„Frauen auf Lübecker Straßen und Plätze“. Der Titel der aktuellen Veröffentlichung des Frauenbüros der Hansestadt Lübeck irritiert. Muss es grammatikalisch korrekt nicht „… und Plätzen“ heißen?
Elke Sasse, Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Lübeck, jedoch erklärt: „Genau das war beabsichtigt: bereits mit dem Titel zu irritieren. Denn wenn ich den Titel als Aufforderung verstehe, ist er durchaus korrekt. Und so möchten wir die neue Veröffentlichung auch verstanden wissen: als Aufforderung, mehr Straßen und Plätze in Lübeck nach Frauen zu benennen – und gleichzeitig als Aufforderung an die Lübeckerinnen, sich sicht- und hörbar zu machen, mit frauen- und gleichstellungspolitischen Forderungen.“ Mit 52 nach historisch existierenden Frauen benannte Straßen hat Lübeck zwar einen Anfang gemacht, aber die nach Frauen benannten Straßen und Plätze machen lediglich 11 Prozent der nach Personen benannten Straßen aus. „Das ist wenig – zu wenig“, findet Elke Sasse.
Dieser Befund soll allerdings nicht davon abhalten, die vorhandenen Namensgeberinnen zu würdigen. Mit der jetzt in Buchform vorliegenden Veröffentlichung „Frauen auf Lübecker Straßen und Plätze“ werden sie portraitiert. Der vollständige Titel lautet entsprechend: „Frauen auf Lübecker Straßen und Plätze. Kurzbiografien der Lübecker Namensgeberinnen“.
Joanna Hagen, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt und als Bausenatorin auch zuständig für Straßen und Elke Sasse, Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Lübeck präsentieren das 142 Seiten starke Buch am 30. September 2024 der Öffentlichkeit. Elke Sasse verweist darauf, dass Straßennamen und öffentliche Plätze an Personen, an Orte, an Ereignisse erinnern und dazu beitragen, diese im öffentlichen Gedächtnis der Stadt zu behalten.
Joanna Hagen beschreibt die neue Veröffentlichung als „… wunderbare Handreichung zu Lebenswegen und Lebensleistungen der Frauen, deren Namen uns im Alltag auf Straßenschildern begegnen.“
Laut Gisela Heinrich, die die Kurzbiografien aufgeschrieben hat, taucht man dabei ein in über 2.000 Jahre Geschichte von Frauen, angefangen bei heiligen Frauen wie Anna und Gertrud bis hin zu den in Wissenschaft, Bildung, Politik und Kultur aktiven Frauen des 19. und 20. Jahrhunderts wie Rosalind Franklin, Bertha von Suttner und Cornelia Schorer. Ihr Befund ist: „Die Biografien der Namensgeberinnen zeigen häufig Pionierinnen, die beseelt waren von Lebenszielen, die im Widerspruch standen zu den gesellschaftlichen Erwartungen und die sie doch und trotz vieler Hürden verfolgten.“ Elke Sasse ergänzt: „Es waren kreative, mutige, aktive und kluge Frauen, die sich oftmals mit sehr langem Atem durchgebissen und durchgesetzt haben und denen eine Würdigung gebührt. Wir brauchen mehr solche weiblichen Vorbilder, damit junge Menschen sehen: auch frau kann etwas wagen und tut dies durchaus vielfältig und erfolgreich“.
Das Buch soll insbesondere auch das: mit der Darstellung der Biografien weibliche Vorbilder sichtbar machen. Nach wie vor braucht es diese für Frauen und Mädchen, um auch ihre eigene Biografie mutig und selbstbewusst zu gestalten.
Damit ist diese Veröffentlichung zugleich eine der 13 Maßnahmen des 1. Lübecker Aktionsplans Gleichstellung aus dem Handlungsfeld II „Geschlechterstereotype abbauen: Frauen können alles, Männer auch.“ Rechtzeitig zum Ende der Laufzeit des 1. Aktionsplans konnte die Veröffentlichung fertiggestellt werden.
Die Veröffentlichung „Frauen auf Lübecker Straßen und Plätze“ hat 142 Seiten und enthält neben den 52 Kurzbiografien eine Übersichtskarte, wo in Lübeck die nach Frauen benannten Straßen und Plätze zu finden sind sowie vielfältige Literaturhinweise zum Weiterlesen.
Ermöglicht wurde die Veröffentlichung mit finanzieller Unterstützung der Bluhme-Jebsen-Stiftung und des Verbandes Frau und Kultur Lübeck.
Zum Preis von 10 Euro ist das Buch im Frauenbüro erhältlich, genauso wie in Buchhandlungen der Stadt, bei der Tourist-Info und in den Lübecker Museen. +++
Quelle: Frauenbüro