Zur Erstellung eines Masterplans für die Sanierung von Geh- und Radwegen analog zum Lübecker Straßennetz, werden in diesem Jahr die Zustände der Wegeflächen erfasst und bewertet.
Bei der von der Hansestadt Lübeck beauftragten Erfassung der Geh- und Radwege werden Attribute wie baulicher Zustand, Ebenheiten, Oberflächenmaterial und Breiten mittels Messtechnik aufgenommen und anschließend flächendeckend ausgewertet. Aus diesen Daten können dann unter strategischen und objektiven Gesichtspunkten die rückständigen Erhaltungskosten ermittelt und ein entsprechender Masterplan, ein „Bauprogramm“, aufgestellt werden. Das Datenmaterial wird darüber hinaus für weitere Ausbauplanungen der Stadt aufbereitet.
Die Erfassung der Radwege ist Anfang Mai vom TÜV-Rheinland durch ein entsprechend modifiziertes Quad abgeschlossen worden. Für die Erfassung der Gehwege kann ein Quad nicht eingesetzt werden, da die Gehwegbreiten insbesondere in der Altstadt dies nicht zulassen. Gemeinsam mit den Experten der Heller Ingenieurgesellschaft mbH entschied sich die Hansestadt Lübeck daher ein neues Messverfahren zu konzipieren. Bei dem innovativen Ansatz wird der Gehweg mit einem E-Scooter befahren und der Zustand mittels Kamera und spezieller Sensorik erfasst.
„Neben dem Ausbau der Radwege müssen wir uns intensiv mit dem Bestandsnetz befassen. Radfahren soll sicher sein und Spaß machen. Das geht nur, wenn wir kontinuierlich in Fahrsicherheit und Fahrkomfort investieren“, so Bausenatorin Joanna Hagen. „Dafür brauchen wir die erforderlichen Mittel und einen strategischen Ansatz. Aber auch um unsere Gehwege wollen wir uns kümmern. Die Gehwege sind in die Jahre gekommen und benötigen dringend eine Frischzellenkur.“
Die Ebenheit wird aus Sicht des Nutzers bewertet. Anhand der erfassten Daten lassen sich die durch Unebenheiten hervorgerufenen, auf das Fahrzeug einwirkenden Kräfte darstellen. Darüber hinaus lässt sich die Geometrie der Oberfläche in Form eines Höhenlängsprofils bestimmen. Die für die Messungen verwendeten Räder sind mit den Vorderrädern eines Rollstuhls bzw. den Rädern eines Rollators vergleichbar. Daher kann insbesondere auch auf die Bedürfnisse von älteren bzw. gehbehinderten Menschen eingegangen werden. Die Verortung der Daten erfolgt über Geokoordinaten. Die bei der Messung erfassten, hochauflösenden Streckenbilder können zur Bewertung des erforderlichen Substanzerhalts und sonstiger relevanter Informationen genutzt werden. KFZ-Kennzeichen und Gesichter werden automatisiert anonymisiert.
Erste Ergebnisse werden in der zweiten Jahreshälfte vorliegen. Aus diesen Daten wird dann der Masterplan Geh- und Radwege erstellt, der bis Mitte 2021 vorliegen soll.
Hintergrund
Die zielgerichtete Erhaltung der Straßen sowie der Geh- und Radwege ist für die Entwicklung einer nachhaltigen Mobilität von großer Bedeutung. Dafür sind neben einem geeigneten Managementansatz insbesondere Daten zum Bestand und Zustand der Infrastruktur erforderlich.
Das Hansestadt Lübeck führte im Sommer 2018 erstmalig eine messtechnische Zustandserfassung und -bewertung (ZEB) der in der Baulast Stadt befindlichen Vorbehalts- und Nebenstraßen durch.
Das Projekt wurde von der in Darmstadt ansässigen HELLER Ingenieurgesellschaft mbH realisiert. Das Ingenieurbüro hat dazu zunächst ein Konzept erarbeitet und im weiteren Verlauf die Aus- und Bewertung der Zustandsdaten realisiert. Hierzu zählte neben der Darstellung des aktuellen Zustands insbesondere auch die Bestimmung der erhaltungsbedürftigen Streckenabschnitte und des Gesamterhaltungsbedarfs. Die Ergebnisse wurden für die Haushaltsplanung und die Gestaltung des Bauprogramms der Hansestadt eingesetzt. Das Verfahren wurde so konzipiert, dass die Ergebnisse zukünftig effizient fortgeschrieben werden können.
Aufgrund der positiven Erfahrungen wurde das Konzept 2019 auf die Geh- und Radwege der Hansestadt erweitert. Der Bestand und Zustand des Radwegenetzes auf einer Länge von ca. 200 Kilometern wurde bereits im April/Mai durch ein entsprechend modifiziertes Quad vom TÜV-Rheinland messtechnisch erfasst. Parallel dazu läuft die Zustandserfassung der Gehwege mit einer Länge von ca. 1.200 km. Die Ergebnisse sollen in der zweiten Jahreshälfte vorliegen.+++