Rückstau aus dem Kanal

Gefährdung durch Rückstau

Auch wenn Ihr Haus weder nah am Wasser gebaut ist, noch am Ende einer abschüssigen Straße liegt – es besteht trotzdem Gefahr durch Starkregen! Denn dieser sorgt mitunter dafür, dass die öffentliche Kanalisation kurzfristig überlastet ist. Dann flutet das Regenwasser die Kanalisation und staut bis auf die Straßenoberfläche ein, der sogenannten Rückstauebene. Die Folge: Es drückt zu den angeschlossenen Grundstücken zurück und läuft über angeschlossene Ablaufstellen wie Waschbecken, Toiletten, Duschen oder Waschmaschinen in die Gebäudeteile. Doch davor kann man sich schützen: Sofern alle Ablaufstellen, die tiefer als die Rückstauebene liegen, mit einer Abwasserhebeanlage (Pumpe) oberhalb der Rückstauebene angeschlossen sind, kann eine Überschwemmung, die aus dem Kanal kommt, verhindert werden. In älteren Häusern fehlt häufig eine entsprechende Sicherheitsvorkehrung, obwohl diese gesetzlich vorgeschrieben ist. Wer unsicher ist, ob seine Immobilie vor Rückstau geschützt ist, sollte dies umgehend prüfen lassen, denn für solche Schäden kommt der:die Eigentümer:in selbst auf. Städte und Kommunen übernehmen keine Haftung.

Aufgepasst: Die Erstellung und Änderung von Entwässerungsanlagen muss genehmigt werden. Sprechen Sie Ihren Fachbetrieb oder die Entsorgungsbetriebe Lübeck direkt darauf an.

Prüfen Sie, ob es in Ihrem bestehenden oder geplanten Haus zu Rückstau von Wasser aus dem Kanal kommen kann. Folgende Checkliste hilft Ihnen dabei, planerische und bauliche Schwachstellen zu erkennen. Außerdem erhalten Sie Anregungen, worauf Sie in Sachen Rückstausicherung achten sollten.

Ist mein Gebäude durch Rückstau aus dem Kanal gefährdet?

Mit jedem „Ja“ bei der Beantwortung der folgenden Fragen erhöht sich für Sie die Notwendigkeit, Vorkehrungen zu treffen:

  • Befinden sich in Ihrem Haus Ablaufstellen wie Waschbecken, Bodenabläufe und Toiletten, die unterhalb der Rückstauebene liegen, also unter der Gehwegoberkante vor Ihrem Haus?
  • Haben Sie Waschmaschinen, Heizungen oder Sanitäreinrichtungen, die unterhalb der Rückstauebene angeschlossen sind?
  • An außenliegenden Kellertreppen oder Tiefgaragenzufahrten befindet sich ein Bodenablauf, der an den Kanal angeschlossen ist?
  • Ihre Dachflächen oder andere Entwässerungseinrichtungen oberhalb der Rückstauebene entwässern über eine Rückstausicherung?
  • Verfügt Ihr Gebäude über Reinigungsöffnungen und Schächte unterhalb der Rückstauebene?

Quelle: Stadtentwässerungsbetriebe (StEB) Köln 2016: Wassersensibel planen und bauen in Köln, Leitfaden zur Starkregenvorsorge für Hauseigentümer, Bauwillige und Architekten

Oberflächenwasser – Abhilfe

So können Sie sich vor Schaden durch Rückstau schützen

  • Prüfen Sie zunächst, ob in den Bestandsplänen und Dokumentationen zu Ihrem Gebäude Rückstausicherungen eingetragen sind.
  • Stellen Sie sicher, dass alle Abläufe in Ihrem Keller unterhalb der Rückstauebene gegen Rückstau aus dem Kanal gesichert sind.
  • Versichern Sie sich, dass Ihre Rückstausicherungen richtig eingebaut sind und einwandfrei funktionieren. Holen Sie im Zweifel Sanitär- oder Abwasserfachleute hinzu.
  • Lassen Sie den Rückstauschutz in Ihrem Haus regelmäßig von einem Fachbetrieb warten.
  • Dokumentieren Sie den Einbau Ihrer Rückstausicherungen. Das vereinfacht zukünftige Wartungen, Reparaturen und Umrüstungen.
  • Prüfen Sie, ob auf Entwässerungseinrichtungen unterhalb der Rückstauebene verzichtet werden kann.
  • Häufig genutzte Bereiche bedürfen einer Abwasserhebeanlage. Weniger genutzte Sanitäranlagen in untergeordneten Räumen können Sie mit Rückstauverschlüssen schützen.
  • Sorgen Sie dafür, dass die Entwässerungsleitungen ober- und unterhalb der Rückstauebene getrennt ausgeführt werden.
  • Kontrollieren Sie, ob die Rückstauverschlüsse so eingebaut sind, dass ein ungehindertes Abfließen des Regenwassers von den Dachflächen möglich ist.
  • Sichern Sie auch Reinigungsöffnungen sowie Schächte über eine Abwasserhebeanlage.

In Anlehnung an StEB Köln 2016: Wassersensibel planen und bauen in Köln, Leitfaden zur Starkregenvorsorge für Hauseigentümer, Bauwillige und Architekten

Maßnahmen zum Schutz vor Rückstau aus dem Kanal im Detail

Rückstauverschlüsse oder Abwasserhebeanlagen – hier erfahren Sie, was genau sich hinter diesen Maßnahmen verbirgt und wo sie eingesetzt werden:

Rückstau mit Schutzmaßnahmen. Foto: Entsorgungsbetriebe Lübeck

 

Abwasserhebeanlagen – die Schwerkraft schützt

Bei diesem System wird ein Teil des Abwassers in einem Sammelbehälter zwischengespeichert. Ist ein bestimmter Pegel erreicht, springt eine Pumpe an und hebt es mit Druck in die Hauptabwasserleitung beziehungsweise den Kanal. Um hier einen Rückstau zu vermeiden, muss die Druckleitung über eine sogenannte Rücklaufschleife geführt werden. Sie liegt mindestens 30 cm über der Rückstauebene, sodass das Abwasser durch die Schwerkraft abfließt. Eine Hebeanlage ist vor allem sinnvoll für Kellerräume, die bewohnt oder gewerblich genutzt werden.

 

 

Rückstauverschlüsse – abfließen statt fluten

Im Normalbetrieb sind moderne Rückstauverschlüsse geöffnet und ermöglichen einen ungehinderten Abfluss des Abwassers. Kommt es zu einem Rückstau, wird das Rohr elektrisch oder pneumatisch verschlossen. In diesem Fall kann kein Abwasser in das Gebäude eindringen. Allerdings kann auch kein Abwasser abfließen und angeschlossene Sanitärobjekte können nicht genutzt werden. Für untergeordnete Nutzungen gibt es auch selbsttätig schließende Rückstauverschlüsse. Übrigens: Sollte bei Ihnen eine Toilette im Keller an die Ablaufleitung angeschlossen sein, muss eine Rückstausicherung speziell für fäkalhaltiges Abwasser eingebaut werden.

 

Zu beachten ist, dass sowohl Abwasserhebeanlagen als auch Rückstauverschlüsse für fäkalhaltiges Abwasser Energie benötigen. Bei einem Stromausfall können die Entwässerungselemente unterhalb der Rückstauebene nicht genutzt werden.

Aufgepasst: Alle Entwässerungseinrichtungen (Waschbecken, Duschen, Toiletten etc.), die über der Rückstauebene – also oberhalb der Gehwegkante – liegen, dürfen nicht über Rückstauverschlüsse abgeleitet werden. Denn sonst kann es im Rückstaufall zur Überflutung im Gebäude durch nicht abfließendes Abwasser kommen. Das Abwasser muss in diesen Fällen hinter der Rückstausicherung an die Grundleitung geführt werden, wo es mit natürlichem Gefälle abfließt. Bauen Sie deshalb Ihren Rückstauverschluss nicht in den Revisionsschacht ein! Sie würden damit im Rückstaufall Ihre gesamte Entwässerungsanlage absperren.

Weitere Informationen zur Rückstausicherung finden Sie im Informationsblatt „Schutz gegen Rückstau“ der Entsorgungsbetriebe Lübeck.

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