Gefährdung durch Oberflächenwasser

Wasser kann regelrecht mit der Tür ins Haus fallen, denn es dringt durch Kellereingänge, aber auch durch tiefliegende Garageneinfahrten, Fenster, Treppen, Lichtschächte und Wanddurchbrüche für Leitungen ein. Doch auch von oben verschafft es sich Zutritt – etwa über Schäden am Dach oder eine verstopfte Regenrinne. In einem solchen Fall kann das mitunter kostspielige Konsequenzen haben: Souterrainwohnungen und Kellerräume können durch Überflutung und Feuchte unbewohnbar beziehungsweise unbenutzbar werden. Auch zerstört das unliebsame Nass persönliche Gegenstände und schädigt nicht selten die Gebäudesubstanz nachhaltig durch Schimmelpilzbildung.

Prüfen Sie, ob Ihr bestehendes oder geplantes Haus durch oberirdisch eindringendes Wasser gefährdet ist. Folgende Checkliste hilft Ihnen dabei, die Gefährdung zu ermitteln. Außerdem erhalten Sie Tipps, wie sich Gebäudeschwachstellen beheben und Standortnachteile Ihrer Immobilie oder Ihres Grundstückes ausgleichen lassen.

Foto: Olaf Niehus

Ist mein Gebäude durch eindringendes Oberflächenwasser gefährdet?

Mit jedem „Ja“ bei der Beantwortung der folgenden Fragen erhöht sich für Sie die Notwendigkeit, Vorkehrungen zu treffen:

  • Liegt Ihr Grundstück/Gebäude in einer Geländesenke oder unterhalb einer abschüssigen Straße beziehungsweise eines Hanges?
  • Liegt das Grundstück in der Nähe eines Gewässers – beispielsweise eines Baches oder Teiches – und kann dieses bei Hochwasser bis ans Gebäude gelangen?
  • Haben Gehwege, Hofzufahrten und Stellplätze ein Gefälle zum Haus?
  • Kann an der Oberfläche abfließendes Regenwasser von der Straße oder von Nachbargrundstücken bis an Ihr Gebäude gelangen?
  • Liegen die äußeren Kellerabgänge, ebenerdige Lichtschächte oder Kellerfenster so tief, dass hier möglicherweise Wasser eindringt?
  • Verfügt Ihr Gebäude über einen ebenerdigen Eingang oder eine Terrasse, durch die Regenwasser oberflächig ins Erdgeschoss kommen kann?
  • Ist es möglich, dass Regenwasser von der Straße oder vom Grundstück in Ihre Tiefgarage fließt?
  • Sind vorherige Schadensereignisse bei Starkregen vor Ort bekannt?

Quelle: Stadtentwässerungsbetriebe (StEB) Köln 2016: Wassersensibel planen und bauen in Köln, Leitfaden zur Starkregenvorsorge für Hauseigentümer, Bauwillige und Architekten

Hinweiskarte Starkregengefahren

Die Hinweiskarte Starkregengefahren gibt einen Überblick über die Bereiche in Lübeck, die bei Starkregenereignissen besonders überflutungsgefährdet sind und in denen sich verstärkt Wasser in Senken sowie Fließwegen sammeln könnte. Die maximale Wassertiefe, die Fließrichtung und die maximale Fließgeschwindigkeit werden abgebildet.

Oberflächenwasser – Abhilfe

So können Sie Ihr Haus und Grundstück vor eindringendem Oberflächenwasser schützen:

  • Wenn frühere Schadensfälle an Haus oder Grundstück bekannt sind, ermitteln Sie, welche Bereiche betroffen waren und welche Wasserhöhen dabei erreicht wurden. Treffen Sie Vorkehrungen, dass Mobiliar bis zu dieser Höhe schnell gesichert werden kann.
  • Wenn Sie ein Haus bauen wollen, berücksichtigen Sie bei der Wahl des Standortes den Zu- und Abfluss von Regenwasser an der Oberfläche. Vermeiden Sie dabei möglichst Lagen in Senken und Mulden.
  • Gestalten Sie Ihr Gelände vom Gebäude abfallend und erhöhen Sie Einfahrten sowie Zugangsbereiche so, dass kein Wasser ins Haus fließen kann.
  • Leiten Sie das Oberflächenwasser auf Ihrem Grundstück, wenn möglich, gezielt zur Versickerung in Bodensenken oder in Mulden ab.
  • Sichern Sie Zufahrten und Wege zu tiefliegenden Grundstücksflächen gegen von der Straße zufließendes Wasser mit Bodenschwellen.
  • Versehen Sie ebenerdige Kellertreppen, Lichtschächte, Fenster und Gebäudezugänge mit Aufkantungen.
  • Halten Sie immer einen ausreichenden Abstand zwischen Lichtschachtsockel und Kellerfenstern.
  • Verhindern Sie den Eintritt von Wasser durch Gebäudeöffnungen mithilfe mobiler oder fest installierter Dichtungssysteme (Fensterklappen, Barrieren, druckdichte Fenster).
  • Sichern Sie Heizöltanks – inklusive aller Anschlüsse und Öffnungen – gegen Aufschwimmen und verwenden Sie möglichst solche Tanks, die für den Lastfall „Wasserdruck von außen“ geeignet sind. Die Anforderungen sind im Detail in der Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (AwSV) geregelt.
  • Prüfen Sie, ob gefährdete Räume unbedingt als Wohn- oder Büroraum genutzt werden müssen.
  • Bringen Sie sensible Geräte wie etwa Heizungen, Server und elektrische Installationen möglichst in den sicheren Obergeschossen unter.
  • Verlegen Sie im Keller installierte Stromleitungen hoch über dem Fußboden.
  • Verwenden Sie in gefährdeten Bereichen nur nässebeständige Materialien und Versiegelungen wie zum Beispiel Steinfliesen statt Tapete und Teppichboden.
  • Prüfen Sie immer, ob Sie durch Ihre baulichen Schutzmaßnahmen weder Nachbar- noch andere Grundstücke gefährden.
In Anlehnung an StEB Köln 2016: Wassersensibel planen und bauen in Köln, Leitfaden zur Starkregenvorsorge für Hauseigentümer, Bauwillige und Architekten

Maßnahmen zum Schutz vor eindringendem Oberflächenwasser im Detail

Aufkantungen, Abdichtungen & Co. – das verbirgt sich hinter all diesen Begriffen, die Ihnen zu mehr Sicherheit bei Starkregen und Hochwasser verhelfen.

 

Aufkantungen – kleine Erhöhung, mehr Sicherheit

Zugänge zum Haus können durch den nachträglichen Einsatz von Stufen oder Schwellen angehoben werden. Genauso lassen sich die Oberkanten von Lichtschächten mit einer Aufkantung um bis zu 30 cm erhöhen, sodass ein deutlicher Abstand zur gefährlichen Geländeoberkante entsteht. Einen zusätzlichen Schutz vor Regenwasser von oben bietet ein Dach über Kellerabgängen und Schächten.

 

 

Bodenschwellen – wirkungsvolle Hindernisse

Sie sind einfach anzulegen und dennoch höchst effektiv, wenn es darum geht, Regenwasser von der Straße oder von Nachbargrundstücken fernzuhalten: Mauern oder kleine Erdwälle, mit denen sich das eigene Grundstück einfassen lässt. Eines gilt es dabei allerdings unbedingt zu beachten, wenn man selbst tätig werden will. Zwischen einer Bodenschwelle mit einer Neigung von mehr als zehn Prozent und der öffentlichen Verkehrsfläche müssen in der Regel mindestens zwei Meter liegen, um die Verkehrssicherheit nicht zu gefährden. Was zusätzlich zu berücksichtigen ist: Durch diese Maßnahme wird die Barrierefreiheit beim Zutritt unumgänglich beeinträchtigt.

 

 

Abdichtungen – Schutz vor Wassereintritt

Gebäudeeingänge lassen sich aber auch anders abdichten – nämlich mit sogenannten „Schotts“. Dabei erhalten tiefliegende Türen und Fenster sowie Lichtschächte passgenau zugeschnittene Einsätze mit Profildichtungen. Diese verschließen die Öffnungen druckwasserdicht. muss sichergestellt sein, dass Ihr Gebäude stabil steht und über eine wasserbeständige Außenhülle verfügt. Übrigens: Leitungsdurchführungen durch die Wand zur Wasser- und Gasversorgung, für Elektronik, TV, Telefon, Entwässerung, Lüftung und Heizung können Sie auch nachträglich wasserdicht machen. Die Zwischenräume lassen sich unkompliziert mit Dichtungsmaterial verschließen.

Aufgepasst: Starkregen hat häufig kurze Vorwarnzeiten und der Schutz von Schotts ist nur gegeben, wenn sie rechtzeitig eingesetzt werden.

 

 

Mobile Schutzelemente – im Notfall einfach zu montieren

Wer seine Eingänge und Zufahrten zum Grundstück oder zur Tiefgarage nicht dauerhaft, sondern nur bei Bedarf schützen möchte, der greift auf transportable Barrieresysteme zurück. Diese können innerhalb weniger Minuten aufgebaut werden, um Türen, Tore und Wege vor Wasser abzuschirmen. Für Fenster gibt es mobile Klappen mit Dichtung, die von innen oder außen im Rahmen montiert werden. Dieser sollte natürlich ebenfalls abgedichtet sein. Die Klappen können im Fenster verbleiben und lassen sich im Falle von Starkregen per Hand verschließen.

Aufgepasst: Mobile Schutzelemente müssen im Fall der Fälle allerdings erst aufgebaut werden – stellen Sie sicher, dass hiermit vertraute Personen anwesend ist.

 

 

Versickerung – ein Weg, um Niederschlagswassergebühren zu sparen

Bei ausreichendem Platz und geeigneten Bodenverhältnissen kann Niederschlagswasser in eine eigens angelegte Versickerungsmulde oder Versickerungsrigole geleitet werden, wo es versickern bzw. zurückgehalten werden kann. Dies entlastet die Kanalisation insbesondere bei Starkregenereignissen und senkt darüber hinaus Ihre Niederschlagswassergebühren.

 

 

Entsiegelung – zur Entlastung der Kanalisation

Der gepflasterte Vorgarten, der asphaltierte Innenhof oder der Schottergarten: Versiegelte Flächen führen dazu, dass Regenwasser nicht mehr an Ort und Stelle versickern kann. Es fließt unmittelbar oberflächlich ab, landet meist in der Kanalisation und sorgt hier für Überlastung. Deshalb gilt es, selten genutzte Abstellflächen, Stellplätze und Schottergärten zu entsiegeln und zu begrünen, nicht zuletzt auch für den Artenschutz. Nutzen Sie für Garagenauffahrten oder Wege wasserdurchlässige Beläge wie Rasengittersteine oder Kiesdecken. Auch diese Maßnahmen verringern die Niederschlagswassergebühr.

Aufgepasst: Schottergärten sind nach § 8 Abs. 1 Satz 1 der Landesbauordnung für das Land Schleswig-Holstein (Landesbauordnung – LBO –) verboten:

„Die nicht mit Gebäuden oder vergleichbaren baulichen Anlagen überbauten Flächen der bebauten Grundstücke sind

  1. wasseraufnahmefähig zu belassen oder herzustellen und
  2. zu begrünen oder zu bepflanzen,

soweit dem nicht die Erfordernisse einer anderen zulässigen Verwendung der Flächen entgegenstehen.“

 

 

Dachbegrünung und Regenwasserrückhalt – eine Maßnahme, viele Vorteile

Gründächer sind nicht nur aus ökologischen Gründen ein Gewinn, sie helfen auch bei starken Regengüssen: Ein bepflanztes Dach speichert Wasser und puffert so die Abflussspitzen bei starken Niederschlägen ab. Außerdem kann es dazu beitragen, dass sich das Gebäude an heißen Tagen nicht so schnell aufheizt. Abfließendes Wasser kann außerdem in unterirdischen Zisternen gesammelt und über separate Leitungen für die Gartenbewässerung und Toilettenspülung oder auch als Wasch- und Putzwasser genutzt werden. Das senkt den Verbrauch von Frischwasser im Haushalt um bis zu 40 Prozent und verringert die Niederschlagswassergebühr.

Tipp: Sie finden, dass sich Ihr Dach oder Ihre Garage bestens dafür eignet ist, ein Gründach zu erhalten? Dann schauen Sie auf der Gründach-Seite der Hansestadt nach, ob es dafür geeignet ist. Außerdem fördert die Stadt zukünftig die Errichtung eines Gründachs. Für weitere Informationen abonnieren Sie den Newsletter der Klimaleitstelle.

 

 

Regenwassernutzung – nutzen statt ableiten

Das von Dachflächen abfließende Regenwasser kann in unterirdischen Zisternen gesammelt und über separate Leitungen für die Gartenbewässerung oder Toilettenspülung genutzt werden. Ein Teil des Trinkwasserbedarfs eines Haushalts kann so durch Regenwasser ersetzt werden und die Niederschlagswassergebühr senken.

 

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