Die Johann Friedrich-Hach-Stiftung, benannt nach dem Lübecker Ratsherrn und Oberappellationsgerichtsrat (1769-1851), fördert seit dem Jahr 2000 die Konservierung und Restaurierung von mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Archivalien im Archiv der Hansestadt Lübeck. Rund 170 000 Euro, so das Ergebnis der kürzlich veröffentlichten Förderbilanz, hat die Stiftung bisher aufgewandt - eine Summe, die der Restaurierung von Archivschätzen aus dem Zeitraum von 1363 bis 1788 zugute kam. Jährlich stehen dem Archiv dadurch rund 15 000 bis 30 000 Euro zur Verfügung. Ziel ist es, die durch verschiedene Umstände entstandenen Schäden zu beheben und die Archivschätze wieder für die wissenschaftliche oder private Forschung benutzbar zu machen.
Auch im Jahr 2008 konnten wieder zahlreiche Archivalien vor dem weiteren Zerfall gerettet werden. Das Ergebnis wurde vor kurzem im Archiv durch dessen Restauratorinnen Antje Stubenrauch und Bettina Hagemann vorgestellt: In zum Teil aufwändiger Einzelblattrestaurierung konnten unter anderem die stark geschädigten Einbände von fünf Niederstadtbüchern, die unter anderem Nachrichten über Schuldverhältnisse in der Zeit von 1780 bis 1788 enthalten, und drei Wette-Jahrbücher aus der Zeit des 16. und 17. Jahrhunderts restauriert werden. Auch die Ratsprotokolle von 1668 und das Rechnungsbuch der Marienkirche von 1508 sind dank der Förderung der Hach-Stiftung jetzt wieder benutzbar. Eine der Haupttätigkeiten des Archivs sei, die Archivalien, die sich noch in schlechtem oder sehr bedenklichen Zustand befänden, für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, erklärte der Leiter des Archivs Dr. Jan Lokers im Rahmen der Präsentation. „Glücklich das Archiv, das eine so segensreiche Stiftung hinter sich weiß und diese Arbeit so großzügig finanziell unterstützt.“
Große Teile des historischen schriftlichen Schatzes der Hansestadt Lübecks waren während des Krieges 1942/43 aus Sicherheitsgründen von Lübeck nach Bernburg/Saale ausgelagert. 1946 wurde dieser historische Schatz dort von sowjetischen Truppen beschlagnahmt und in die Sowjetunion verbracht, einen Teil gab man von dort 1951 an die DDR ab. In mehreren Etappen kamen diese Archivalien dann 1987, 1990 und - aus Armenien sogar noch - 1998 nach Lübeck zurück, darunter als erstes Stück die „berühmteste“ Urkunde der Stadt: das Reichsfreiheitsprivileg aus dem Jahr 1226.
So fehlten bei etlichen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Archivalien, wie den Nieder- und Oberstadtbüchern (Protokoll- und Grundbücher des Mittelalters und der Frühen Neuzeit), die Einbände. Auf anderen drohen Tintenfraß und Wasserschäden Schrift und Papier zu zerstören. Schimmelpilze zum Beispiel auf den „Schoßbüchern“ (Steuerlisten der Bürger auf ihren Grundbesitz) machen eine Benutzung unmöglich. Wegen ihres schlechten oder sehr bedenklichen Zustandes sind daher etliche dieser Archivalien für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
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