Veröffentlicht am 30.05.2007

Eisblockwette: „Wetterfrosch“ Meeno Schrader hält Vortrag

Um das Thema „effiziente Energienutzung“ voranzubringen, beteiligt sich die Hansestadt Lübeck seit Ende März 2007 an der bundesweiten Kampagne „Eisblockwette“ zum Internationalen Tag der Umwelt am 5. Juni 2007. Am Freitag, 23. März 2007, wurden dazu Eisblöcke und fünf Figuren der Ice World in ein kleines Holzhaus, gedämmt nach Passivhaus-Standard eingesetzt. Am kommenden Sonnabend, 2. Juni 2007, wird nun das Holzhaus neben der Marienkirche an der Mengstraße gegenüber vom Buddenbrookhaus geöffnet und nachgesehen, wie viel von dem damals eingelagerten Eis noch vorhanden ist.

Das Holzhaus mit einer Grundfläche von etwa 2,60 mal drei Meter und etwa zwei Meter Höhe ist rund herum mit einer rund 30 Zentimeter dicken Schicht aus „Isofloc L“ gedämmt worden. Dieses Dämmmaterial aus Zelluloseflocken erzielt eine sehr hohe Dämmwirkung.

Die Öffnung des Holzhauses und das Wiegen des restlichen Eises werden am Sonnabend um 12 Uhr vor Ort vorgenommen. Mit dabei ist auch der aus dem Fernsehen bekannte „Wetterfrosch“ Meeno Schrader, der ab 13 Uhr im Bürgerschaftssaal einen Vortrag zum Klimawandel hält (siehe auch Interview im Anhang). Die Hansestadt Lübeck beteiligt sich in Zusammenarbeit mit dem ev.-luth. Kirchenkreis Lübeck sowie dem Energietisch Lübeck an der Eisblockwette.

Am kommenden Sonnabend werden die Eisfiguren nach einleitenden Worten von Pastor Dr. Bernd Schwarze und Umweltsenator Thorsten Geißler vor Ort ausgepackt, gewogen und das Ergebnis bekannt gegeben. Gegen 13 Uhr wird der „Wetterfrosch“ des NDR Schleswig-Holstein-Magazins, Dipl.-Meteorologe Dr. Meeno Schrader, im Bürgerschaftssaal des Lübecker Rathauses einen Vortrag zum Klimawandel halten. Zudem sprechen Dipl.-Ing. Frank Dehnhard, Energieberater und Passivhausexperte, zum Thema „Vom Altbau zum Passivhaus“ und von Professor Erwin Strähle vom Energietisch Lübeck zum Thema „Energiepass“. Die Gewinner der Eisblockwette werden direkt vor Ort ermittelt und während des Veranstaltungstages verlesen. +++

Interview mit Meeno Schrader

„Eisfiguren und Eisblöcke von einem Kubikmeter Inhalt sind seit dem 23. März in einem Passivhaus eingepackt. Das Experiment soll die guten Eigenschaften der Wärmedämmung aufzeigen, die ohne Kühlung auskommt. Was schätzen Sie, ist trotz des teilweise sommerlichen Wetters noch am 2. Juni 2007 vorhanden?“

Dr. Meeno Schrader: „Ich muss gestehen nicht zu wissen, wie groß die Wärme/Kältedämmung eines Passivhauses genau ist, darum kann ich nur meinem Gefühl vertrauen. Wenn sie „eingepackt“ sind, gehe ich bei dieser Formulierung dennoch davon aus, dass sie freistehend in diesem Haus sind. Mein Gefühl sagt dann, es sind noch etwa 20 Prozent vorhanden.“

Die Eisblockwette soll für eine bessere Wärmedämmung an Gebäuden werben. Ist durch solche Maßnahmen der Klimawandel noch zu stoppen?

Selbstverständlich trägt auch eine solche Maßnahme dazu bei, den Klimawandel zu verlangsamen. Zum Stoppen reicht das alleine nicht aus, da müssen noch mehr „Tropfen“ auf den heißen Stein fallen, um ihn zur Abkühlung zu zwingen. Es ist aber ein sicherlich wichtiger Beitrag von vielen, der geleistet werden kann.

Deutschland ist klein, Lübeck noch kleiner - können wir denn die Welt retten?

Ich denke, jeder Erdenbürger hat die Pflicht, in irgendeiner ihm möglichen Form dazu beizutragen, dass wir den Klimawandel stoppen oder verlangsamen. Grundsätzlich stehen wir Industrieländer hier in der Pflicht, auch weil wir neben technologischen auch die finanziellen Mittel haben, einen Beitrag zu leisten. Trotz eines vergleichsweise zu anderen Ländern hohen Wohlstandes hat bei uns jeder unterschiedliche auch finanzielle Spielräume. Es müssen aber nicht immer materielle Beiträge sein (Neuanschaffungen zum Beispiel Energiesparlampen), es kann auch das Verhalten erheblich dazu beitragen - beispielsweise dran zu denken, das Licht oder sonstige Stromverbraucher einfach auszuschalten, wenn sie nicht benötigt haben. Und: wer vormacht, der hat das Recht zu sagen, so jetzt seid ihr dran mitzuziehen!

Viele Szenarien reichen 50 oder 100 Jahre weit - was ist denn in 300 Jahren mit Lübeck, wenn nichts geschieht?

Das ist eine gute und spannende, aber nicht zu beantwortende Frage.

Was wird uns denn in den nächsten Jahren am meisten Probleme bereiten? Wird es wie in den Katastrophenfilmen?

Die Katastrophenfilme gehen nach meinem Verständnis zu weit. Solche Filme haben immer einen Vor- und ein Nachteil. Der Vorteil: sie rütteln wach, das Thema wird überhaupt erst richtig wahrgenommen und sie weisen grundsätzlich in eine Richtung. Wo es hingehen könnte, ist also nicht nur Science Fiction, sondern trägt ein Stück Wahrheit in sich. Der Nachteil: sie übertreiben und spielen damit denen zu, die ohnehin alles für Blödsinn halten. Zum Glück wird dieser Kreis immer kleiner, die Wahrheit holt uns mehr und mehr ein, wir befinden uns bereits im Klimawandel.

Ich fürchte, die größten Probleme gibt es bei uns durch die Zunahme der extremen Wetterabläufe. Die vergangenen Jahre haben uns bereits „gute“ Beispiele geliefert, wie es weitergeht. Die Ausschläge nach oben und unten (auch über kurze Zeiträume) nehmen zu. Beispielsweise Hitzewellen (damit verbunden Trockenschäden in der Landwirtschaft), dann wieder sehr nasse Perioden (erneut landwirtschaftliche Schäden), Zunahme der Schädlinge durch die milde Witterung (Käfer, Pilze, Algen etc.), Bedrohung der Flora (Land- und Forstwirtschaft).

Hinzu kommen eine anwachsende gesundheitliche Belastung (parallel zur Zunahme der Alterspyramide ...). Dabei gehören wir in Schleswig-Holstein ja eher zu den „Gewinnern“. Aber wir müssen über den Ländertellerrand hinwegschauen. Die größten Probleme gibt es mit jedem Kilometer nach Süden bis hin zum Mittelmeerraum, wo die Verwüstung oder Versteppung immer mehr zunehmen wird. Die Trinkwasserprobleme dort nehmen dramatisch zu.

Am Mittwoch, 23. Mai 2007, wurde im Fernsehsender 3Sat eine Sendung über Global Dimming ausgestrahlt. Am Ende dieses Jahrhunderts werden zehn Grad mehr erwartet als heute! Durch Methan-Hydrat und austrocknende bzw. verbrennende Amazonas-Wälder käme dann eine tödliche Kettenreaktion in Gang!

Ich habe die Sendung leider verpasst, kenne also die wissenschaftliche Grundlage nicht. Zehn Grad ist eine neue und sehr, sehr hohe Zahl. Denn bislang ist eher von 2,5 bis maximal 5, 8 Grad die Rede, was auch schon enorm viel ist. Man bedenke, dass wir jetzt „erst“ bei 0, 9 Grad sind. Bei zehn Grad im Mittelwert können Dinge passieren und Prozesse einsetzen, die wir uns heute wahrscheinlich noch nicht einmal vorstellen können! +++