Die aufwändige Sanierung des historischen Gebäudes begann nach Erstellung der Machbarkeitsstudie auf Basis von Gutachten Anfang 2010 mit Tiefbauarbeiten zur Trockenlegung des Kellers. Zur gleichen Zeit startete in den oberen Stockwerken die Herrichtung der Räume für die schulische Nutzung. Insgesamt wurden fast 1200 Quadratmeter Grundfläche saniert. Im oberen Bereich entstanden auf 920 qm acht neue Klassenräume, zwei Gruppenräume, ein Werkraumtrakt und zwei Verwaltungsräume für die Ernestinenschule. Das historische Kellergewölbe nimmt die 260 qm große Mensa auf.
Rechtzeitig zum Schuljahr 2012/13 wurden die Schulräume im oberen Bereich fertig, so dass die Ernestinenschule jetzt über ausreichend Klassenräume verfügt. Im Gegensatz zu den im Hauptgebäude der Ernestinenschule liegenden Räumen wurden neue Klassenräume in einer Größe geschaffen, die den Anforderungen eines modernen Gymnasiums in Verbindung mit dem G8-Abitur (Reifeprüfung nach 8 Jahren) und den Anforderungen eines modernen Ganztagsbetriebes entsprechen.
Die Sanierung des historischen Gewölbekellers wurde erst acht Monate später abgeschlossen, da eine aufwändige separate Heizungs- und Lüftungsanlage für den Kellerbereich installiert werden musste. Dank hochsensibler Mess- und Regeltechnik ermöglicht es diese Anlage, die durch die Gutachter als notwendig festgestellten Parameter für die Raumklimatisierung dauerhaft und kontinuierlich sicherzustellen. Durch Messpunkte in den einzelnen Bereichen wird in einem zweijährigen Monitoringverfahren die tatsächliche Reaktion des Mauerwerkes mit den prognostizierten Ergebnissen, die Trocknung betreffend, abgeglichen.
Auch die Steinrestaurierung im Gewölbekeller war sehr aufwändig und zeitintensiv. Es mussten über mehrere Monate Materialproben aufgetragen werden, die dann von der Bundesanstalt für Materialprüfung in Berlin ausgewertet wurden, um die optimale Verfahrensweise für die Sanierung des Mauerwerkes festzulegen.
Die Sanierung des historischen Gebäudes war entsprechend teuer: Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 3 Mio. Euro. Unterstützt wurde die Maßnahme durch Mittel aus dem Investitionsprogramm Nationale Welterbestätte (UNESCO) in Höhe von rund 2,2 Mio. Euro.
Mit der Bereitstellung der schönen und modernen neuen Klassenräume und der Mensa für die Ernestinenschule ist die Schule zukünftig in der Lage, die Anforderungen eines zukunftsorientierten Gymnasiums auch besonders im Hinblick auf den Ganztagsbetrieb umzusetzen.
Hintergrund zum Forschungsprojekt Kranenkonvent:
Der Kranenkonvent in der Kleinen Burgstraße 22 ist eines der ältesten Backsteinhäuser Lübecks. Es wurde 1260 als Konvent für unverheiratete Frauen und Witwen erbaut, die aus religiösen und wirtschaftlichen Gründen wie Nonnen leben wollten oder mussten. Nach der Reformation wurde der Konvent erst in ein Armen–, dann in ein Siechenhaus umgewandelt. Seit 1920 diente er lange Zeit als Altersheim und zuletzt als Sozialberatungsstelle. Nach dem Auszug der Sozialberatungsstelle sollen in das historische Gebäude die Mensa und weitere Klassenräume der angrenzenden, ebenfalls denkmalgeschützten Ernestinenschule einziehen. Mit der geplanten Neu- und Weiternutzung des historischen Gebäudes wird die wertvolle Bausubstanz erforscht, instandgesetzt und einer neuen, nachhaltigen Nutzung zugeführt.
Im Rahmen der den Bau begleitenden Forschung konnten wichtige Erkenntnisse gewonnen werden: Im EG des Vorderhauses wurden Fundamente einer mittelalterlichen Fachwerkwand freigelegt die Hinweise auf eine andersartige bauzeitliche Raumstruktur geben. Ein Dormitorium im 1. OG des Vorderhauses mit regelmäßigen Wandnischen in den Brandwänden konnte nachgewiesen werden. An der Ostfassade wurden über dem EG Aussparungen von ehemals vorhandenen Kragbalken freigelegt, die auf eine hölzerne Außengalerie schließen lassen. Die Galerie erschloss von außen das Dormitorium im 1. OG. Außerdem wurde eine mittelalterliche Küche mit Vorratseinbaunischen und differenzierten Wandgliederungen im EG des nördlichen Seitenflügels entdeckt. Freilegungen eines mittelalterlichen Ziegelbodens, Resten eines Tonnengewölbes und Fundamente der Umfassungsmauern weisen auf einen eingeschossigen Anbau an der Ostseite des südlichen Seitenflügels hin, einschließlich des Nachweises einer zugesetzten Schlupftür. Die Reste von Wandmalereien deuten auf eine mögliche kleine Privatkapelle hin. Im Nutzungskonzept wurden die Erkenntnisse planerisch umgesetzt. Die Nutzung wird dem historischen Bestand untergeordnet. Es wird versucht, die historischen Gebäudestrukturen im Rahmen der Möglichkeiten der bauordnungsrechtlichen und bautechnischen Vorgaben zu berücksichtigen.
Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) +++