Veröffentlicht am 10.01.2025

Lübeck gestaltet eine zukunftsfähige Altstadt

Erste Projekte aus dem Rahmenplan Innenstadt mit Mobilitätskonzept sind in Umsetzung und Planung

Der Rahmenplan „Innenstadt mit Mobilitätskonzept“ der Hansestadt Lübeck stellt eine umfassende Strategie zur nachhaltigen, städtebaulichen Entwicklung der Innenstadt dar.

Der Rahmenplan „Innenstadt mit Mobilitätskonzept“ der Hansestadt Lübeck stellt eine umfassende Strategie zur nachhaltigen, städtebaulichen Entwicklung der Innenstadt dar. Er verfolgt das Ziel, eine lebendige und resiliente Altstadt zu schaffen, die den Ansprüchen an Wohnen, Arbeiten, Handel, Kultur und Mobilität gerecht wird.

Der Rahmenplan, der 2019 auf den Weg gebracht wurde, entstand vor dem Hintergrund eines umfassenden Beteiligungsprozesses und berücksichtigt zentrale Herausforderungen wie den innerstädtischen Strukturwandel, die Mobilitätswende und die Klimaanpassung.

Wesentliche Zielsetzungen des Rahmenplans umfassen:

1.      Stärkung der Nutzungsvielfalt: Die Altstadt soll ein attraktiver Standort für Wohnen, Arbeit, Kultur, Einzelhandel, Bildung und Tourismus sein.

2.      Förderung einer aktiven Mobilitätswende: Vorrang des Fuß- und Radverkehrs, Reduktion des motorisierten Individualverkehrs und Schaffung attraktiver öffentlicher Räume

3.      Nachhaltige Stadtentwicklung: Der Plan legt Wert auf umwelt- und klimafreundliche Lösungen, beispielsweise Maßnahmen zur CO-Reduzierung und die Integration von Stadtgrün, um damit einen Beitrag für die Hitze- und Gesundheitsvorsorge leisten zu können.

Erste Maßnahmen erfolgreich umgesetzt

Zahlreiche Projekte, die unter anderem den öffentlichen Raum aufwerten, den Einzelhandel fördern und den Klimaschutz integrieren sollen, sind bereits gestartet oder in der Umsetzung.

Das Projekt „ÜBERGANGSWEISE“ nutzt das ehemalige Karstadt-Gebäude in der Königstraße für Zwischennutzungen, um Möglichkeitsräume zu schaffen und den Strukturwandel aktiv zu gestalten. Hier werden modern gestaltete, konsumfreie Aufenthalts- und Coworking-Bereiche angeboten sowie ein vielfältiges Veranstaltungs-, Kultur- und Bildungsangebot gemacht. In der DENKBAR können sich Interessierte inspirieren lassen und eigene Impulse für die Innenstadt einbringen.

Mit den ÜBERGANGSRÄUMEN erfolgt eine Aktivierung von Leerständen mit innovativen Nutzungskonzepten für eine lebendige Innenstadt. Hierfür mietet die Wirtschaftsförderung Lübeck leerstehende Einzelhandelsflächen an und stellt sie Kreativen, StartUps und Unternehmen mit innovativen Geschäftsideen vergünstigt zur Verfügung. Hier konnten mittlerweile neue Angebote in der Dr.-Julius-Leber-Straße (Versuchshaus), Breite Straße (Übergangsraum am Rathaus mit Kurs- und Workshopangeboten) und Hüxstraße (Bling Bling Bikes) etabliert werden.

Der Koberg wird durch temporäre Maßnahmen wie die Begrünung mit Bäumen, urbane Sitzmöbel und Ausstellungscontainer belebt. Insbesondere der zum dritten Mal in Folge angebotene Übergangsgarten hat dazu beigetragen, den Platz zu einem beliebten Aufenthaltsort im Stadtkern zu entwickeln, der von der Bevölkerung aktiv genutzt wird. Dazu gehört auch die Übergangswiese auf dem Schrangen und die Integration des Drehbrückenplatzes in den Weihnachtsmarkt, um hier in der Adventszeit zu einer Belebung der Innenstadt beizutragen.

Im Bereich der Beckergrube wurde 2020 und 2021 ein Verkehrsversuch durchgeführt, der Modellcharakter für eine zukunftsgerichtete Mobilität in Lübeck haben könnte und zur Gründung eines Beirats für die Beckergrube führte. Die ersten Arbeiten zur Neugestaltung der Beckergrube sind gestartet. Eine Fertigstellung des ersten Bauabschnitts ist für 2026 geplant. Alle Informationen zur Baumaßnahme in der Beckergrube gibt es unter www.luebeck.de/beckergrube.

Der Neubau der Stadtgrabenbrücke für den Fuß- und Radverkehr wird im Frühjahr 2025 abgeschlossen sein und die Anbindung zur Willy-Brandt-Allee sowie zur Beckergrube verbessern. Diese Brücke ist ein wichtiger Baustein zur Förderung des Radverkehrs in der Innenstadt, da sie eine direkte Anbindung der Altstadt an umliegende Gebiete ermöglicht und die Wegeführung für Radfahrende erheblich verbessert. Zusätzlich soll sie den Verkehr am Lindenteller entlasten.

Mit der Einführung eines Mikro-Depots zur City-Logistik in der Falkenstraße wurde ein Projekt ins Leben gerufen, das den innerstädtischen Lieferverkehr erheblich reduziert. Seit dem Start im September 2023 wurden bereits mehr als eine Million Sendungen über dieses Mikro-Depot abgewickelt, was die Verkehrsbelastung in der Altstadt spürbar verringert.

Im direkten Umfeld des Übergangshauses am Schrangen ist eine Fahrradgarage geplant zur Förderung des Radverkehrs. Derzeit ist hierzu eine Machbarkeitsstudie in Bearbeitung. Seit 2021 wurden auf der Altstadtinsel bereits für 270 Fahrräder neue Abstellanlagen geschaffen.

Zur Verbesserung der e-Mobilität werden zusätzliche Ladestationen unter anderem in der Kanalstraße, im Großen Bauhof und auf dem Parkplatz Lastadie installiert.

Im Zuge des 5. Regionalen Nahverkehrsplans (5. RNVP) wird angestrebt, die Taktung und Verbindungsqualität des Busverkehrs über die Innenstadt für die Fahrgäste zur Stärkung des Umweltverbundes zu verbessern. Der Pulkverkehr wurde in Teilen bereits zum letzten Fahrplanwechsel entzerrt.

Es wurden zur Realisierung der Projekte und Maßnahmen zahlreiche Fördermittel akquiriert, darunter Mittel aus den Bundesprogrammen „Nationale Projekte des Städtebaus“ und „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“.

In Planung

Neben den bereits begonnenen Projekten befinden sich auch mehrere Projekte in der Planungs- oder Vorplanungsphase. So soll in den kommenden Jahren das Umfeld rund um das Rathaus und die Marienkirche umgestaltet werden, um die Aufenthaltsqualität und das Stadtbild weiter zu verbessern. Erste Abstimmungen mit den betroffenen Eigentümern und Institutionen, insbesondere der Kirche, haben bereits stattgefunden.

Weitere wichtige Vorhaben sind die Planung und Neugestaltung der unteren Beckergrube mit Anbindung an die Untertrave und die fahrradfreundliche Umgestaltung des Knotenpunkts als wichtiges Verbindungsglied im Fahrrad-Hauptnetz der Altstadtinsel sowie die Sanierung der Großen Kiesau und der Fahrradstraße nach den Grundsätzen des „Gestaltungskanons“ für die Altstadtstraßen, der derzeit erarbeitet wird. Hierbei handelt es sich um eine Leitlinie für die Gestaltung von Stadträumen, die den Umbau zu einer resilienten Altstadt mit einheitlichen Vorgaben vereinfachen und eine hochwertige optische Wirkung sicherstellen soll.

Des Weiteren wurde das Projekt Zweirichtungsverkehr für Radfahrende in der Königstraße angegangen, das angesichts des engen Straßenquerschnitts aus Gründen der Verkehrssicherheit und der auch in Zukunft erforderlichen Funktionsbereiche (Seitenstreifen für Anlieferung, Haltestellen für Linienbusse) nicht ohne weitgehende Einschränkungen für ÖPNV, Lieferverkehr und Fußverkehr möglich wäre und derzeit nicht weiter verfolgt wird.

Die Schaffung von weiteren Carsharing-Stationen gehört ebenso zu den weiteren Planungen wie die Fortsetzung der Neuordnung des ruhenden Verkehrs auf der Grundlage der Eckpunkte zum Parken (VO/2023/11836). Das Eckpunktepapier findet nicht nur in der Altstadt Anwendung, sondern soll stadtweit quartiersweise zur Strukturierung des ruhenden Verkehr zugunsten von Fußgänger:innen und Radfahrenden sowie einer Verbesserung der Aufenthaltsqualität durch Ausweitung der Außengastronomie beitragen. Erste Maßnahmen wie zum Beispiel in der Großen Burgstraße und Königsstraße sowie im Gründungsviertel wurden bereits umgesetzt.

Herausforderungen und Planungsprozesse

Die Umsetzung des Rahmenplans wird durch eine hohe Komplexität geprägt, die vor allem auf Anforderungen im Bau-, Denkmal- und Umweltschutz, dem notwendigen Erhalt historischer Strukturen und baulichen Sanierungsbedarfen beruht. Besonders der Zustand der technischen Infrastruktur (z. B. Abwasserkanalsystem, Versorgungsleitungen für Strom, Wärme und Wasser) führt zu langen Planungs- und Bauzeiten und stellt die Verwaltung im engen baulichen Umfeld der Altstadt vor große organisatorische Herausforderungen. Maßnahmen wie zum Beispiel das Verkehrsflussmanagement sollen hier Abhilfe schaffen.

Erkenntnisse und Ausblick

Bisher zeigen die Projekte des Rahmenplans eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung und werden von Investoren und Unternehmen positiv aufgenommen. Die Umsetzung der Maßnahmen trägt bereits zur Stärkung der Attraktivität und zur Funktionsvielfalt der Innenstadt bei. Zugleich wirken sich die Maßnahmen positiv auf das Image Lübecks aus, was durch zahlreiche nationale und internationale Anfragen zur Berichterstattung bestätigt wird.

„Die Umsetzung des Rahmenplans Innenstadt hat in Lübeck bereits positive Effekte gezeigt. Das ÜBERGANGSHAUS, das Mikro-Depot, der Verkehrsversuch Beckergrube und die temporären Umgestaltungen auf dem Koberg, werden von der Bevölkerung sehr gut angenommen. Wir erleben eine spürbare Belebung der Altstadt und gewinnen mit unserer nachhaltigen und integrierten Strategie weiterhin die Unterstützung von Land und Bund,“ sagt Bausenatorin Joanna Hagen. „Die Stadtgesellschaft kann darauf vertrauen, dass Lübeck mit klarem Plan und durchdachten Projekten die Altstadt stärkt und die Veränderungsprozesse gestaltet.“

Für eine zukunftsfähige Entwicklung ist jedoch eine weitere Priorisierung der Maßnahmen und eine gesicherte Finanzierung nötig, die Rücksicht zu nehmen hat auf die Haushaltslage und die zu erwartende Förderung von Bund und Land.

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