Lübeck bietet für Kinder und Jugendliche eine ganze Menge

Veröffentlicht am 01.02.2001

Lübeck bietet für Kinder und Jugendliche eine ganze Menge

Lübeck bietet für Kinder und Jugendliche eine ganze Menge

010099L 2001-02-01

Der Bereich Jugendarbeit der Hansestadt Lübeck hat heute einen Bericht vorgelegt, in dem die Angebote für Kinder und Jugendliche dargestellt werden und eine erste sozialräumliche Bewertung des Angebots in Lübeck insgesamt vorgenommen wird. Der Bericht vervollständigt die Jugendhilfeplanung, nachdem bislang bereits über den Bereich Kindertagesbetreuung regelmäßig und über den Bereich Jugendhilfe erstmals im Herbst 2000 berichtet worden ist. Damit kommt die Hansestadt als öffentlicher Träger der Jugendhilfe ihrer Verpflichtung nach, die erforderlichen Angebote für Kinder und Jugendliche darzustellen, den Bedarf zu ermitteln und durch eine Maßnahmenplanung die Sicherung des Angebots und seine Weiterentwicklung zu gewährleisten.

Basis des Berichts bildet eine Befragung von 24 Einrichtungen der Jugendarbeit mit Schwerpunkt “offene Arbeit”. Ermittelt wurde:

Welche Altersgruppen sind vertreten?; gibt es Besonderheiten bei der Besucherstruktur? (Alter, besondere Zielgruppen); gibt es Besonderheiten im inhaltlichen Angebot?; wieviel Personal steht zur Verfügung?; wann sind die Einrichtungen geöffnet?

Unter Berücksichtigung der ebenfalls beschriebenen Sozialdaten wird das Angebot nach Stadtteilen differenziert dargestellt und bewertet. Hier zeigen sich Parallelen zum kürzlich veröffentlichten Gesundheitsbericht: Dabei fallen insbesondere die Stadtteile Buntekuh, Moisling und Innenstadt, teilweise auch St. Lorenz Süd und St. Lorenz Nord, als diejenigen Stadtteile ins Auge, in denen überproportional Kinder und Jugendliche mit sozialen Benachteiligungen vermutet werden können. Daher ist gerade für diese Stadtteile ein ausreichendes Angebot für Kinder und Jugendliche erforderlich.

Die erste Bestandsaufnahme des Angebots für Kinder und Jugendliche zeigt:

  • daß Besucher in der Regel nicht dem Bevölkerungsdurchschnitt entsprechen, sondern vielfach durch soziale Benachteiligungen geprägt sind und daß männliche Jugendliche und ausländische Besucher dominieren;
  • daß Angebote insbesondere in der Innenstadt zur Verfügung stehen (die auch stadtteilübergreifend genutzt werden), in sehr unterschiedlichem Umfang im Stadtgebiet verteilt sind und St. Jürgen der einzige Stadtteil ist, der kein offenes Angebot bietet;
  • daß regelmäßige Wochenendöffnungen eher die Ausnahme (bis auf drei Einrichtungen) sind, es allerdings zahlreiche Projekte und Sonderveranstaltungen an Wochenenden gibt;
  • daß die Dominanz männlicher Besucher trotz einer Reihe von Mädchenangeboten nicht ausreichend Raum für Mädchen und junge Frauen vermuten läßt;
  • daß wenige Angebote speziell für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen existieren;
  • daß Spiel - und Sportangebote, aber auch Musik- / Tanz-, kreative und handwerkliche Angebote das Spektrum der Aktivitäten dominieren. Deutliche Prioritäten werden aber auch auf Beratungsangebote und Schularbeitenhilfe gesetzt;
  • daß neue Medien und Computer bislang eher eine untergeordnete Rolle spielen, wobei in jüngster Zeit zu beobachten ist, daß die Einrichtungen ihr Angebot ausbauen;
  • daß durch das Befragungsergebnis ein hoher Vernetzungsgrad (Zusammenarbeit mit “Runden Tischen”, Arbeitskreisen und anderen Gremien sowie Institutionen wie Schulen, Beratungsstellen, Kindergärten) der Lübecker Einrichtungen dokumentiert wurde;
  • daß sich in sozialen Brennpunkten besonders in jüngster Zeit der Einsatz von Streetworkern und die Entwicklung von “niedrigschwelligen” Angeboten der Qualifizierung benachteiligter Jugendlicher als sinnvoll erwiesen hat, um flexibel und temporär auf entstehende Bedarfe reagieren können.

Die Bewertung des Angebots im Stadtvergleich hat unter anderem deutlich gemacht:

  • daß die Innenstadt und Kücknitz relativ gut mit Angeboten versorgt sind;
  • für St. Jürgen die Notwendigkeit zur Schaffung von Angeboten deutlich wurde;
  • daß Buntekuh zwar scheinbar gut mit Angeboten für Kinder und Jugendliche versorgt ist, aber aufgrund der schwierigen Situation des Stadtteils Ausbaubedarf besteht;
  • daß sowohl in St. Lorenz Süd als gerade auch im großen Stadtteil St. Lorenz Nord das Angebot nicht ausreichend beziehungsweise nicht genug abgesichert ist und oft nur spezielle Zielgruppen erreicht;
  • daß in den vergleichsweise abgelegenen Stadtteilen wie Moisling, Kücknitz und Travemünde weitere jugendadäquate, zum Teil auch kommerzielle Angebote wie Kinos und Discos, fehlen, und daß in Travemünde dringend personelle Verstärkung zur Absicherung des einzigen Angebots erforderlich ist.

Um zu verläßlichen Bedarfseinschätzungen zu gelangen, sollen zukünftig derartige Befragungen, wie sie die Grundlage für diesen Bericht darstellen, auf weitere Formen der Jugendarbeit ausgeweitet werden: Erfaßt werden sollen dann die Aktivitäten der Jugendverbände, der Kirchengemeinden, aber auch von Sportvereinen, Feuerwehren und anderen Institutionen, die Angebote für Kinder und Jugendliche machen.

Im Bericht werden Vorschläge des Bereichs Jugendarbeit aufgezeigt, Lücken im Angebot zumindest teilweise zu schließen. Dies wird vor dem Hintergrund der sich verschärfenden finanziellen Situation der Hansestadt Lübeck nicht einfach werden und verlangt von allen Beteiligten weiterhin viel Kreativität und hohen Einsatz.

Der Fachbereich Kultur, der seit 1. Juli 2000 alle Bereiche des Jugendamts unter seinem Dach verwaltet, bemüht sich verstärkt um die Nutzung von Synergieeffekten, um an den Schnittstellen (wie Jugendarbeit / Jugendhilfe / Schule / Kita) zu Lösungen zu gelangen, die möglichst wenig zusätzliche finanzielle Mittel erforderlich machen.

Dennoch läßt sich feststellen: Lübeck bietet für seine Kinder und Jugendlichen eine ganze Menge. Dies ist erst kürzlich von Expertenseite bestätigt worden. “Lübeck ist kinderfreundlich” wurde von der 2. Vorsitzenden des Kinderschutzbundes Erika Knaack festgestellt, wobei beispielhaft der Bauspielplatz in Kücknitz, die Skateranlage an der Kanalstraße, die Ferienpaß - Aktion der Stadt und das Streetworkerprojekt genannt wurden. +++