Eröffnung des Museumsquartiers:
Ab dem 20. Januar verschmelzen das St. Annen-Museum und die Kunsthalle St. Annen in Lübeck zum Museumsquartier. Damit bietet sich die Chance, auf völlig neue Weise in die Geschichte der Stadt einzutauchen. Glauben, Bürgerliche Kultur und Moderne Kunst sind die großen Themen, um die es geht. Im Kreuzgang und den angrenzenden Räumen des ehemaligen Klosters ist sakrale Kunst am authentischen Ort zu sehen. Das Haus ist berühmt für seine Sammlung von Schnitzaltären. Zu den kostbarsten Stücken gehört der Passionsaltar des flämischen Malers Hans Memling (1491). Im Remter wird es Konzerte und wechselnde Veranstaltungen geben. Im Obergeschoss des alten St. Annen-Klosters wird in 25 Räumen eine komplett neue Ausstellung zu Lübecks Kulturgeschichte präsentiert, die vom späten Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert reicht. Unter dem Titel „Das Innere des Weltkulturerbes“ soll den Lübeckern und den vielen Touristen künftig an diesem Ort ein Blick auf die Schätze der Lübecker Sammlungen ermöglicht werden. In einem neuen Multimedia-Raum kann man historische Themen zur Stadtgeschichte interaktiv erleben. Im Kindermuseum (St. Annen Kinder) findet die einzigartige Spielzeugsammlung Platz. Historische Themen werden hier kindgerecht aufbereitet. Und: Hier ist auch viel Platz für museumspädagogische Arbeit. In der Kunsthalle St. Annen gibt es weiterhin wechselnde hochkarätige Ausstellungen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Im Innenhof des Klosters wird in den Sommermonaten ein Sommercafé eingerichtet.
"Wir wollen das Quartier zukünftig für ein großes Publikum attraktiv machen. Die wunderschönen Ausstellungsräume im ersten Stock und der attraktive Kinderbereich etwa eröffnen uns ganz neue Möglichkeiten. Auch der Multimedia-Raum wird eine Besucherschicht ansprechen, die wir bislang in dieser Form nicht erreicht haben", betonte Prof. Wißkirchen. „Ermöglichen wollen wir einen Blick in das Innere des Weltkulturerbes, einen Blick auf die Menschen, die Jahrhunderte lang Kunst gesammelt, gestiftet und geschenkt haben, und auf den Geist, aus dem heraus sie Lübeck zu dem gemacht haben, was heute jedes Jahr Millionen von Menschen aus aller Welt hierherlockt.“ Der Leitende Direktor der Lübecker Museen sieht die Eröffnung des Quartiers als Beginn eines durchgreifenden Prozesses und blickt auf wichtige Daten in der Zukunft: Im Jahr 2014 wird das Museumsquartier anlässlich des Hansetages zum Kunstzentrum. Vom 22. bis 25. Mai ist Lübeck Gastgeberin des Internationalen Hansetages, der Millionen Gäste aus aller Welt anlockt. Die wohl wichtigste kulturelle Begleitveranstaltung ist eine Ausstellung im Museumsquartier, bei der internationale Videokunst gezeigt wird.
Im Jahr 2015 wird im Museumsquartier ein großes Doppeljubiläum gefeiert: Das St. Annen-Kloster wird 500 Jahre alt, das Museum 100 Jahre. Aus diesem Anlass wird derzeit die Ausstellung "Kunst um 1500 im Ostseeraum" vorbereitet.
Zu den Plänen für das Jahr 2013 gehört erstmals auch eine große Weihnachtsausstellung, die Weihnachtliches aus aller Welt zeigt. Präsentiert werden Einzelstücke aus der eigenen Sammlung, ungewöhnliche Exponate aus der Völkerkundesammlung der Hansestadt Lübeck und Leihgaben anderer bedeutender Völkerkundesammlungen.
10 Jahre Kunsthalle:
Im neuen Museumsquartier gibt es im Sommer einen Anlass zum Feiern: Die Kunsthalle St. Annen wird zehn Jahre alt. Als Jubiläumsausstellung ist vom 5. Mai bis zum 8. September die Schau Emil Schumacher - Beseelte Materie zu sehen. Präsentiert wird das eindrucksvolle Spätwerk dieses bedeutenden informellen Malers. Zahlreiche Leihgaben aus öffentlichem und privatem Besitz werden die Schaffenszeit sichtbar machen, in der er sich von der reinen Abstraktion entfernte und wieder figurative Elemente in seine Malerei einband. Auf diese Weise entstanden existentiell spannungsvolle und äußerst farbintensive Werke. Neben den Gemälden werden eine Reihe von Papierarbeiten, darunter der Zyklus „Genesis“, ausgestellt.
Große Sommerausstellung:
In den Sommerwochen wird es in zwei Lübecker Museen und dem Ausstellungspavillon der Overbeck-Gesellschaft eine bemerkenswerte Ausstellung zu Bildender Kunst & Literatur geben. Das Museum Behnhaus Drägerhaus zeigt berühmte Wortkünstler, die auch als Bildkünstler tätig waren, wie etwa Johann Wolfgang von Goethe, Hans Christian Andersen, George Sand und Joachim Ringelnatz. Im Pavillon der Overbeck-Gesellschaft sind Wortbilder der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller zu sehen. Das Thema „Bildende Kunst & Literatur“ wird durch das Grass-Haus ergänzt: Das Museum konnte den Maler und Bildhauer Markus Lüpertz für eine innovative Ausstellung gewinnen. Er wird seine Gedichte an die Wände des Hauses schreiben.
Das neue Buddenbrookhaus:
Das Buddenbrookhaus in der Mengstraße 4 kann durch den Ankauf des Nachbarhauses seine Fläche verdoppeln und damit zukünftig den gestiegenen Ansprüchen an die Forschungsstätte und dem wachsenden Besucherzuspruch ge¬recht werden. Im Zuge des Ausbaus des Hauses werden auch die Dauerausstellungen zur Familie Mann und zum Buddenbrooks-Roman erneuert, wissenschaftlich aktualisiert und museums¬technisch auf den neuesten Stand gebracht. „Das ist eine extrem komplexe Konzeptions- und Bauaufgabe für die Architektur und die Literaturwissenschaft“, erklärte Prof. Wißkirchen. Im Rahmen einer dreitägigen Tagung im Februar (Titel: „Architektur – Literatur – Museum. Perspektiven literarischer Rekonstruktion“) soll unter anderem beleuchtet werden, wie bei der (Re-) Konstruktion des Gedenkortes mit vorhandener Bausubstanz umgegangen werden kann. Zudem wird es um die Frage gehen, worin die besondere literarisch-biografische Aura des Ortes Buddenbrookhaus besteht und was hier Gegenstand des Erinnerns sein kann. Beteiligt sind Wissenschaftler verschiedener Disziplinen.
Exilausstellung im Buddenbrookhaus:
Leben im Exil ist das große Thema des Jahres 2013. Das Literaturmuseum in der Mengstraße hat zwei hochinteressante Ausstellungen dazu vorbereitet: Vom 11. Januar bis zum 26. Mai zeigt das Museum die Ausstellung „Fremd bin ich den Menschen dort“. - Lebenswege im Exil. Die vom Deutschen Exilarchiv anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Deutschen Nationalbibliothek erarbeitete Ausstellung stellt unbekannte Persönlichkeiten vor, deren Lebenswege durch die erzwungene Flucht aus dem deutschen Machtbereich geprägt wurden. Die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller wird an der Ausstellungseröffnung teilnehmen.
Mit der deutsch-französischen Ausstellung Traumland und Zuflucht setzt das Museum ab 14. Juni den Exil-Schwerpunkt fort. Die Schau erinnert an Heinrich Manns Engagement in der deutsch-französischen Verständigung. Zugleich versteht sie sich mit dem begleitenden Programm als ein Beitrag zum »Deutsch-französischen Jahr 2013«, mit dem das 50-jährige Jubiläum des Élysée-Vertrags gefeiert wird.
Und: Im Mai vergangenen Jahres hat Kulturstaatsminister Bernd Neumann den Aufbau eines virtuellen Museums „Künste im Exil“ auf den Weg gebracht, das sich mit Exil und Emigration von Schriftstellern, Filmemachern, bildenden Künstlern, Theaterschaffenden und Musikern befasst. Das Buddenbrookhaus beteiligt sich am Aufbau dieses bundesweiten Projekts. Das geplante Netzwerk soll die Erinnerungen an deren Vertreibungsschicksale zusammen führen und sie ins Bewusstsein der Gesellschaft bringen.
Feininger in Lübeck:
Lyonel Feininger gehört zu den bedeutendsten Künstlern der Klassischen Moderne. Ende nächsten Jahres wird es eine kleine, feine Ausstellung zu Lyonel Feininger im Museum Behnhaus Drägerhaus geben. Zu sehen ist unter anderem das Bild „Lübeck.“ In einem Forschungsprojekt konnte das Museum klären, dass das Gemälde einen Lübecker Straßenzug zeigt und nicht eine Straßenansicht Lüneburgs, wie lange angenommen wurde. Die Ergebnisse dieser Recherchen sollen ab 16. 11. – über die Weihnachtszeit hinaus - präsentiert werden. Dabei werden sowohl die Entstehung des Bildes als auch die Belege zur Identifizierung des Motivs im Vordergrund stehen. Anhand von Naturnotizen, Aquarellen und Gemälden aus Lübeck, Lüneburg und anderen nord- deutschen Orten soll darüber hinaus aufgezeigt werden, wie Feininger seine Stadtansichten und Landschaften aus unmittelbarer Anschauung heraus oder im Abstand mehrerer Jahre anhand von Naturnotizen, Fotografien und Grafiken gestaltete.
Wissenschaftliche Arbeit:
Die Lübecker Museen sind mit Ihren unfangreichen Sammlungen auch forschende Institutionen. Ein wichtiger Bestandteil der Museumsarbeit liegt also auch im Jahr 2013 in der wissenschaftlichen Tätigkeit. In Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL) wird noch bis Ende 2013 die umfangreiche Völkerkundesammlung digitalisiert. Mehrere Promovenden arbeiten an Altarbildwerken im Museumsquartier. Außerdem hat im ZKFL die wissenschaftliche Aufarbeitung der im November präsentierten Thomas Mann-Karten begonnen.
Die Jahrestagung der Heinrich Mann-Gesellschaft beschäftigt sich am 16. und 17. März im Buddenbrookhaus mit dem Thema „Heinrich Mann und das Theater“.
Die nächste Thomas Mann-Tagung findet vom 20. bis 22. September in Bonn statt. Thema ist „Thomas Mann und Nachkriegsdeutschland“. +++