12. und 13. Januar 2018, ein zweitägiges Forschungskolloquium zu „Aus dem Tagebuch einer Schnecke“ von Günter Grass aus.
Obwohl das Buch als Schlüsselwerk von Günter Grass angesehen werden kann, ist es in der Öffentlichkeit in Vergessenheit geraten. Entsprechend ist der 1972 publizierte Text, den Grass selbst keiner literarischen Gattung unterordnen wollte, noch lange nicht wissenschaftlich in all seinen Facetten erschlossen. Im Sinne des fachübergreifenden Konzepts des Günter Grass-Hauses bildet das Kolloquium den Rahmen einer interdisziplinären Auseinandersetzung, die sich dem Werk in Vorträgen, Lesungen und Diskussionen nähert.
„Aus dem Tagebuch einer Schnecke“ entsteht zwischen 1969 und 1972 und gilt als Zeitzeugnis des Bundestagswahlkampfs von Willy Brandt, den Günter Grass aktiv unterstützte. Der Ich-Erzähler stellt sich literarisch sowohl als Wahlkämpfer als auch Familienvater dar, der die vielen Reisen mit dem Familienleben zu vereinbaren und seinen Angehörigen zu erklären hat. Erstmals taucht im Werk von Günter Grass eine Ich-Figur auf, die sich stark am realen Autor orientiert. Im fiktiven Dialog mit seinen Kindern entfaltet sich zudem eine besonders wichtige Ebene des Buchs, die der Vertreibung und Vernichtung der Danziger Juden in der Zeit des Nationalsozialismus gewidmet ist. Darüber hinaus reflektiert Grass Ansichten über Albrecht Dürers Bild Melencolia I.
Programmübersicht:
Freitag, 12. Januar 2018:
14 bis 14.20 Uhr - Vortrag von Helga Neumann
„Auch wenn es anstrengt, macht es immerhin Spaß.“ Materialien zu „Aus dem Tagebuch einer Schnecke“ im Günter-Grass-Archiv der Akademie der Künste, Berlin
14.30 bis 14.50 Uhr - Vortrag von Kai Schlüter
„Aus dem Tagebuch einer Schnecke – Lesung und Selbstaussagen. Günter Grass im Originalton. Eine Recherche in den Schallarchiven der ARD. Eine Stichprobe.“
15 bis 15.30 Uhr - Diskussion
15.30 bis 16 Uhr - Pause
16 bis 16.20 Uhr - Vortrag von Nathalie Konya-Jobs
„Die Schnecke auf dem Weg in die Vergegenkunft? Raum und Zeitverhältnisse des Erzählens im Dienste poetischer Erinnerungskultur in Aus dem Tagebuch einer Schnecke“
16.30 bis 16.50 Uhr - Vortrag von Andreas Kossert
„‘Zum Mitschreiben für später....‘. Danzigs Juden im Nationalsozialismus: Eine Geschichte von Vertreibung und Vernichtung.“
17 bis 17.30 Uhr - Diskussion
19.30 Uhr, abweichend im Günter Grass-Haus
Generationserfahrungen mit dem Nationalsozialismus. Die Kinder von Opfern und Tätern. Gespräch zwischen Kerstin Gnielka und Jörg-Philipp Thomsa. Die Schauspielerin Rebecca Indermaur liest aus „Als Kindersoldat in Auschwitz. Die Geschichte einer Klasse“ von Thomas Gnielka sowie aus „Aus dem Tagebuch einer Schnecke“ von Günter Grass. Eintritt: 7 Euro für externe Teilnehmer.
Sonnabend, 13. Januar 2018:
10.30 bis 10.50 Uhr - Vortrag von Viktoria Krason
„Aus dem Tagebuch einer Schnecke und die bildende Kunst“
11 bis 11.20 Uhr - Vortrag von Anselm Weyer
„‘Die Kinder sollen das auch mögen‘. Ernährung und Politik in Günter Grass’ Aus dem Tagebuch einer Schnecke“
11.30 bis 12 Uhr - Diskussion
12 bis 13 Uhr - Pause
13 bis 13.20 Uhr - Vortrag von Rolf Füllmann
„Appelle an die Vernunft. Die deutschen Literaturnobelpreisträger Thomas Mann und Günter Grass als ‚Wanderprediger der Demokratie‘“
13.30 bis 13.50 Uhr - Vortrag von Jörg-Philipp Thomsa
„‘Ich werde jetzt provokativ und grüße meine Kameraden von der SS!‘ Die Figur ‚Augst‘.“
14 bis 14.30 Uhr - Diskussion
14.30 bis 15.30 Uhr - Pause
15.30 Uhr - Führung mit Thomas Schröder-Berkentien
Führung des Architekten durch die Lübecker Synagoge, St. Annen Str. 13
Das Kolloquium richtet sich an Fachwissenschaftler ebenso wie an interessierte Leser von Günter Grass. Die Vorträge finden im Tagungssaal im Radisson Blu Senator Hotel, Willy-Brandt-Allee 6, statt. Die Teilnahmegebühr beträgt 10 Euro pro Tag. Karten und Anmeldungen unter shop@grass-haus.de oder unter: (0451) 122 4230 (11-17 Uhr).
Das Projekt wird unterstützt vom Arbeitskreis selbständiger Kulturinstitute e. V. (AsKi), dem Freundeskreis des Günter Grass-Hauses sowie dem Radisson Blu Senator Hotel. +++