Veröffentlicht am 13.01.2022

400-jähriges Jubiläum der Stadtbibliothek Lübeck wird 2022 groß gefeiert

Vom Schlafsaal der Mönche zur Bibliothek für alle –Veranstaltungsprogramm zeigt Vielfältigkeit der Einrichtung

Ein Mönch mit einer mehrstöckigen Torte zum 400jährigem Jubiläum der Stadtbibliothek Lübeck. (13. Januar 2021)

Mit einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm feiert die Stadtbibliothek Lübeck in diesem Jahr ihr 400-jähriges Bestehen.

1622 in den Räumen eines ehemaligen Katharinenklosters gegründet, ist die Bibliothek im Laufe der Jahrhunderte zu einer modernen Einrichtung mit ca. 1 Millionen Medien gewachsen. Dabei ist der Altbestand – die älteste Handschrift stammt aus dem 11. Jahrhundert - genauso vertreten wie neue digital Angebote zum Beispiel Ebooks und Streaming-Dienste.

Heute ist die Bibliothek der Hansestadt Lübeck eine Kultur- und Bildungseinrichtung für alle Menschen aller Altersgruppen und Herkunftsmilieus zum Lernen, Arbeiten und zur Unterhaltung. Mit einem großen Medienangebot, vielfältigen Arbeitsmöglichkeiten und einem breiten Veranstaltungsprogramm können nahezu alle Anliegen und Wünsche erfüllt werden.

 „Die Stadtbibliothek ist mit ihrem breiten Medienangebot eine verlässliche Quelle für Information, Kultur und Unterhaltung. Mit weitgehend kostenlosen Angeboten leistet sie einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Teilhabe von allen Bürger:innen“, führt Monika Frank, Senatorin für Kultur und Bildung, aus.

„Etwa 40 Kriegsjahre und drei Epidemien hat die Bibliothek in 400 Jahren gesehen“, bilanziert Gerald Schleiwies, Bibliotheksdirektor, im Rückblick. „Dazu kommen 30 Leitungen, darunter zehn hauptamtliche Direktoren.“ Heute gibt es neben der Zentralbibliothek in den vier Stadtteilen Moisling, Kücknitz, Travemünde und Marli jeweils kleinere Stadtteilbibliotheken.

Das 400-jährige Jubiläum wird 2022 groß gefeiert! Während des gesamten Jahres sind viele, sehr unterschiedliche Veranstaltungen in der Zentralbibliothek und in den Stadtteilbibliotheken geplant.

Stefanie Hundsberger, Veranstaltungsorganisation: „Die Planung des Jubiläumsprogramms in Pandemiezeiten hat uns alle vor Herausforderungen gestellt. Wir freuen uns jetzt auf die Feste und Begegnungen mit hoffentlich vielen begeisterten Besucher:innen.“

Es gibt Lesungen für Kinder und Jugendliche, Vorträge und Ausstellungen zum Altbestand. „Insbesondere Projekte wie die zum Altbestand tragen dazu bei, dass einzigartige Bestände der Stadtbibliothek der weltweiten Forschung zugänglich gemacht werden können“, erklärt Angela Buske, Leitung der Altbestandsabteilung. Ergänzt wird das umfangreiche Programm durch vielfältige Musikveranstaltungen von Klassik bis Jazz, zwei großen Bibliotheksfesten, einer Gruselnacht, Theater, Mitmachaktionen und einem Schreibwettbewerb.

Die Höhepunkte im ersten Halbjahr:

Schreibwettbewerb zum 400-jährigen Jubiläum

Die Stadtbibliothek sucht die besten Geschichten unter dem Motto „Abenteuer Bibliothek – vom Lieblingsort bis zum Küstenkrimi“

Die Stadtbibliothek ruft begabte Literat:innen ab 9 Jahren zur Teilnahme auf, ihre Liebe zum Buch, zur Bibliothek und zum Lesen in Kurzgeschichten oder Gedichten auszudrücken.

Bis Donnerstag, 31. März 2022 können die Einsendungen unter Angabe von Titel, Wörterzahl, Name, Alter, Adresse und Telefonnummer / E-Mail-Adresse auf folgenden Wegen in der Stadtbibliothek eingereicht werden: persönlich, per E-Mail an veranstaltungen.stadtbibliothek@luebeck.de oder per Post.

 

Montag, 24. Januar 2022, 19 Uhr

Benefiz-Konzert mit Michael Fuerst

Die musikalische Anziehungskraft Norddeutschlands um 1700 war erheblich. Zwei Tastenvirtuosen, die beide in Lübeck ihre letzte Ruhestätte fanden, trugen wesentlich dazu bei: Johann Adam Reincken und Dieterich Buxtehude. Das Programm des Barock-Konzertes verbindet einfallsreiche Cembalo-Stücke dieser hanseatischen Komponisten mit frühen Werken Johann Sebastian Bachs.

Ausgewählt und vorgetragen werden die Stücke von Michael Fuerst. Der gebürtige Amerikaner studierte an der Eastman School of Music, wo er Cembalounterricht bei Arthur Haas hatte. 1994 siedelte er nach Deutschland um, wo er als Fulbright-Stipendiat bei Robert Hill an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg seine Studienzeit abrundete.

 

Freitag, 11. März 2022, 20 Uhr

Lesung mit Musik Play yourself, man!

Ein unterhaltsamer Abend über die Geschichte des Jazz in Deutschland

Wie wurde der deutsche Jazz, was er ist? Was ist er überhaupt? Und was ist daran eigentlich „deutsch“? Warum war der Jazz hierzulande über Jahrzehnte ein Männersport? Was ist mit Jutta Hipp? Können „deutsche“ Rhythmusgruppen wirklich nicht swingen? Fragen über Fragen. Bislang gab es keine umfassende Darstellung der Geschichte des Jazz in Deutschland von den Anfängen bis in die Gegenwart, die über ein einfaches WerWannWas hinausging. Wolfram Knauer, Direktor des Jazzinstituts Darmstadt, hat sich mit der im Reclam-Verlag erschienen Darstellung „“Play yourself, man!“ Die Geschichte des Jazz in Deutschland“ vorgenommen, diese Lücke zu schließen.

Bei der Lesung wird der Autor einen Einblick in die Fragestellungen geben, die deutsche Jazzgeschichte zwischen Weimarer Republik, Nazi-Diktatur, Wirtschaftswunder, real existierendem DDR-Sozialismus und den Auswirkungen der Wiedervereinigung auf die lebendige Jazzszene hierzulande aufwirft.

trioPLUS – mit Peter Ortmann am Flügel, Florian Galow am Kontrabass und Oliver Sonntag am Schlagzeug – wird die Lesung musikalisch begleiten und vor allem den Bezug zum aktuellen zeitgenössischen Jazz herstellen, der jeweils auch die Entstehungsgeschichte des Jazz, die historischen Entwicklungslinien und die großen Vorbilder durchscheinen lässt.

 

Donnerstag, 31. März 2022, 16 und 19 Uhr

Theater: Projecto Anagrama –Einband, Blätter und Schrift

Die Entstehung eines Buches, von der Idee des Schriftstellers bis zum fertig gebundenen Exemplar, wird hier in einem abwechslungsreichen Zirkusschauspiel dargestellt. Mit viel Spaß am Spiel, aberwitziger Akrobatik und gewitzten Zirkusnummern erzählt das portugiesisch-holländische Ensemble Projecto Anagrama, wie aus Ideen im Kopf ein Buch im Einband wird. Hereinspaziert in ein zauberhaftes Schauspiel entlang alter Druckmaschinen, Papierbögen und viel Tinte.

 

Sonnabend, 23. April 2022, 15 Uhr

Kirsten Boie liest „Ein Sommer in Sommerby“

Die zwölfjährige Martha und ihre jüngeren Brüder Mats und Mikkel müssen die Ferien bei ihrer Oma irgendwo auf dem Land in Schleswig-Holstein verbringen. Und diese Oma ist ein bisschen seltsam: Sie wohnt allein in einem abgelegenen Haus, verkauft selbstgemachte Marmelade, hat kein Telefon und erst recht kein Internet. Aber Hühner, ein Motorboot und ein Gewehr, mit dem sie ungebetene Gäste verjagt. Als die Idylle bedroht wird, halten die Stadtkinder und ihre Oma zusammen und erkennen, worauf es im Leben wirklich ankommt. Kirsten Boies warmherzige Geschichte über Freundschaft und Miteinander ist ein Plädoyer für mehr Achtsamkeit im Umgang mit der Natur und gleichzeitig ein toller Lesespaß für die ganze Familie.

 

Sonnabend, 30. April 2022, 20 Uhr

Bibliotheksfest – Swing in den Mai

Am Sonnabend, 30. April 2022 wird in der Stadtbibliothek Lübeck ab 20 Uhr in den Mai gefeiert. Es gibt Hörstationen mit 1920er und 1970er Musik und eine gediegene 1970er Jahre Ausstellung, Impro-Theater, Vorträge, viel Musik, Tanz (ein Tanzkurs nach Anmeldung) und eine Modenschau.

Das Theater Lübeck stellt für die unterschiedlichen Veranstaltungen maßgeschneiderte historische Kostüme für die Mitarbeiter:innen der Stadtbibliothek zur Verfügung.

• Modenschau von Vintage Vogue
Vintage Vogue, der deutsche Marktführer für Vintage- und Retrokleidung der 20er-60er Jahre, zeigt traumhafte Mode in den historischen Sälen der Stadtbibliothek.

In musikalisch begleiteten Vorträgen über die Blütezeit des Swings und die facettenreichen 70er Jahre nimmt Wolf Rüdiger Ohlhoff seine Zuhörer mit auf eine kleine Zeitreise.

• Chris & The Cats - Ralph Schlunk (Saxophon), Christoph Wiatre (Gesang & Piano) und Hendrick Frommhold (Schlagzeug) - verwandeln den mondänen Scharbausaal der Stadtbibliothek in ein fulminantes Tanzparkett (inkl. Tanzkurs) mit Rock‘n‘Roll, Swing und Jive beim Tanz in den Mai.

DJ GrimZilla – „The Monkey Man“ aus Hamburg. Auf seinen Plattenteller kommt ausschließlich Vinyl und seine tanzbare Swing-Musik ist scharf gewürzt mit Jump Blues, Rhythm‘n‘Blues und Rock‘n‘Roll. Ob Lindy Hop, Boogie oder Jive, wenn DJ GrimZilla loslegt, bleibt niemand mehr sitzen.

Tänzerische Zeitreise in die 1920er Jahre mit der Tänzerin Marie Louise John

Improtheater: Die freie Lübecker Theatergruppe „Schräge Vögel“ improvisiert nach Vorschlägen der Zuschauer spontane Szenen. Und die die Zuschauer haben die Gelegenheit mitzuspielen.

• Die Feinabstimmung untereinander ist, was den guten Ton ausmacht. Sich gut zuzuhören, einander genug Raum zu geben, Impulsen zu folgen und einfach Spaß daran zu haben, die Musik miteinander zu teilen, das ist „finetune“. Die drei Lübecker Musiker:innen nehmen sich einen Teil des schier endlos erscheinenden Musikmaterials der Swing-Ära vor.

 

Ausstellung „Schätze des Altbestands“ vom Donnerstag, 9. Juni bis Dienstag, 19. Juli 2022

Zum historischen Erbe der Stadtbibliothek gehört auch ihr herausragender Altbestand.

Zu den ursprünglich ca. 230 Handschriften und 11 Drucken kamen im Laufe der Jahrhunderte Bestände aus den nach der Säkularisierung aufgelösten Klöstern, aus Kirchengemeinden und Privatsammlungen sowie Sammlungen Lübecker Vereine wie bspw. dem heute noch existierenden Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde hinzu.

Eine der bedeutendsten Privatsammlungen stammt von Hinrich Scharbau, ehemalig Pastor an St. Aegidien, der der Bibliothek nach seinem Tode ca. 6000 Bände hinterließ. Ihm zu Ehren heißt der größte der historischen Säle in der Stadtbibliothek heute „Scharbausaal“.

Trotz etlicher Kriegsverluste verfügt die Bibliothek der Hansestadt Lübeck immer noch über einen reichen Bestand an wertvollen Handschriften, Inkunabeln und Drucken, von denen einige besonders prachtvolle Exemplare in einer Sonderausstellung zu sehen sein werden.

Zum 400jährigen Jubiläum werden in einer Ausstellung Stücke aus dem gesamten Bestand gezeigt, deren Ursprung vom 11. bis ins 19. Jahrhundert reicht und deren kulturhistorische Bedeutung für Lübeck prägend ist. Darunter eines der Spitzenstücke, das Rudimentum novitiorum aus dem Jahre 1475, welches die erste gedruckte Stadtansicht von Lübeck enthält.

Die besonders wertvollen mittelalterlichen lateinischen Handschriften, werden in einem gemeinsamen DFG-Projekt mit der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel von den dortigen Expert:innen inhaltlich erschlossen. Einige dieser Stücke werden in der Ausstellung zu sehen sein, begleitet von einem Vortrag von Dr. Christian Heitzmann und Dr. Kerstin Schnabel von der HAB Wolfenbüttel. +++