Veröffentlicht am 10.01.2025

Von Backsteingotik und Pilgerfahrten

Wissenschaftliche Vorträge am 14. und 23. Januar 2025 im Europäischen Hansemuseum

Eine Mittelalterliche Schriftrolle. (06. Januar 2022)

Das Europäische Hansemuseum startet mit zwei wissenschaftlichen Vorträgen aus der Reihe »Handel, Geld und Politik. Vom Mittelalter bis heute« der Forschungsstelle für die Geschichte der Hanse und des Ostseeraums (FGHO) ins neue Jahr. Den Auftakt macht am 14. Januar 2025 Prof. Dr. Gregor Rohmann von der Universität Rostock, der über »Die Norddeutsche Backsteingotik im Blick der NS-Zeit« berichtet. Gemeinsam mit dem Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde (VLGA) lädt die FGHO am 23. Januar 2025 zu einem weiteren Vortrag ein: Dr. Hartmut Bettin von der Universität Greifswald spricht dann über »Pilgerfahrten in Stralsunder und Lübecker Bürgertestamenten als Spiegel bürgerlicher Religiosität«. Für mehr Informationen: www.fgho.eu

Die Norddeutsche Backsteingotik im Blick der NS-Zeit

Am Dienstag, 14. Januar 2025, lädt die Forschungsstelle für die Geschichte der Hanse und des Ostseeraums (FGHO) zu einem wissenschaftlichen Vortrag ein. Prof. Dr. Gregor Rohmann von der Universität Rostock beleuchtet, wie sich das Bild der Norddeutschen Backsteingotik in Forschung und Öffentlichkeit im Laufe der Zeit verändert hat. Das heutige Bild der spätmittelalterlichen Architektur ist dabei stark von den Debatten des 19. und 20. Jahrhunderts geprägt. Im Stadtmarketing mecklenburgischer Städte beispielsweise haben Kirchen, Rathäuser und Wohngebäude aus der Zeit der Backsteingotik einen besonderen Stellenwert. Häufig werden sie mit der Hanse in Verbindung gebracht, da die Kaufleute des Spätmittelalters diese Sakral- und Profanbauten errichtet haben sollen. Vor allem durch die Aktivitäten der Denkmalpflege nach 1989 – mit Wiederaufbauprojekten wie in Wismar und der Ausstellungsreihe »Gebrannte Größe« im Jahr 2002 – ist diese Verbindung von Hanse und Backsteingotik im allgemeinen Geschichtsbewusstsein verankert worden. Dabei führte der mittelalterliche Backsteinbau in der Architekturgeschichte lange Zeit ein Schattendasein. Auch die Assoziation mit der wirtschaftspolitischen Interessengemeinschaft der Hanse ist ein junges Phänomen. Sie entstand in der Publizistik seit dem Ende des Ersten Weltkrieges. Verbreitung fand sie vor allem durch die Geschichtspolitik der NS-Zeit.

Der Vortrag »Die Norddeutsche Backsteingotik im Blick der NS-Zeit« zeichnet die Konjunkturen dieser Vorstellung in Forschung und populärer Wahrnehmung nach. Beginn ist um 18.00 Uhr im Beichthaus. Der Eintritt ist frei, die Buchung eines kostenlosen Tickets über den Online-Shop unter www.hansemuseum.eu erforderlich. Wer nicht vor Ort sein kann, hat die Möglichkeit, den Vortrag live auf dem YouTube-Kanal des EHM zu verfolgen.

Pilgerfahrten in Stralsunder und Lübecker Bürgertestamenten als Spiegel bürgerlicher Religiosität

In Kooperation mit dem Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde (VLGA) findet am 23. Januar 2025 um 18.00 Uhr ein Vortrag der Reihe »Handel, Geld und Politik« im Beichthaus statt. Hier wird Dr. Hartmut Bettin von der Universität Greifswald über »Pilgerfahrten in Stralsunder und Lübecker Bürgertestamenten als Spiegel bürgerlicher Religiosität« berichten. Im Mittelpunkt stehen Bürgertestamente aus dem 14. und 15. Jahrhundert, aus denen grundlegende Informationen zu Pilgerfahrten gewonnen werden. Millionen von Pilgern waren im Mittelalter unterwegs zu Wallfahrtsorten. Bekannt sind vor allem die Funde vielfältigster Pilgerzeichen aus Rom, Santiago de Compostela, Aachen, Einsiedeln oder Wilsnack. Neben archäologischem Material und Mirakelberichten liefern aber auch die in diesem Zusammenhang noch wenig untersuchten Testamente wichtige Erkenntnisse für die Erforschung des Wallfahrtswesens in den norddeutschen Hansestädten. Anhand von Testamenten lassen sich zeitliche Veränderungen des Wallfahrtsverhaltens erfassen. Zudem können die wichtigsten Pilgerrouten nachgezeichnet, Nebenfunktionen von Wallfahrten erfasst, die Kosten von Pilgerfahrten ermittelt und soziale Einordnungen vorgenommen werden.

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung bei der Geschäftsstelle des VLGA ist wegen der begrenzten Plätze unter www.vlga.de erforderlich.

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Quelle: Europäisches hansemuseum