Der Historiker, Schriftsteller und politische Publizist Golo Mann wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Das Lübecker Buddenbrookhaus ehrt ihn mit einer großen Sonderausstellung: „Golo Mann. Die Geschichte“ vom 6. September bis 22. November 2009. Am Sonntag, 6. September, 11 Uhr, wird die Ausstellung im Audienzsaal des Lübecker Rathauses eröffnet. Grußworte sprechen Lübecks Stadtpräsidentin Gabriele Schopenhauer und der Schweizerische Generalkonsul Walter Kägi, der die Schirmherrschaft für die Ausstellung übernommen hat.
„Das Buddenbrookhaus ist mit seiner Dauerausstellung zu den Manns der ganzen Schriftstellerfamilie gewidmet“, erklärt der Leiter des Buddenbrookhauses, Holger Pils. „Der 100. Geburtstag Golo Manns ist für uns Gelegenheit, Golo Mann und sein vielseitiges Wirken erstmalig in den Mittelpunkt zu rücken. Es war Zeit, dies zu tun.“ Zum Konzept erklärte Pils: „Golo Mann sagte einmal mit Blick auf den Vater: „Das Leben steckt im Detail“. Wir haben versucht, die Ausstellung vor allem anregend zu gestalten, es gibt viel zu entdecken. Die vielen, zum Teil sehr persönlichen Dokumente erlauben es, einen sehr nahen Blick auf die Lebensgeschichte Golo Manns zu werfen. Die meisten wurden noch nie öffentlich gezeigt.“ Der biografische Ansatz sei nahe liegend gewesen: „Für Golo Mann war die biografische Erzählung eine bevorzugte Form. Auch unsere Ausstellung soll biografisch erzählen und zugleich ein Stück erlebter Geschichte sichtbar werden lassen“, so Pils, der die Ausstellung gemeinsam mit dem Golo Mann-Biografen Tilmann Lahme konzipiert hat.
Der Sohn Thomas Manns hatte es im Leben nicht immer leicht. Er suchte Distanz zu seiner berühmten Familie – löste sich jedoch nie wirklich von ihr. Nach der Kindheit in München und Salem folgten Studien in Heidelberg, München und Berlin. 1940 flüchtete er in die USA. 1958 kehrt er nach Europa zurück, wo er sich in Kilchberg bei Zürich, dem letzten Aufenthaltsort seiner Eltern, niederließ. Lange um Wirkungsmöglichkeiten ringend, kam der überwältigende berufliche Erfolg für Golo Mann spät, mit bald fünfzig Jahren. Er analysierte die „Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts“ und erntete vor allem mit seiner „Wallenstein“-Biografie außerordentliches Lob. Kritiker bezeichnen die Biografie als ein "Meisterwerk der Geschichtsschreibung". Er war aber nicht nur viel zitierter und –gekaufter Autor, sondern auch gefeierter Vortragsreisender und Berater so unterschiedlicher Spitzenpolitiker wie Willy Brandt und Franz-Josef Strauß.
Die Ausstellung zeichnet mit privaten und öffentlichen Zeugnissen, seltenen Bild-, Text-, Ton- und Filmdokumenten ein bewegtes Leben nach, das reich an Brüchen war. Sie entstand in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus München.
Kuratiert wurde die Ausstellung von Tilmann Lahme, der soeben eine in den Medien hoch gelobte Biografie über Golo Mann veröffentlicht hat. Ihn faszinieren die Widersprüche und Brüche in dessen Leben: „Es gab viele Schatten und Abgründe: Depressionen, das Hitler-Regime, das ihn 1933 in die Emigration zwang und damit aus der Lebensbahn warf, seine Homosexualität und nicht zuletzt die Last der Familie und des berühmten Vaters. All dem ringt Golo Mann ein großes historisches und publizistisches Werk ab. Ein beeindruckender Lebenskampf, der sich, so hoffe ich, jedem Besucher der Ausstellung vermittelt“, erklärte Tilmann Lahme.+++