990979R 20. Dezember 1999
Vier Jahre nach dem verheerenden Brand in einem Asylbewerberheim in der Lübecker Hafenstraße soll am 18. Januar 2000 ein Gedenkstein aufgestellt werden, der an das Geschehen vom 18. Januar 1996 erinnert. Der rund zwei Meter große Gedenkstein besteht aus zwei Platten aus schwedischem Granit, die so zueinander aufgestellt werden, daß sie eine Hausecke symbolisieren. Während auf der einen Platte ein Text das damalige Geschehen erläutert, stehen auf der anderen Platte die Namen der Opfer. Zehn Menschen, darunter sechs Kinder, verloren bei der Brandkatastrophe ihr Leben.
Der Gedenkstein wird von einem Lübecker Steinmetzbetrieb gefertigt. Geschäftsführer Andreas Wolf hatte in der Stadtzeitung vom Beschluß des Runden Tisches, den Bürgermeister Michael Bouteiller nach dem Brand ins Leben gerufen hatte, gelesen, daß auf dem Grundstück Hafenstraße 52 ein Gedenkstein aufgestellt werden soll. Spontan bot er sich an, diesen Stein herzustellen - auf eigene Rechnung.
Seinem Auszubildenden Benjamin Jastram übertrug Wolf die Aufgabe. Der 21jährige fertigte erste Skizzen an, besprach diese mit seinem Chef und so entwickelten schließlich beide gemeinsam den endgültigen Entwurf. Jastram: “Das war für mich eine echte Herausforderung.” Denn nicht nur handwerklich, sondern vor allem inhaltlich mußte der Gedenkstein dem Geschehen angemessen sein.
Der Grundgedanke ist die “verbliebene Hausecke”, die von den beiden Granitplatten symbolisiert wird und deren gebrochene, rauhe Seiten den Eindruck einer Hausruine erwecken. Die ausgestellte Seitenplatte unterstützt dabei den Eindruck der Instabilität - ein Hinweis nicht nur auf die Hausruine, sondern auch auf das instabile Leben der damaligen BewohnerInnen. Die Platten stammen aus der Region um Göteborg; Material, das man laut Wolf auch hier in Lübeck findet. “Es gehört hierher”, so seine Begründung für die Wahl gerade dieses Natursteins.
Die Inschrift wird mittels moderner Sandstrahltechnik aufgebracht. Dadurch entstehe ein Schatten, der die Schrift lesbar erhält, ohne zu verwittern, so Wolf.
Der Text der Inschrift auf dem Gedenkstein lautet: “An dieser Stelle, Hafenstraße 52, starben am 18. Januar 1996 zehn Menschen durch Brandstiftung. Sie waren nach Deutschland gekommen, um hier Schutz zu finden. Das Ereignis erfüllt uns mit Trauer und Schmerz. Die Verantwortlichen für das Verbrechen sind nicht ermittelt worden. Der Tod der Opfer und das Leid der Hinterbliebenen mahnen uns, für die Rechte und die Sicherheit von Flüchtlingen einzutreten.” +++