Veröffentlicht am 30.11.2020

Stadtplanung bilanziert bis zu 60 Prozent weniger Verkehr in der Beckergrube

Positive Effekte im Umfeld: Weniger Parksuchverkehr, dafür mehr Fahrradverkehr

Der Verkehrsversuch in der Beckergrube startete im Mai 2020. Nach einem halben Jahr zieht der Bereich Stadtplanung der Hansestadt Lübeck eine erste Zwischenbilanz: Von Mai bis Ende September 2020 konnte mit der neuen Verkehrsführung und den erfolgten Maßnahmen eine Reduzierung des Kfz-Verkehrs um 60 Prozent erreicht werden, ohne große negative Auswirkungen auf angrenzende Straßenräume. Gleichzeitig hat der Fahrradverkehr in der Beckergrube um 20 Prozent zugenommen und sich das Fußgängeraufkommen um 24 Prozent gesteigert. Dies ergaben jetzt die Auswertung der Verkehrszählungen sowie die Datenerfassung per Bluetooth-Technologie.

„Es ist uns gelungen, die Aufenthaltsqualität in der Beckergrube durch die verkehrlichen Änderungen deutlich zu verbessern. Sitzmöbel, ausgeweitete Außengastronomie, Bürgerprojekte wie das Urban Gardening, Fahrradabstellmöglichkeiten und viele Einzelaktionen haben dazu geführt, dass die Beckergrube zu einem neuen Treffpunkt avanciert ist“, freut sich Bausenatorin Joanna Hagen über den Erfolg. Nach einem zögerlichen Start bedingt durch die Corona-Pandemie, habe das Projekt sich permanent weiterentwickelt. „Dies ist vor allem auch dem Einsatz der anliegenden Betriebe und Bürgerinitiativen zu verdanken. Inzwischen erreichen uns Bitten der Gastronom:innen und Gewerbetreibenden der Großen Burgstraße, hier eine ähnliche Verkehrsberuhigung durchzuführen.“

Das Ergebnis der im September 2020 durchgeführten Erhebungen ergab, dass insgesamt noch 2.810 Kfz/Tag durch die Beckergrube fahren, im Jahr 2016 wurden rund 7.000 Fahrzeuge pro Tag gezählt. Davon fahren etwa 2.240 (2016 waren es 4.660 Kfz) vom Koberg zur Untertrave und 570 (2016 waren es 2.350 Kfz) von der Untertrave in Richtung Koberg. Es konnte nahezu in der gesamten Altstadt und im direkt angrenzenden Bereich keine signifikant erhöhte Verkehrsbelastung festgestellt werden. Auch die Befürchtung, dass die Verkehrsbeziehung Mühlenstraße – Königstraße – Beckergrube vermehrt genutzt wird, hat sich nicht bestätigt. Einzig in den Rippenstraßen Fischergrube und Engelsgrube konnten Verkehrsmengenzunahmen festgestellt werden. Hier wird die Situation weiterhin beobachtet und gegebenenfalls nachgesteuert.

Die Ausstellung in den beiden roten Info-Containern erfreut viele Besucher:innen und führt zu einer hohen Akzeptanz des Verkehrsversuchs. Der eigens für den Verkehrsversuch entwickelte Claim „Lübeck geht los!“ führt die Besucher:innen durch die Ausstellung. Der Welterbe- und Gestaltungsbeirat hat diese Form der Bürgerinformation als beispielgebend gelobt. Das tägliche Öffnen und Schließen der Container übernehmen Paten – das Hotel KO15 am Koberg und das Büro Heske Hochgürtel Lohse Architekten in der Beckergrube.

Eine Bewerbung für die Aufnahme in das Förderprogramm Nationale Projekte des Städtebaus des Bundes für die Umgestaltung der gesamten Beckergrube hat die Hansestadt Lübeck bereits im Oktober 2020 eingereicht. Geplant ist für den gesamten Straßenraum einen Wettbewerb für ein gestalterisches Gesamtkonzept durchzuführen, in das die guten Ideen und die sich bewährenden Ansätze einfließen sollen.

Die ausführliche Zwischenbilanz zum Verkehrsversuch in der Beckergrube wird der Bauausschuss der Hansestadt Lübeck in seiner Sitzung am 7. Dezember 2020, thematisieren. Die öffentliche Vorlage ist online abrufbar unter www.luebeck.de/politik +++