelgläser mit einer Kantenlänge von 40x50 cm hergestellt werden. In Deutschland bezeichnet man die letzte kühle Phase des Rokoko, die schon Übergänge zum Klassizismus und Empirestil zeigt, als Zopfstil.
Gegenüber dem vorangegangenen Rokoko zeichnet sich der Klassizismus durch eine Rückkehr zu geradlinigen, klaren Formen und eine stärkere Anlehnung an klassisch-antike Vorbilder aus. Das spielerisch kompositorische Dekorationskonzept barocker Fassaden wird nun ersetzt durch eine blockhafte Baugliederung, die die einzelnen geometrisch konzipierten Bauteile streng umreißt und sie additiv nebeneinander anordnet Mit einer purifizierenden Vereinfachung der Formen ist der Eindruck des griechischen Tempels nicht immer zwingend angestrebt, aber die Aussage der leeren Flächen ist dennoch kraftvoll und balanciert die sparsam dekorierten Teile gut aus. Dominiert von Klarheit in Form und Material betonen ungebrochene Konturen die räumliche Ordnung und verdeutlichen diese. Die Kombination der architektonischen Details lockert die Geradlinigkeit auf und verleiht der Fassade ein unverwechselbares Gesicht. Die Proportionen und die strenge Symmetrie, das Portal oft seitlich liegend, die anspruchslose Eleganz, fein profilierte Gesimse und durch Putzfaschen eingerahmte Fenster sind entscheidende stilistische Hinweise. Die Fassade wird meist von einem halbhohen Sockelgeschoss, verziert mit Nutungen oder Quaderungen, bestimmt, über dem sich die verputzte Attikafassade mit geschossteilenden Gesimsbändern und Fensterrahmungen erhebt und nach 1800 mit einem schweren Kranzgesims und waagerechtem Abschluss, einer niedrig aufsitzenden Mauerkrone, der Attika, vor einem abgewalmten Dachstuhl abschließt. Bei den Kleinbürgerhäusern der Rippenstraßen erweist sich die Gestaltung der Fassadenflächen weitaus puristischer und beschränkt sich in der Regel auf geschoßgliedernde feinprofilierte Gesimsbänder und der Putzeinfassung der Frontispitze. Insbesondere das spätklassizistische Dekor zitiert antike Vorlagen mit großer Liebe zum zum Detail ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zwar entstehen weiterhin zahlreiche, durchaus qualitativ hochwertige Fassadengestaltungen, doch es gibt keine Fortentwicklung mehr. Der programmatische Fokus auf die klassische Antike unterscheidet den Klassizismus bei allen Abgrenzungsschwierigkeiten aber deutlich von der Verspieltheit des Gründerzeitstils, dem Historismus.
Der Bauherr kann zur Zeit des Höhepunktes des Historismus gegen Ende des 19. Jahrhunderts beliebig wählen, in welchem Stil er bauen will. Der Grundzug des Historismus ist sein Einfügen in einen pluralistischen Kanon von Stilen, und so wird bei der Fassadengestaltung auf zahlreiche tradierte Strömungen zurückgegriffen, aus denen Neuromanik, Neogotik, Neorenaissance, Neo- barock und Neorokoko entstehen. Alle nur erdenklichen Stilformen sind hier im buntesten Durcheinander vertreten, Während im Innenstadtbereich, wie in den Jahrhunderten zuvor, nur wenige Neubauten entstehen, sind nach Aufhebung der Torsperre 1864 für das Lübecker Stadtgebiet zahlreiche Neubauten und die Gründung ganzer Stadtviertel zu verzeichnen. Im Lübecker Stadtbild haben Neugotik und Neorenaissance die Architektur der als Etagenmietshäuser errichteten Bauwerke besonders stark beeinflusst. Meistens wird dabei nur die straßenseitigen Fassaden bestehender Bauten überformt, und die Hofseite bleibt schlicht und schmucklos Die zunehmend industrielle Produktion z.B. großer Tafelgläser ermöglichen seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts sprossenlose, nach innen aufschlagende Fenster ohne Pfosten mit Schlagleiste, aber auch Stuckelement für die Dekoration der Fassaden außen und hochwertiger Räume im Inneren können so schnell und kostengünstig gestaltet werden.
Die mit dem Jugendstil eingeläutete Abkehr vom historisierenden Stileklektizismus hat sich zuerst in den 80er Jahren des 19. Jahrhundert in England vollzogen und entwickelte sich wenig später auch in Deutschland als Gegenbewegung zur Industrialisierung. Das Plastische spielt bei der Durchformung der Baukörper und bei der Gestaltung der Fassaden eine große Rolle. Die Asymmetrie ist erklärtes Programm und schlägt sich auch in der Gliederung der Fassaden nieder. Hauptkennzeichen des Jugendstils sind vegetabile Formen, geschwungene und fließende Linien, wie auch bewegte abstrakte und stilisierte Formen; vor allem Ornamente dieser Art finden reiche Verwendung, wie auch Symbolismus und Mystik unverkennbare Gestaltungsmerkmale der Bauplastik dieser Zeit sind. Sowohl für die Baukörper selbst, als auch für rein funktionale Ausstattungen wie Treppen, Türen, Fenster- und Schaufensteranlagen, werden erstmals in größerem Umfang die neuen Materialien Glas und Stahl verwendet. Die Fassaden sind oftmals oberhalb der Sockelzone mit geschossübergreifenden Erkern gestaltet, die mit plastisch durchgestalteten Giebelabschlüssen vor einem Satteldach oder flach geneigtem Pultdach mit Teerdeckung noch betont werden. Typisch ist die Eindeckung mit Schiefer oder Biberschwänzen Dachkonstruktionen dienen jedoch weniger der Repräsentation als den rein sachlichen Erfordernissen der Wohnraumbeschaffung und dokumentieren beispielhaft eine Facette der Entwicklung und Verdichtung Lübecks im Laufe des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die rückwärtigen Fassaden sind gänzlich schmucklos Gelegentlich finden sich bei repräsentativen Bauwerken für das mittlere und gehobene Bürgertum im Bereich der Bel Etage, teils bauzeitliche Balkonanlagen. Die Jugendstil-Architektur wird im Laufe der Zeit immer geometrischer und erreicht in Lübeck kurz nach 1900 bereits ihren Höhepunkt. Um 1910 ist die kurzlebige Strömung bereits wieder abgeebbt und wird von der Heimatschutzarchitektur abgelöst.
Als erneute Gegenbewegung zum im Ergebnis wieder national egalisierenden Historismus entwickelt sich Anfang des 20. Jahrhunderts ein neues Architekturverständnis mit zum Teil. Es wollte nicht tradierte regionale Bauformen kopieren, sondern etwas Neues planen, das den Bedürfnissen der Zeit entsprach, und dabei in schlichten Formen und mit wenigen Materialien die alte Hauslandschaft harmonisch fortentwickeln. Namengebend für diesen Stil ist eine der ersten Organisationen, die zum Schutz der Umwelt – im Sinne von Heimat – 1904 gegründet wurde, der „Bund Heimatschutz“, dessen Mitglieder sich für den Naturschutz, den Erhalt der Volkskultur und die Denkmalpflege engagierten. 1908 wird der schleswig-holsteinische Landesverein gegründet. Die Heimatschutz- Architektur erlebt vor und nach dem Ersten Weltkrieg ihre Blüte und versucht an die Backstein-Bauweise der vorindustriellen Zeit anzuknüpfen. Bereits ein Jahr kurz nach der Gründung entsteht eine unübersehbare Anzahl von Wohn- Geschäftsbauten als auch kommunale Zweckbauten. Fast durchgängig gelingt es dabei, die alte Formensprache der tradierten Backsteinarchitektur aufzunehmen. Beliebt ist die Betonung von Portalen und die Vertikalisierung von Giebeln mit gebündelten Lisenen aus Profilsteinen - typisch auch die Zierverbände mittels Fischgrät- oder Stabmuster in Brüstungsfeldern oder zur Belebung von ungestalteten Wandflächen. Auch bei der Gestaltung der Fenster findet sich die radikale Abkehr von der industriell möglichen Fertigung großer Verglasungen in der konsequent angewandten kleinteiligen Versprossung wieder.
Den Impulsen der Heimatschutzbewegung folgend entwickelt sich in den 1920er Jahren in Deutschland eine spezielle Variante expressionistischer Architektur unter Verwendung von Backstein oder Klinkern, mit der namengebenden Bezeichnung Backstein- oder Klinkerexpressionismus. Dieser hartgebrannte Stein erlangt gerade für die Gestaltung von Fassaden, große Beliebtheit. Seine charakteristische rau Oberfläche und die reiche Farbpalette von Braun über Rot bis Violett lassen ihn zu einem Trendmaterial dieser Zeit werden. Die allein durch gezielte Setzung des Backsteins zu Mustern erreicht Lebendigkeit von Fassaden und ist untrügliches Kennzeichen dieser Architektur. Man setzt dabei die kantigen Steine in vielen Spielarten aneinander und schafft vielfältige Ornamentik bis hin zu skulpturaler Gestaltung. Diese spezielle Form des Expressionismus entsteht zeitlich parallel zur puristisch sachlichen Architektur des Bauhauses. Mitunter bringt der Klinkerexpressionismus ganz eigene, höchst eigenwillige Formen hervor, oft betont durch skulpturale Gestaltung und Verwendung von Bauplastiken in Klinker und Keramik. Als spannungsreicher Kontrapunkt zu der vertikalen Orientierung der Fassaden finden sich ausnahmslos kleinteilige Blendrahmen Fenster mit liegender Quersprossung und ebenso mit liegenden Formaten, ob als Füllung oder mittels aufgesetzter Profilleisten, gestaltete Türblätter. Die meist maßstabssprengenden Baukörper werden durch die Abstaffelung der oberen Geschosse in das bestehende städtebauliche Gefüge eingepasst und im Abschluss der Fassaden als Novum mit einer biberschwanzgedeckten Tonnendachkonstruktion ergänzt.
Mit dem Wiederaufbau nach 1949 ist die Architektur der Nachkriegszeit mit der Anzahl der errichteten Bauwerke in den von den starken Kriegszerstörungen des Zweiten Weltkrieges betroffenen Bereichen der Innenstadt zur unübersehbar prägenden Bauform geworden. Die Architektur der 50er Jahre bildet mit den oft strengen und sparsamen, manchmal auch mit zögerlichem Schwung versehenen Bauten einen nicht unerheblichen Schwerpunkt in Teilen der westlichen Baublöcke der Innenstadt. Wesentlich für die Architektur der Wiederaufbauphase ist die Auseinandersetzung zwischen Traditionalismus und Moderne. Die Palette der eingesetzten Materialien erscheint dabei nahezu grenzenlos. Aufgelöste Erdgeschosszonen, die über Säulen die aufgeständerten, fein gegliederten Fassaden tragen, geschwungene Treppen und Handläufe, lichtdurchflutete Eingangshallen, Fenster- und Bodenmosaike, kunstvoll gestaltete, vom Materialpluralismus geprägte Türgriffe und Treppengeländer geben den Gebäuden dieser Zeit ein unverwechselbares Gesicht. Man experimentierte mit neuen Baumaterialien und Konstruktionen wie Metallfensterrahmen oder vorgefertigten Betontreppen. Ein ganz typisches Kennzeichen ist auch die Vollverglasung der Fensterflügel ohne jegliche Binnenstruktur oder bei größeren Fensteröffnungen die ausmittige Teilung der Fenster sowie achsial öffnende Schwing – oder Wendeflügelfenster, die sich entweder horizontal oder im zweiten Fall vertikal um ihre Achse drehen ließen. Die Baukörper brechen fast immer mit den historisch überlieferten Parzellenbreiten und Blockstrukturen sowie den Firsthöhen.