Sozialpsychiatrischer Dienst bietet Hilfe in der Not

Veröffentlicht am 14.01.2003

Sozialpsychiatrischer Dienst bietet Hilfe in der Not

Sozialpsychiatrischer Dienst bietet Hilfe in der Not

030039L 2003-01-14

Der Sozialpsychiatrische Dienst des Lübecker Gesundheitsamtes ist eine Anlaufstelle in der psychiatrischen Grundversorgung. Er besteht aus einer Beratungsstelle für psychisch kranke Menschen und einer Beratungsstelle für alkoholkranke Menschen. Einige Beispiele verdeutlichen das breite Einsatzfeld des Sozialpsychiatrischen Dienstes: Frau E. (65) lebt alleine in ihrer kleinen Wohnung. Sie hört Stimmen, die sie beschimpfen und sich lustig über sie machen. Einmal im Monat bekommt sie Besuch von einer Mitarbeiterin des Sozialpsychiatrischen Dienstes. Diese Gespräche entlasten sie sehr.

Frau M. (26) leidet seit ihrem 18. Lebensjahr an immer wiederkehrenden Depressionen. Ihren Arbeitsplatz verlor sie wegen ihrer stark eingeschränkten Belastbarkeit. Seit kurzem versucht sie mit Hilfe wöchentlicher Beratungsgespräche mehr Selbständigkeit zu erlangen und ihr Selbstbewußtsein zu stärken.

Herr R. (46) ist alkoholabhängig. Er verlor seinen Führerschein, weil er betrunken Auto fuhr. Seine Frau spielt mit dem Gedanken sich scheiden zu lassen. Er bereitet sich zur Zeit durch Gespräche auf eine stationäre Entwöhnungstherapie vor.

Wie wichtig die Tätigkeiten des Sozialpsychiatrischen Dienstes sind, zeigen die folgenden Zahlen: In Lübeck leben schätzungsweise 25 000 psychisch erkrankte Menschen, die eine psychiatrische Behandlung benötigen, davon mehr als 2 000 chronisch erkrankte Menschen. Grundlage dieser Angaben sind Forschungsstudien, die davon ausgehen, daß 10 - 12,5 Prozent der Bevölkerung innerhalb eines Jahres psychiatrisch behandlungsbedürftig werden.

Etwa 12 000 Menschen zwischen 18 und 69 Jahren zeigen einen mißbräuchlichen und abhängigen Alkoholkonsum, etwa 25 000 praktizieren einen riskanten Alkoholkonsum.

Diese Zahlen geben nur einen ungefähren Anhaltspunkt, da absolut genaue Zahlen nicht vorliegen. Noch heute lösen psychische Erkrankungen oftmals Ängste bei Betroffenen und ihrem Umfeld aus, so daß sich zahlreiche Menschen nicht trauen, offen zu ihrer Erkrankung zu stehen.

“Wir bieten kostenlos kurz-, mittel- und langfristige Beratungen für betroffene Lübecker Bürgerinnen und Bürger an,” erklärt Sabine Rasch, Sozialpädagogin. Die Hilfen für die Betroffenen knüpfen an deren Lebenswelt an und bieten Unterstützung in den Bereichen “Wohnen”, “Schule, Ausbildung und Arbeit”, “Tagesstruktur, Kontaktpflege und Freizeitgestaltung” und “Behandlung und Pflege”.

“Selbstverständlich können sich auch Angehörige, Freunde, Nachbarn oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von anderen sozialen Einrichtungen gerne an uns wenden, wenn sie Unterstützung wünschen,” ergänzt Dr. Rüdiger Plassmann, Psychiater und Leiter des Dienstes. “Angehörige informieren wir beispielsweise über bestehende Selbsthilfegruppen. So ist ein wertvoller Austausch möglich. Dies kann zur Entlastung beitragen.”

Inzwischen gibt es in Lübeck zahlreiche Einrichtungen und Selbsthilfegruppen, an die sich betroffene Bürgerinnen und Bürger wenden können. Die Mitarbeiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes sind über diese Angebote sehr gut informiert und können vermittelnd tätig werden. Gerade Menschen, die sich aufgrund ihrer Erkrankung sehr zurückzogen und kaum noch soziale Kontakte pflegen, werden von den Mitarbeitern vorsichtig motiviert und unterstützt, wieder mehr Aktivitäten zu entwickeln.

Natürlich gibt es auch akute, lebensbedrohliche Krisen: Herr T. (55) ist alleinstehend. Er erkrankte an einer Depression und kündigt an, sich in suizidaler Absicht vor ein Auto zu werfen. Frau Z. (21) lebt bei ihren Eltern und leidet an einer Eßstörung. Sie verweigert jede Nahrung und der körperliche Zusammenbruch steht bevor. In diesen Fällen versuchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes gemeinsam mit den Betroffenen behutsam eine Lösung zu erarbeiten.

“Hier ist es dann manchmal erforderlich”, so Dr. Plassmann, “zur Gefahrenabwehr auch eine Einweisung in eine psychiatrische Klinik gegen den Willen der Betroffenen zu veranlassen, um eine akute Lebensbedrohung zu verhindern”.

Der Sozialpsychiatrische Dienst ist unter der Telefonnummer (0451) 122-53 42 zu folgenden Zeiten erreichbar: Montags, dienstags, mittwochs, von 8 bis 16 Uhr, donnerstags 8 bis 18 Uhr und freitags 8 bis 12 Uhr.

Ärztlicher Dienst:
Dr. Rüdiger Plassmann (122-5340)
Dr. Hilke Schmidt (122-53 41)

Beratungsstelle für psychisch kranke Menschen:
Iris Engel (122-53 43)
Karl-Albert Hegmann (122-53 44)
Sabine Rasch (122-53 45)

Beratungsstelle für alkoholkranke Menschen:
Claudia Löbe (122-53 47)
Barbara Pauls (122-53 46)

“Beratungstermine können kurzfristig vereinbart werden,” versichert Sabine Rasch. “Natürlich werden alle Angaben vertraulich behandelt.” +++