Das Jahr 2025 steht im Verbund der LÜBECKER MUSEEN ganz im Zeichen der „Freiheit“. Die weltpolitischen Entwicklungen der letzten Jahre und Monate lassen das Thema in all seinen Facetten wichtiger denn je erscheinen. Wie können Demokratien angesichts gegenwärtiger Krisen und die Freiheit künftiger Generationen bewahrt werden? Diese Fragestellungen decken sich mit jenen schon zu Thomas Manns Lebzeiten geführten Diskursen. Passend dazu feiert das Buddenbrookhaus Thomas Manns 150. Geburtstag am 6. Juni 2025 nicht nur mit einem Festakt, sondern zeitgleich mit der Eröffnung der Ausstellung „‚Meine Zeit‘. Thomas Mann und die Demokratie“, die die Entwicklung des Autors von einem sehr konservativ eingestellten Menschen zum überzeugten Demokraten aufzeigt.
Das Günter Grass-Haus rückt mit Else Lasker-Schüler eine Persönlichkeit ins Zentrum einer Ausstellung, die als Verfechterin einer bemerkenswerten künstlerischen Freiheit gegen alle Widerstände ihrer Zeit galt. Die Sammlung Kulturen der Welt zeigt gemeinsam mit dem Museum für Natur und Umwelt die Vielfalt der indigenen Kulturen Nordamerikas auf, indem sie nicht nur deren tragischen Freiheitskampf aus vergangenen Jahrhunderten nachzeichnet, sondern im Dialog zwischen deutscher Ethnologie und indigener Selbstrepräsentation auch Fragen nach künstlerischer, wissenschaftlicher sowie religiöser Freiheit stellt.
Die Kunsthalle St. Annen widmet sich als erstes Museum in Deutschland mit einer Ausstellung dem Werk der Gewinnerin des Possehl-Preises für Internationale Kunst 2025 Shilpa Gupta. Die indische Künstlerin beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit sozialen, geografischen und psychologischen Grenzziehungen und deren Einfluss auf das Freiheitsempfinden. Das Industriemuseum beleuchtet das Thema Freiheit mit gleich zwei Ausstellungen: Die Schau „Arbeit, Alltag, Rituale“ der Gemeinschaft Lübecker Künstlerinnen und Künstler befasst sich mit den Strukturen und Routinen des Arbeitsalltags sowie möglichen Ausbruchsformen, während „Zukunft ohne Wachstum?“ Möglichkeiten aufzeigt, sich von starren Denkmustern zu lösen und zu hinterfragen, ob in Zeiten des Klimawandels Wirtschaftswachstum tatsächlich noch nötig ist oder nicht eher die Lebensweise einer Postwachstumsökonomie wünschenswert wäre.
Eine Freiheit der ganz anderen Art erlebt schließlich das Museum Behnhaus Drägerhaus, das nach mehreren Jahren des Umbaus und einer sanierungsbedingten kompletten Schließung vom 6. Januar bis 25. Juli die Pforten des frisch restaurierten Behnhauses endlich wieder öffnen kann, um darin mit einem neuen Ausstellungskonzept seine Highlights im stilechten Ambiente des klassizistischen Stadtpalais zu präsentieren. Das Günter Grass-Haus muss aufgrund des Einbaus einer neuen Lichtanlage und damit verbundenen Brandschutzmaßnahmen ab 3. Februar schließen, bevor es ab 8. Juni seine Gäste wieder in Empfang nehmen kann. Der Umbau des Buddenbrookhauses wird fortgesetzt.
Am 6. Juni 2025 hätte Thomas Mann seinen 150. Geburtstag begangen. Dies nimmt das Buddenbrookhaus zum Anlass, dem weltberühmten Sohn Lübecks eine Schau mit dem Titel „‚Meine Zeit‘. Thomas Mann und die Demokratie“ zu widmen, die die Politisierung Manns anhand von sechs großen Zeitenwenden in seiner Gedanken- und Lebenswelt biografisch wie literarisch nachzeichnet: von der Reichsgründung 1871 über den Ersten Weltkrieg und die Ausrufung der ersten deutschen Republik bis zu ihrem Ende, von dem Überfall auf Polen 1939 bis hin zur deutschen Teilung 1949. Die Ausstellung will anregen, sich mit gegenwärtigen Fragen zum Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft, zu Werten gesellschaftlichen Miteinanders und zur politischen Verantwortung jeder/jedes Einzelnen auseinanderzusetzen. Aktueller denn je erscheinen Thomas Manns Worte auf der Tischrede beim Festessen der Nation Associates aus dem Jahre 1945: „Es ist ja die Sache der Freiheit (…), die in diesem vielleicht entscheidenden Augenblick mehr als je der Stärkung und Anfeuerung bedarf, überall in der schwachen und für das Böse anfälligen Menschenwelt.“ Die Ausstellung wird von einer Tagung und einem umfassenden Begleitprogramm flankiert und mit einem Festakt eröffnet, bei dem der Bundespräsident eingeladen ist, die Festrede zu halten. Thomas Manns Enkel Frido Mann spricht auf dem Konzert abends im Theater Lübeck zu Ehren seines Großvaters.
Ebenfalls im Juni startet im Günter Grass-Haus, das in der ersten Jahreshälfte umbaubedingt geschlossen wird, die Sonderausstellung „Else Lasker-Schüler: Künstlerin, Dichterin, Weltenbauerin“. Die Werke der - ähnlich Günter Grass - in mehreren Disziplinen arbeitenden, vielseitigen Schriftstellerin und Künstlerin zeugen von einer bemerkenswerten Freiheit in der künstlerischen Expression. Lasker-Schüler schuf Kunst und Literatur, mit der sie oftmals kulturelle, religiöse und sexuelle Hybridität thematisierte, ohne dabei Rücksicht auf den gesellschaftlichen und politischen Druck ihrer Zeit zu nehmen. Die Ausstellung geht über die historische Perspektive hinaus und beleuchtet, wie Lasker-Schülers Kunst auch heute noch als Ausdruck individueller Freiheit und kultureller Toleranz relevant bleibt.
Im November beleuchtet das Günter Grass-Haus mit der Ausstellung „Der Nobelpreisträger von nebenan: Grass und Lübeck“ zudem die besondere Verbindung zwischen Günter Grass und der Hansestadt Lübeck. Die Schau zeigt den Literaturnobelpreisträger nicht nur als weltbekannten Schriftsteller und Bildkünstler, sondern auch als Nachbarn, der in der Nähe von Lübeck seine zweite Heimat fand und die Stadt als kulturellen und intellektuellen Mittelpunkt schätzte. Mit persönlichen Geschichten, privaten Einblicken und interaktiven Stationen wird der renommierte Wahllübecker als Mensch und Künstler greifbar. Lübeck, eine Stadt mit hanseatischem Geist und kultureller Offenheit, bot Grass den Raum, in dem seine Vorstellungen von Freiheit Gestalt annehmen konnten. Seine Werke und sein Engagement fordern noch heute dazu auf, Freiheit nicht nur zu feiern, sondern sie aktiv zu gestalten und zu verteidigen.
Mit der Ausstellung „Fantasie & Vielfalt: Nordamerika in der Sammlung Kulturen der Welt“ widmet sich die Sammlung Kulturen der Welt gemeinsam mit dem Museum für Natur und Umwelt den indigenen Kulturen Nordamerikas, die seit langem die Deutschen faszinieren. Das „Indianer“-Bild hierzulande war lange Zeit geprägt von Themen wie Naturverbundenheit und dem tragischen Freiheitskampf, aber auch von bedenklichen Klischees und Verallgemeinerungen. Die Schau will anhand zahlreicher teils niemals gezeigter Exponate aus der Sammlung Kulturen der Welt die tatsächliche Vielfalt indigener Kulturen in ihrer historischen und heutigen Lebensrealität zeigen. Dabei werden auch die die rasanten Veränderungen der Umwelt- und Ökosysteme Nordamerikas beleuchtet. Die Ausstellung entsteht in enger Kooperation mit dem indigenen Bildhauer David Seven Deers aus Kanada, der im Museum über mehrere Monate hinweg ein Kunstwerk als Segnung für die Lübecker Bürger:innen erschafft. Im Dialog zwischen deutscher Ethnologie und indigener Selbstrepräsentation stellt dieses Ausstellungsprojekt Fragen nach künstlerischer, wissenschaftlicher sowie religiöser Freiheit. Vor allem möchte es aber eine Brücke zwischen Wissenschaft und Spiritualität in der modernen Museumswelt schlagen.
Im Museum für Natur und Umwelt ist außerdem in der ersten Jahreshälfte neben der Ausstellung „Gärtnern in der Stadt“ noch die Schau „Unsere Wakenitz“ zu sehen, die aufgrund ihrer großen Beliebtheit verlängert werden soll.
In der Kunsthalle St. Annen ist im September die indische Künstlerin Shilpa Gupta zu Gast, eine der bedeutendsten Vertreter:innen der indischen Gegenwartskunst. Das Haus widmet der Gewinnerin des Possehl-Preises für Internationale Kunst 2025 ihre erste museale Einzelausstellung in Deutschland. Darin geht es um Fragen nach sozialen, geografischen und psychologischen Grenzziehungen und deren Einfluss auf das öffentliche Leben, die gerade in Zeiten des erstarkenden Rechtsdrucks in Deutschland, Europa und der Welt von besonderer Relevanz sind. Als Stadt, die im ehemaligen Zonenrandgebiet liegt, ist Lübeck in besonderer Weise von der Erfahrung der Grenze geprägt. Guptas Werk ist vielschichtig angelegt und umfasst Soundarbeiten, Videoprojektionen, Zeichnungen, Skulpturen, interaktive computerbasierte Installationen und Performances. In der Kunsthalle St. Annen ist eine Auswahl ihrer Werke aus den vergangenen beiden Jahrzehnten zu sehen.
Im Frühjahr geht es in der Depotausstellung „Verlagert. Die Kunst in Bewegung“ um eine etwas andere Form der Freiheit: Da die Depots des Museumsquartiers St. Annen nicht mehr den aktuellen Standards entsprechen, ziehen die Kunst- und Kulturobjekte aus den besonders gefährdeten Dachgeschossbereichen in ein Zwischenlager. Diesen Umstand nutzt die Kunsthalle St. Annen gemeinsam mit dem St. Annen-Museum, um ihre verborgenen Schätze vorab für einen kurzen Zeitraum und sozusagen aus nächster Nähe den Besucher:innen zu zeigen -– Warhol inklusive! Ein breites Begleitprogramm lädt dazu ein, selbst zu kuratieren, verborgene Geschichten hinter den Objekten zu entdecken und einen Einblick in die Museumsarbeit zu erlangen.
Seine Schätze endlich wieder im richtigen Licht präsentieren kann ab 25. Juli das Museum Behnhaus Drägerhaus. Nach der umfassenden mehrjährigen Renovierung des Behnhauses, eröffnet das klassizistische Stadtpalais im Sommer mit einer Highlightausstellung, während der Bereich des Drägerhauses auch über die komplette Schließung des Hauses in der ersten Jahreshälfte 2025 hinaus noch für weitere Sanierungsmaßnahmen geschlossen bleibt. Zur Neueröffnung präsentiert sich das Behnhaus mit einem Ausstellungskonzept, das an den drei für das Museum relevanten Zeitebenen orientiert ist: Die Epoche um 1800, als das klassizistische Gebäude in seiner heutigen Form gebaut wurde, die Epoche der 1920er Jahre, als das Haus Museum wurde, und die Gegenwart, in der durch die Sanierung und Neubespielung auch moderne gestalterische Akzente gesetzt werden. Die Gemälde Munchs, ein Romantikerkabinett unter anderem mit den vier Gemälden Caspar David Friedrichs, Gotthart Kuehl und der deutsche Impressionismus, Friedrich Overbeck und die Nazarener sowie Heises Sammlung des deutschen Expressionismus werden neu in Szene gesetzt. Zudem sollen digitale Medienstationen und neue Sitzmöbel zum Verweilen, Vertiefen und Interagieren einladen.
Das Industriemuseum Herrenwyk beleuchtet im Jahr 2025 verschiedene Aspekte zum Thema Freiheit: Die Ausstellung „Arbeit, Alltag, Rituale“ der Gemeinschaft Lübecker Künstlerinnen und Künstler präsentiert Kunstwerke, die sich mit der Alltagsstruktur und den täglichen Routinen, die der Arbeitsalltag mit sich bringt, auseinandersetzen. Ob diese Strukturen Segen oder Fluch sind, wird ganz subjektiv erfahren und somit auch in den unterschiedlichen künstlerischen Positionen dargestellt. Die ausgestellten Kunstwerke wurden exklusiv für das Industriemuseum angefertigt.
Ab Herbst steht die Schau „Zukunft ohne Wachstum? - Wirtschaft zwischen Klimakatastrophe und sozialer Spaltung“ auf dem Programm. Darin geht es um die aufgrund endlicher Ressourcen bedingten Grenzen des Wirtschaftswachstums und die Freiheit, sich in Zeiten des Klimawandels von als gegeben angesehenen Denkmustern in der Ökonomie zu lösen und neue Wege zu gehen.
Zum Ende des Jahres soll im Industriemuseum außerdem noch die neue Dauerausstellung präsentiert werden, die seit geraumer Zeit überarbeitet wird. Die mittlerweile 40 Jahre alte Schau „Arbeit und Leben“ rund um das ehemalige Hochofenwerk und der damit verbundenen Industrie- und Arbeiterkultur Lübecks wird nach inhaltlichen Gesichtspunkten neu hinterfragt und gestalterisch in einem neuen Licht dargestellt.
Das St. Annen-Museum widmet sich weiterhin dem umfangreichen Projekt „Kaleidoskop Museum“, wozu eine neue didaktische Ausrichtung des Hauses wie auch die Digitalisierung seiner Depotbestände gehören. In diesem Zusammenhang öffnen am 28. Februar drei neue Räumlichkeiten: „St. Annen family“, eine einladende Aufenthaltsmöglichkeit für Familien mit Kindern zum Spielen und Gestalten, „St. Annen kreativ“ mit viel Raum für die eigene Kreativität sowie „St. Annen research“, wo Einblicke in die wissenschaftliche Museumsarbeit gewährt werden, unter anderem durch die dort eingerichtete Digitalisierungswerkstatt.
Im September 2025 feiert die Lübecker Maler- und Lackiererinnung ihr 600jähriges Bestehen und das 700. Jubiläum des Lübecker Maleramts, aus dem die Innung hervorgegangen ist. Zu diesem Anlass plant das St. Annen-Museum ab dem 19. September eine Intervention in der Dauerausstellung mit Originalobjekten des Lübecker Maleramtes. Dazu zählt insbesondere das 1484 von Hermen Rode gemalte und vom Lübecker Maleramt an die Katharinenkirche gestiftete Altarretabel mit der Darstellung des Heiligen Lukas, des Schutzpatrons der Maler. Die Geschichte des Amtes wird ebenso thematisiert wie die Bedeutung der Traditionspflege dieser Zunft für junge Handwerker:innen heute.
Und auch die Lübecker Katharinenkirche freut sich bei ihrer Wiederöffnung nach der Winterpause auf Besucher:innen: Mit ihrer eindrucksvollen gotischen Architektur und ihren Schätzen wie den zahlreichen Wandmalereien oder dem in Norddeutschland einzigartigen Gemälde des venezianischen Malers Jacopo Tintoretto tritt die zeitgenössische Künstlerin Johanna Broziat, die 2024 den Possehl-Preis für Lübecker Kunst erhielt, in einen Dialog. Für die Katharinenkirche kreiert sie ab dem Frühjahr eine raumgreifende Installation, mit der sie auf den historischen Ort Bezug nimmt und neue Zugänge zur Geschichte der Stadt schaffen möchte.
Voraussichtliche Termine 2025:
· 28. Februar: Eröffnung „Kaleidoskop Museum“, St. Annen-Museum
· 15. März bis 14. September: „Arbeit, Alltag, Rituale“, Ausstellung der Gemeinschaft Lübecker Künstlerinnen und Künstler, Industriemuseum Herrenwyk
· 21. März bis 1. Oktober: „Intervention der Possehl-Preisträgerin Johanna Broziat“, Katharinenkirche
· 5. April bis 31. August: „Verlagert. Die Kunst in Bewegung“, Kunsthalle St. Annen
· 7. Juni bis 18. Januar 2026: „ ‚Meine Zeit‘. Thomas Mann und die Demokratie“, Buddenbrookhaus im St. Annen-Museum
· 14. Juni bis 4. Januar 2026: „Fantasie & Vielfalt: Nordamerika in der Sammlung Kulturen der Welt“, Sammlung Kulturen der Welt mit Museum für Natur und Umwelt
· 25. Juni bis 9. November: „ Else Lasker-Schüler: Künstlerin, Dichterin, Weltenbauerin“, Günter Grass-Haus
· 25. Juli: „Wiedereröffnung Behnhaus“, Museum Behnhaus Drägerhaus
· 19. September: „Festakt der Maler- und Lackierer-Innung“, Eröffnung einer dauerhaften Intervention in der Dauerausstellung, St. Annen-Museum
· 27. September bis 1. März 2026: „Ausstellung der Possehl-Preisträgerin für Internationale Kunst Shilpa Gupta“, Kunsthalle St. Annen
· 11. Oktober bis 29. März 2026: „Zukunft ohne Wachstum? - Wirtschaft zwischen Klimakatastrophe und sozialer Spaltung“, Industriemuseum Herrenwyk
· 23. November bis 13. April 2026: „Der Nobelpreisträger von nebenan: Günter Grass und Lübeck“, Günter Grass-Haus
· 28. November: „Eröffnung der neuen Dauerausstellung“, Industriemuseum Herrenwyk
Weitere Informationen unter https://die-luebecker-museen.de +++
Quelle: Die Lübecker Museen