Durchnässte Außenwände durch aufstauendes Sickerwasser
Es ist genauso schädlich für das Mauerwerk wie steigendes Grundwasser: zeitweise aufstauendes Sickerwasser. Dieses entsteht, wenn sich nach einer langen Trockenperiode Starkregen über das Land ergießt. Denn dann fällt mehr Niederschlag auf den Boden, als in der gleichen Zeit versickern kann. Insbesondere bei schlecht durchlässigen Erdschichten sammelt sich Sickerwasser punktuell. Steht es vor einer Kelleraußenwand, wird es zur drückenden Gefahr: Das Mauerwerk hält dem Druck ungeschützt nicht stand, sodass Nässe in die Wände ziehen kann. Stauwasser findet auch über die Kellersohle oder Durchbrüche für Rohre und Leitungen den Weg ins Haus. Das verursacht ernstzunehmende Probleme: Zieht Feuchte ins Mauerwerk, kann Schimmel entstehen und die Bausubstanz wird angegriffen. Das kann bis hin zur Zerstörung der Stabilität eines Gebäudes führen.
Ermitteln Sie, ob Ihr Bestandsgebäude oder geplantes Haus mit aufstauendem Sickerwasser in Berührung kommen kann. Folgende Checkliste hilft Ihnen dabei, Bau- und Gebäudeschwachstellen aufzudecken. Außerdem erhalten Sie Empfehlungen, wie Sie Haus und Grund schützen können.
Ist mein Gebäude durch Sickerwasser gefährdet?
Mit jedem „Ja“ bei der Beantwortung der folgenden Fragen erhöht sich für Sie die Notwendigkeit, Vorkehrungen zu treffen:
Ist oder wird ihr Gebäude auf einem bindigen, zum Beispiel lehmhaltigen Boden gegründet?
Befindet sich Ihr Grundstück/Gebäude an oder unterhalb von einem Hang?
Liegt Ihr Grundstück/Gebäude in der Nähe eines Gewässers – etwa einem Bach, Fluss oder Meer?
Gibt es in unmittelbarer Nähe zu Ihrem Grundstück/Gebäude weder Versickerungsflächen noch eine Regenwasserversickerungsanlage?
Gibt es in Ihrem Keller Durchbrüche für Leitungsrohre, die durch die Wand geführt werden, beispielsweise Internet-, Wasser- oder Gasleitungen?
Sind Ihnen vorherige Schadensereignisse durch Sicker- und Stauwasser an Ihrem Haus bekannt?
Quelle: Stadtentwässerungsbetriebe (StEB) Köln 2016: Wassersensibel planen und bauen in Köln, Leitfaden zur Starkregenvorsorge für Hauseigentümer, Bauwillige und Architekten
Grund- oder stauendes Sickerwasser – Abhilfe
So können Sie Ihr Haus und Grundstück vor eindringendem Sickerwasser schützen:
Lassen Sie die Durchlässigkeit Ihres Bodens und den Grundwasserstand im Rahmen einer Baugrunduntersuchung von Sachverständigen prüfen. Befragen Sie auch Ihre Nachbar:innen zu Ihren Erfahrungen mit dem Baugrund.
Wenn Ihnen ein gut sickerfähiger, zum Beispiel sandiger Boden attestiert wurde, reicht in der Regel ein einfacher Bitumenanstrich der Wände als Mindestabdichtung auf Kellerebene. Gegen zeitweise aufstauendes Sickerwasser ist eine Schwarzabdichtung zu empfehlen.
Kontrollieren Sie in regelmäßigen Abständen, ob die erdberührten Wände und die Kellersohle Ihres Gebäudes feucht sind.
Informieren Sie sich, ob Sohlen- und Kellerwandabdichtungen vorhanden sind und für welchen Lastfall diese ausgerichtet sind.
Prüfen Sie, ob bestehende Außenabdichtungen lückenlos und ohne Defekt sind. Sollte dies nicht der Fall sein, ist geboten, die Abdichtung zu erneuern.
Versehen Sie Rohrdurchführungen immer mit hochwertigem Dichtungseinsatz, sodass Hohlräume geschlossen sind.
Ergänzen Sie die Abdichtung Ihrer Gebäudehülle dann mit einer zusätzlichen Drainage, wenn Ihr Haus in Hanglage liegt.
In Anlehnung an StEB Köln 2016: Wassersensibel planen und bauen in Köln, Leitfaden zur Starkregenvorsorge für Hauseigentümer, Bauwillige und Architekten
Aufgepasst: Architekt:innen oder Planer:innen mit der Berechtigung Bauanträge einzureichen, sind in der Regel dazu verpflichtet, den Bemessungswasserstand am Bauort einzuholen. Treten nachträglich Schäden auf, weil vorab keine Baugrundermittlungen durchgeführt wurden, werden diese haftungsrechtlich grundsätzlich als Planungsmangel gewertet. Hier können Eigentümer:innen Schadensansprüche geltend machen.
Maßnahmen zum Schutz vor Sickerwasser im Detail
Sperren von der Seite oder von unten, weiße und schwarze Wanne: Erfahren Sie hier, was hinter den Begriffen steckt und welche dieser Abdichtungsmöglichkeiten wo zu empfehlen ist:
Vertikale und horizontale Abdichtungen – Nässeschutz von unten und von der Seite
Horizontale und vertikale Abdichtungen (Bild: Hamburg Wasser)
Die vertikale Abdichtung verhindert, dass Feuchtigkeit seitlich in das Bauwerk eindringt, die horizontale macht ein Eindringen von unten unmöglich. Beide Abdichtungen eignen sich nicht nur für Neubauten, sondern auch im Bestand. Hier sind die Maßnahmen jedoch mit einem erheblichen finanziellen und technischen Aufwand verbunden und sollten nur von Fachfirmen geplant und hergestellt werden. So muss für eine nachträgliche vertikale Außenabdichtung das Bauwerk außenseitig freigelegt und die beschädigte Mauer vorbehandelt werden. Als Abdichtungsstoffe kommen zum Beispiel Bitumenbeschichtungen und wasserdichte Kunststoffbahnen zum Einsatz. Eine spätere Horizontalabdichtung erfolgt unter anderem durch Injektionsverfahren. Bei diesen werden Abdichtungsstoffe mit einer Pumpe oder über einen Trichter in die Wand eingetragen.
Aufgepasst: Wenn dichte Materialien im Spiel sind, kann es zu einem Konflikt zwischen dem Überflutungsschutz und der Wärmedämmung kommen. Achten Sie daher darauf, dass im wassergefährdeten Sockelbereich Ihres Gebäudes möglichst auf wassersaugende Dämmmaterialien wie Mineralwolle verzichtet wird. Hier empfehlen sich vielmehr Dämmstoffe aus Kunststoff, die nur wenig Wasser aufnehmen
„Schwarze und weiße Wanne“ – damit bleibt aufstauendes Sickerwasser draußen
Abdichtungsvarianten (Bild: Hamburg Wasser)
Liegt Ihr geplantes Gebäude in einem Gebiet, das durch Staunässe gefährdet ist? Dann sollten Sie erwägen, auf einen Keller zu verzichten. Wird er doch gebraucht, empfiehlt es sich, ihn mit einer „schwarzen“ oder „weißen Wanne“ zu umkleiden.
Wählen Sie die „schwarze Wanne“, wenn Sie den Keller als Warenlager, Wohn- oder Technikraum nutzen wollen. Bei dieser Außenabdichtung werden an alle erdberührten Bauteile Kunststoffbahnen oder Bitumen angebracht. Das angreifende Wasser drückt die Beschichtung fest an die Gebäudewände oder -sohle – und genau das sorgt für einen sicheren Schutz vor eindringendem Nass.
Dient der Keller nur als Abstellraum, ist die „weiße Wanne“ ausreichend. Bei dieser Abdichtungsvariante werden die Außenwände und die Bodenplatte der tiefliegenden Räume mit wasserundurchlässigem Beton abgedichtet. Das gelingt wegen möglicher Dehnfugen allerdings nicht komplett wasserdicht.
Aufgepasst: Die nachträgliche Abdichtung eines Kellers gegen drückendes Stauwasser ist sehr aufwändig. Zunächst muss herausgefunden werden, welchen Weg sich das Wasser ins Gebäude sucht. Sollten Fehlstellen an Rohrleitungen sowie Erosionsschäden vorhanden sein, ist vorab eine grundlegende Sanierung des Bauwerksockels unabdingbar.