Lübecker Martensmann fährt nach Schönberg und Schwerin
Zum mittlerweile dreizehnten Mal besucht der Lübecker Martensmann benachbarte Städte in Mecklenburg-Vorpommern. Bei dem alten Brauch überbringt der Martensmann zum Martinstag ein Faß Lübecker Rotspon zum Erhalt der Freundschaft. Am Freitag, 7. November 2003, verabschiedet Stadtpräsident Peter Sünnenwold den Martensmann um 14 Uhr vor dem Lübecker Rathaus. In Schönberg wird der Martensmann am Sonnabend, 8. November, empfangen, wo er und Bürgermeister Bernd Saxe um 10.30 Uhr auf dem Kirchplatz der Sankt Laurentius Kirche eintreffen und von Schönbergs Bürgermeisterin Jutta Piontek begrüßt werden. Nach einem Grußwort des Martensmannes wird das Gastgeschenk, der Lübecker Rotspon, verkostet; anschließend fährt der Martensmann am frühen Nachmittag weiter nach Rehna.
Am Sonntag, 9. November, feiert Schwerin mit dem Abschluß eines dreitägigen mittelalterlichen Spektakels diese seit mehr als 700 Jahren Lübeck und Schwerin verbindende Tradition. Gegen 14 Uhr werden Martensmann und Begleitung auf dem Markt erwartet. Um 18 Uhr laden das herzogliche Paar und die Würdenträger der Stadt Schwerin den Martensmann und seine Begleiter zum Festschmaus im Schloß ein. Die Hansestadt Lübeck wird dabei von Stadtpräsident Peter Sünnenwold vertreten.
Der Brauch vom Martensmann beruht auf einer uralten Legende: Danach soll einst ein Vertreter der Ratsherren von Lübeck in Rom vorstellig geworden sein, um den Papst zu bitten, sich für die Befreiung des Herzogs von Mecklenburg einzusetzen. Er war erfolgreich. 1301 kam Heinrich der Pilger, Herzog von Mecklenburg, nach jahrzehntelanger Gefangenschaft in Ägypten frei und wieder zurück nach Lübeck. Die Freude über seine Befreiung war riesig. Zum Dank für seine treuen Ratsherren schenkte der Fürst „... all´ das Land um Lübeck“ seinen Untertanen.
Er verlieh Zollfreiheit durch ganz Mecklenburg und bestimmte: „... daß sie ihm zum Gedächtnis alle Jahre an Martini ein Ohm köstlichen Weines schicken mögen.“ Das wurde ihm mit Freuden zugesagt. Fortan sollte ein Bote und drei Ratsherren mit Pferd und Wagen ein großes Faß nach Schwerin bringen, damit alle Untertanen mit einem Schluck des edlen Fürsten gedachten.
Diese alte Tradition wurde am 10. November 1991 neu belebt - nach einer Pause von fast 175 Jahren. Denn 1817 vereinbarten Lübeck und Mecklenburg, den Brauch aufzugeben. Wiederbelebt wurde der Brauch, als man 1990, anläßlich der ersten Mecklenburgischen Kulturtage, im Magazin des Freilichtmuseums Schwerin-Mueß die 80 Zentimeter hohe Messinglaterne und den ledernen Geldbeutel des Lübecker Martensmanns fand, die lange als verschollen galten. +++