Die aktuelle Beobachtung ist für den Priwall der erste Brutnachweis seit 1961, für ganz Lübeck der erste seit 1965. Bereits am 23. Juni war hier ein Fluss-Seeschwalbenpaar aufgefallen, das die Insel offensichtlich als Revier angenommen hatte. Am 28. Juli hatte der Vogelkundler Bernd Koop dann vom Boot aus zehn bis zwölf Brutpaare mit 21 Jungen gezählt, von denen zwölf noch nicht flügge waren. Das ist die höchste, jemals in Lübeck gezählte Zahl an Brutpaaren.
Die Rückkehr der Fluss-Seeschwalbe wurde durch die im März 2009 fertig gestellte Seeschwalbeninsel ermöglicht. Hierzu wurde etwa 200 Meter vor dem Ostufer der Pötenitzer Wiek ein aus der Zeit des zweiten Weltkrieges stammender, 1945 gesprengter, Betonanleger zu einer rund 1200 Quadratmeter großen, flachen Insel umgebaut. Das 29 000 Euro teure Projekt finanzierte das Umweltministerium Schleswig-Holstein. Die Lübecker Naturschutzbehörde plante das Vorhaben, die Umsetzung erfolgte durch die Lübeck Port Authority. Der Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer e.V. war für die Ingenieursplanung und Bauleitung verantwortlich.
Die Fluss-Seeschwalbe war in Lübeck bis in die 1960er Jahre ein traditioneller Brutvogel der Untertrave. Hier brütete diese kleine Möwenverwandte, die im Sommerhalbjahr mit ihrem eleganten Flugbild die Ufer und Strände belebte, auf dem Priwall sowie auf den Spülflächen, einige Brutpaare auch auf Binseninseln auf der Wakenitz. Die jetzt festgestellten 40 Fluss-Seeschwalben, die neben den Brutpaaren auf der Insel rasteten, lassen für die Brutsaison 2011 auf eine Verstetigung wenn nicht sogar weitere Vermehrung des Lübecker Brutvorkommens hoffen. Da der Nestabstand bei der in Kolonien brütenden Fluss-Seeschwalbe nur ein bis zwei Meter beträgt, ist auf der Seeschwalbeninsel derzeit noch viel Platz vorhanden. Nach den Beobachtungen des Landschaftspflegevereins wird das zum Schutz der Brutansiedelung vom Wasser- und Schifffahrtsamt erlassene Anlandungs- und Betretungsverbot sehr gut akzeptiert.+++